Politologe Korte: Vertrauensfrage ist "scharfes Instrument"
Interview
Scholz im Bundestag:Korte: Vertrauensfrage "scharfes Instrument"
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"Es ist Zeitgeschichte, die wir erleben", sagt Politikwissenschaftler Korte. Eine Vertrauensfrage sei "nicht alltäglich". Die Kanzlerdemokratie sei auf Stabilität getrimmt.
Sehen Sie hier das Interview mit Politikwissenschaftler Korte in voller Länge.15.12.2024 | 4:57 min
Es ist ein historischer Tag für die Berliner Republik. Olaf Scholz wird heute im Bundestag die Vertrauensfrage stellen. Seine Absicht ist klar: Der Bundeskanzler will den Weg für Neuwahlen freimachen. In welchem Zustand sich die Bundesrepublik politisch befindet und was vom Winterwahlkampf zu erwarten ist, darauf hat Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte Antworten.
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Im Interview mit dem ZDF heute journal, betont Korte, dass ...
... die Vertrauensfrage ein "scharfes Instrument" ist
"Das ist schon Zeitgeschichte, die wir [heute] intensiv erleben", betont Korte. Das sei nicht alltäglich, da die Kanzlerdemokratie auf Stabilität getrimmt ist. Die Vertrauensfrage sei ein "sehr scharfes Instrument, eine Autoritätsreserve, die ein Kanzler ziehen kann, um Vertrauen für ein Thema, für sich zu erarbeiten".
Für welches große Thema Scholz am Ende Vertrauen haben möchte, wenn es zur Wahl kommt, sei nicht richtig klar.
Quelle: Peter Frischmuth
... ist Politikwissenschaftler und seit 2002 Professor an der Universität Duisburg-Essen am Campus Duisburg und seit 2006 Direktor der NRW School of Governance.
... kein Großthema der SPD zu erkennen ist
Ein übergreifendes Wahlkampfsthema sei noch nicht richtig zu benennen. "Es ist erstmal für die Parteien der Trümmer-Ampel super schwer, in die Offensive zu kommen, wenn etwas gescheitert ist, denn die Vertrauensfrage morgen ist ein öffentliches Eingeständnis des Scheiterns, keine Mehrheit zu haben."
Wenn man Scholz' Vertrauensfrage bspw. mit der Willy Brandts vergleiche, der für die Ostverträge ein neues Vertrauen haben wollte oder Gerhard Schröder für die Agenda 2010 - frage man sich, "wo ist hier das Großthema bei der SPD?"
Es ginge "nicht um einen Gerechtigkeitswahlkampf, sondern es zeichnet sich ein Wahlkampf ab um Sicherheitsthemen und damit auch sehr stark um Wirtschaftsfragen."
Am Montag stimmt der Bundestag über die Vertrauensfrage von Kanzler Scholz ab. In der Geschichte wurde das Instrument schon mehrfach genutzt – doch dieses Mal ist die Lage anders.15.12.2024 | 2:33 min
... es die FDP schwer haben wird
Scholz, der sich als Friedenskanzler positioniert, hat in Umfragen gegenüber dem CDU-Kandidaten Friedrich Merz aufgeholt. "Doch je näher der Wahltag komm, verschiebe sich einiges. Es bleibt natürlich dynamisch."
Auf die Frage, ob es die FDP in den Bundestag schafft, sagt Korte: "Das ist schwierig." "Die Opfer- und Täter-Problematik, beides in einer Partei zu haben, ist nicht einfach. Man braucht ein Alleinstellungsmerkmal, um vor die Wähler zu treten. Und man muss bei den Fans der Wählerschaft auch signalisieren können, dass man es über die Fünf-Prozent-Hürde schafft." Dann habe man Unterstützer. Wenn man zu weit abgeschlagen sei, wird man die "Fans des Erfolgs" nicht bekommen.
Das Interview führte Marietta Slomka, zusammengefasst hat es Katharina Schuster.