Nord und Süd streiten über Stromgebühr: Wer zahlt wie viel?

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    Wer zahlt wie viel?:Nord und Süd streiten über Stromgebühren

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    In Regionen, in denen viele Windräder gebaut werden, zahlen Verbraucher hohe Stromgebühren. Die Bundesnetzagentur will das ändern und fairer gestalten. Markus Söder wehrt sich.

    Regionen mit viel Windkraft - wie hier in Brandenburg - zahlen höhere Netzentgelte.
    Regionen mit viel Windkraft - wie hier in Brandenburg - zahlen höhere Netzentgelte.
    Quelle: dpa

    Die Bundesnetzagentur will eine Strompreisreform mit niedrigeren Gebühren für Regionen mit viel Windkraft. Bislang würden Regionen, die besonders auf Windkraft setzten, finanziell besonders stark belastet, sagte der Präsident der Behörde, Klaus Müller, der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
    Am meisten zahlen Verbraucher aus Brandenburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, am wenigsten Stromkunden aus Bremen und Bayern.
    Netzkosten pro Musterhaushalt

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    Im Bundestag liege ein Gesetzentwurf, der die Netzagentur autorisieren würde, faire Netzentgelte einzuführen, so Müller.

    Ich treffe keinen Energieminister in den Bundesländern, der dieses historisch gewachsene System noch gutheißt.

    Klaus Müller, Bundesnetzagentur

    Müller: Ausbau der Erneuerbaren belohnen

    Schließlich seien auch Regionen in Süddeutschland betroffen, in denen viele Windräder aufgestellt und ans Netz angeschlossen würden, so Müller. Sein Eindruck sei, dass die Energieminister aller Bundesländer hinter seinen Reformplänen stünden.

    Denn es liegt auf der Hand, dass wir den Erneuerbaren-Ausbau belohnen sollten. Ich kann den Frust vieler Bürger und Regionen darüber gut verstehen.

    Klaus Müller, Bundesnetzagentur

    Söder gegen unterschiedliche Strompreiszonen

    Bayerns Ministerpräsident Markus Söder äußerte sich in der "Süddeutschen Zeitung" kritisch:

    Unterschiedliche Strompreiszonen wären ein großer Fehler.

    Markus Söder, Bayerns Ministerpräsident

    Wer solchen Zonen "das Wort redet, legt die Axt an den Industriestandort Deutschland und gefährdet Süddeutschland als industrielles Herz der Republik". Der CSU-Chef verwies darauf, dass Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Hessen und Rheinland-Pfalz gemeinsam gegen Strompreiszonen seien.

    Die Netzentgelte als Stromnetzgebühren sind ein Teil des Strompreises. Über diese Entgelte werden auch der Ausbau des Stromnetzes und Maßnahmen zur Systemsicherheit bezahlt.

    Höhe und Ausgestaltung der Netzentgelte werden staatlich reguliert, weil es sich bei Stromnetzen um sogenannte natürliche Monopole im Besitz eines einzelnen Unternehmens handelt und sich die Preise für Nutzung und Ausbau daher nicht im freien Spiel der Marktkräfte bilden können. Grundlage sind die Erlösobergrenzen, die ein spezielles Gremium der Bundesnetzagentur festlegt.

    Der Bund hatte den Anstieg der Stromnetzgebühren mit einem milliardenschweren Zuschuss gedämpft. Die Höhe der Netzentgelte ist je nach Netzbetreiber und Region unterschiedlich.

    In Regionen mit einem hohen Zubau an Windkraftanlagen sind auch zusätzliche Investitionen in neue Leitungen und Verteilinfrastrukturen notwendig, was wiederum die Netzentgelte für dort lebende Kundinnen und Kunden beeinflusst.

    Quelle: dpa, AFP

    Wirtschaftsministerium will Netzkosten fair gestalten

    Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte mit Blick auf die erneuerbaren Energien, es müsse das Ziel sein, die ausbaubedingten Netzkosten zwischen den Regionen fair zu gestalten.
    Die Festlegung der Netzentgelte müsse nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs durch eine unabhängige Regulierungsbehörde erfolgen. Dies sei in Deutschland die Netzagentur.
    Faire Netzentgelte seien die Grundlage für die Akzeptanz der Energiewende, so das Bundeswirtschaftsministerium.
    Grafik: Harald Lesch vor Fotovoltaikanlagen und Windrädern
    Kommen wir mit dem Ausbau vom Stromnetz überhaupt hinterher? Und wie sieht es mit dem Strompreis aus? 19.07.2023 | 29:19 min
    Schafft Deutschland die Energiewende?

    Streit zwischen Nord und Süd

    Hintergrund ist ein Streit zwischen nördlichen und südlichen Bundesländern. Denn im Norden wird zwar in großem Maßstab billiger Windstrom produziert, die Menschen müssen aber dennoch höhere Strompreise bezahlen.
    Dies liegt daran, dass die Kosten für den Anschluss von Windrädern ans Stromnetz wegen der Entfernungen zwischen den Anlagen vergleichsweise hoch sind und auf die Bewohner der Region umgelegt werden, in denen die Windräder gebaut werden. Die Nord-Ministerpräsidenten haben bereits mehrfach eine Änderung gefordert - auch weil diese Benachteiligung in der Bevölkerung die Akzeptanz für den Bau neuer, dringend benötigter Windräder untergrabe.
    Der Ausbau erneuerbarer Energien ist wichtig für den Strompreis:
    In den Küstenregionen ist zudem die Bevölkerungsdichte geringer, so dass die Kosten auf weniger Menschen umgelegt werden als etwa in städtischen Regionen. Es gibt also faktisch bereits unterschiedliche Strompreiszonen. 
    Hier stehen die meisten Windräder in Deutschland:
    • Niedersachsen
    • Brandenburg
    • Schleswig-Holstein
    Der Ausbau der Windkraft an Land spielt eine wichtige Rolle in der Strategie der Bundesregierung, um Klimaschutzziele zu erreichen und fossile Energien wie Kohle und Gas zu ersetzen. Die Energiebranche beklagt seit langem ein Nord-Süd-Gefälle beim Ausbau der Windkraft. Insbesondere in Süddeutschland stocke der Ausbau weiter.
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    Quelle: dpa, Reuters, AFP