Öffentlicher Dienst: Das sieht der Tarifabschluss vor

Mehr Geld in zwei Stufen:Öffentlicher Dienst: Das steht im Tarifabschluss

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Die Tarifparteien im öffentlichen Dienst haben sich auf einen Abschluss verständigt. Demnach bekommen die mehr als 2,5 Millionen Beschäftigten in zwei Stufen mehr Geld.

Nancy Faeser gibt Frank Werneke nach dem Abschluss der Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst bei einer Pressekonferenz die Hand.
Nach mehreren Wochen mit Streiks ist es im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes zu einer Einigung gekommen.06.04.2025 | 1:13 min
Im Tarifstreit beim öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen haben Gewerkschaften und Arbeitgeber eine Einigung erzielt. Sie folgt im Wesentlichen einer Empfehlung von Schlichtern von Ende März. Das ist beschlossen worden:
  • Die Verdienste steigen ab 1. April 2025 um drei Prozent, mindestens aber um 110 Euro im Monat; zum 1. Mai 2026 dann noch einmal um 2,8 Prozent.
  • Das 13. Monatsgehalt wird erhöht.
  • Die Schichtzulagen werden erhöht.
  • Ab 2027 gibt es einen zusätzlichen Urlaubstag.
  • Zudem können die meisten Beschäftigten Teile des 13. Monatsgehalts in bis zu drei freie Tage umwandeln.
  • Flexiblere Regelungen zu Arbeitszeiten und freien Tagen sind möglich.
  • Für kommunale Krankenhäuser gelten Sonderregeln.
  • Freiwillig und befristet sollen Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit auf bis zu 42 Stunden die Woche erhöhen können.
Gegen diesen letzten Punkt gab es nach Angaben aus Verhandlungskreisen Bedenken der Gewerkschaften. Sie befürchten Druck auf Arbeitnehmer, länger zu arbeiten. Schließlich wurde ein Kompromiss gefunden. "Niemand kann gedrängt werden, mehr zu arbeiten - das ist Teil der Tarifvereinbarung", sagte Verdi-Chef Franz Werneke. "Wer freiwillig mehr arbeitet, erhält für die zusätzlichen Stunden einen Aufschlag."
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Beschäftigte arbeiten in wichtigen Jobs

Die mehr als 2,5 Millionen Beschäftigten bei Bund und Kommunen arbeiten in einer Vielzahl wichtiger Jobs von der Verwaltung über Kitas und Müllabfuhr bis hin zu Nahverkehr und Flughäfen. Der Tarifkonflikt berührte viele Bürger, weil es seit Januar immer wieder Warnstreiks gab.
Für die Arbeitnehmer saßen die Gewerkschaften Verdi und dbb Beamtenbund am Tisch, für die Arbeitgeber die Vereinigung kommunaler Arbeitgeber VKA und das Bundesinnenministerium.

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Nach drei Runden waren die Verhandlungen Mitte März für gescheitert erklärt worden. Es folgte eine Schlichtung unter Führung des ehemaligen CDU-Politikers Roland Koch und des früheren Bremer Staatsrats Henning Lühr (SPD). Obwohl die Eckpunkte damit klar waren, ging die vierte Verhandlungsrunde in Potsdam nur sehr zäh voran.

Forderungen waren ursprünglich viel höher

Ursprünglich hatten die Gewerkschaften acht Prozent mehr Geld gefordert, mindestens aber 350 Euro mehr im Monat, sowie unter anderem mindestens drei zusätzliche freie Tage im Jahr. Sie wollten, dass der Tarifvertrag nur ein Jahr läuft. Dies bezeichnete die Arbeitgeberseite als nicht finanzierbar.
In der dritten Verhandlungsrunde boten die Arbeitgeber dem Vernehmen nach eine Erhöhung der Entgelte um 5,5 Prozent sowie ein höheres 13. Monatsgehalt und höhere Schichtzulagen. Die Laufzeit blieb offen. Den Gewerkschaften reichte das nicht. Letztlich rief die Arbeitgeberseite die Schlichtung an, weil die Gewerkschaften sich zu wenig bewegt hätten.

Unterschiedliche Reaktionen auf Tarifeinigung

Bundesinnenministerin Nancy Faeser lobte nun den Abschluss: "Wir haben einen Tarifabschluss erreicht, der in schwierigen Zeiten einen guten Ausgleich bringt. Wir machen die Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst flexibler, moderner und attraktiver." Der neue Tarifvertrag sei ein Zeichen des Respekts für die Beschäftigten und davor, was die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes leisteten.
Verdi-Chef Frank Werneke erklärte für die Arbeitnehmerseite, die Annahme des Ergebnisses sei der Gewerkschaft nicht leicht gefallen: "Es ist ein schwieriges Ergebnis in schwierigen Zeiten."
Der Verhandlungsführer der Gewerkschaft dbb Beamtenbund, Volker Geyer, betonte dennoch: "In dieser Einigung kann sich jede und jeder wiederfinden."
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:Verdi

Die Gewerkschaft Verdi wurde am 2. Juli 2001 gegründet. Sie entstand aus den fünf Gründungsgewerkschaften DAG, DPG, HBV, IG Medien und ÖTV. News und Hintergründe zu Verdi hier.
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Quelle: dpa

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Quelle: dpa, Reuters