Ein Skandal nach dem nächsten: Perlt wirklich alles an Donald Trump ab?
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Zum ersten Mal wird
Donald Trump persönlich zur Verantwortung gezogen und das Urteil ist Teil seines Lebenslaufs und Teil seiner Kandidatur für die Präsidentschaft.
Die Parteichefin der Republikaner und Trump-Loyalistin Ronna McDaniel beeilte sich, nach dem Urteil auf FoxNews zu sagen, die
Präsidentschaftswahl sei noch so weit weg, Wähler wollten bis dahin längst nichts mehr hören über dieses Urteil. Sie würden über das reden wollen, was in ihrem Leben passiert, nicht über Ermittlungen gegen Donald Trump.
Donald Trump spricht von "Hexenjagd"
Der republikanische Senator Marco Rubio sprach von einem Witz, Donald Trump selbst von einer Hexenjagd. Die alten Werte der konservativen Partei stehen durch Donald Trump - mal wieder - auf dem Prüfstand, bislang deutet alles darauf hin, dass sie nicht mehr gelten.
Längst weiß jeder, wer Trump ist. Mehr als ein Dutzend Frauen wirft ihm sexuelle Übergriffe vor, seit Jahrzehnten. Seine Wähler hat das nicht gestört. Schon vor seiner ersten Präsidentschaftswahl gelangte das Video an die Öffentlichkeit, in dem er damit prahlte, als Star könne man beliebig Frauen küssen, ihnen zwischen die Beine greifen, man könne "alles machen".
Mehrheit der Republikaner glaubt an Lüge vom US-Wahlbetrug
Immer wieder haben - auch von Trump selbst ernannte Richter - seine Vorwürfe, die letzte Wahl sei ihm gestohlen worden, zurückgewiesen. Es gab keine Beweise. Dennoch glaubt eine Mehrheit der Republikaner weiterhin an die große Lüge vom Wahlbetrug der Demokraten.
Trump bleibt der republikanische Favorit für die Präsidentschaftskandidatur. Mit 30 Prozentpunkten und mehr Vorsprung auf die innerparteilichen Mitbewerber. Und mehr: Nach der letzten Umfrage würde er derzeit auch die Präsidentschaftswahl gegen
Joe Biden mit sechs Prozentpunkten Vorsprung gewinnen.
Einige kritische Reaktionen aus der republikanischen Partei
Kritik innerhalb der eigenen Partei wird sich auch an diesen Umfragen orientieren. Nach dem Urteil regten sich einige wenige kritische Stimmen. Der frühere Abgeordnete Mo Brooks schrieb auf Twitter: "Schuldig! Amerika braucht den stärksten republikanischen Kandidaten. Das ist nicht Trump. Charakter zählt".
Asa Hutchinson, der bei den republikanischen Vorwahlen für die Präsidentschaftskandidatur gegen Trump antritt, sagte: "Das Urteil der Geschworenen sollte mit Ernsthaftigkeit behandelt werden und ist ein weiteres Beispiel des unhaltbaren Verhaltens Donald Trumps."
Donald Trump muss im Fernsehinterview Stellung beziehen
Doch Trumps unbeirrbare Fanbasis unter den Republikanern kann ihn zur Präsidentschaftskandidatur tragen. Wenn die - angeblich wertkonservativen - Republikaner ihm zutrauen, die Wahl zu gewinnen, obwohl er wegen eines sexuellen Übergriffs verurteilt ist, dann wird die Kritik verstummen und die Partei wird sich hinter ihm versammeln. Denn nur darauf kommt es für die Republikaner an: ob eine realistische Machtoption besteht.
Noch heute wird Donald Trump Stellung beziehen müssen. Am Abend tritt er in einer von CNN veranstalteten Bürgerversammlung auf, wird sich harten Fragen der Starmoderatorin Kaitlan Collins stellen müssen. Es hagelt Kritik, dass CNN Trump so früh bereits eine solche Plattform gibt, jetzt umso mehr, da dort nun ein Mann über eine Stunde live auftritt, der wegen eines sexuellen Übergriffs verurteilt ist. Aber CNN braucht die Quote und Trump braucht die Auftritte, so benutzt man sich gegenseitig.
Gleich mehrere Ermittlungen gegen Donald Trump
Die Justiz in Georgia führt Ermittlungen gegen Trump wegen des Versuchs, den Ausgang der letzten Präsidentschaftswahl zu kippen. Und ein Sonderermittler des US-Justizministeriums prüft zum einen den Umgang Trumps mit geheimen Regierungsdokumenten und zum anderen seine Rolle bei der Erstürmung des Kapitols am 6. Januar 2021 durch seine Anhänger.
Bei der Präsidentschaftswahl 2024 muss Trump - wenn er der republikanische Kandidat wird - konservative Wähler der Mitte und Wechselwähler für sich gewinnen, ohne sie kann er nicht Präsident werden. Sie könnten aus den Verfahren gegen ihn schließen, dass er nicht für Anstand und Rechtsstaatlichkeit stehen kann. Aber am Ende ist das vielleicht nicht ausschlaggebend dafür, wem sie ihre Stimme geben.
Vier Mitglieder der rechtsradikalen "Proud Boys" sind wegen des Sturms auf das US-Kapitol verurteilt worden. Wie lange die Haftstrafen ausfallen, wird erst später festgelegt.