Online-Betrug: Anklage zu "Juicy Fields" geplant

    Online-Betrug:Anklage zu "Juicy Fields" geplant

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    Mit angeblichen Hanfplantagen wurden Anleger um Millionen geprellt. Im April verhafteten Ermittler mutmaßliche Hintermänner. Zwei von ihnen sollen in Deutschland angeklagt werden.

    Sergej B. vor Gericht in der Dominikanischen Republik
    Sergej B. vor Gericht in der Dominikanischen Republik
    Quelle: DR / Joan Rosa

    Es ist das vorläufige Finale eines gigantischen Internetbetrugs: Die Berliner Staatsanwaltschaft will im Fall der Online-Plattform "Juicy Fields" Anklage gegen zwei deutsche Beschuldigte erheben.
    Laut Informationen von ZDF Frontal und "Spiegel" werden sich die beiden Männer voraussichtlich wegen gewerbsmäßigen Betrugs verantworten müssen. Der Gesamtschaden, der Anlegern weltweit durch die Abzocke mit angeblichen Cannabis-Pflanzen entstanden ist, beziffern die Ermittler auf mindestens 645 Millionen Euro.
    Die Spur: Gras, Gier, großes Geld
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    Schneeballsystem mit Cannabispflanzen

    Die Betrugsmasche mit dem angeblichen Online-Anbau von medizinischem Cannabis flog 2022 auf. Die Betreiber besaßen praktisch keine Pflanzen, die anfangs ausgezahlten Gewinne wurden durch die Investitionen neuer Investoren gedeckt - ein klassisches Schneeballsystem, das irgendwann in sich zusammenbricht. Seither sind bereits mehr als 3.000 Strafanzeigen bei der Berliner Staatsanwaltschaft eingegangen.
    Die Hintermänner des Betrugs sind den Ermittlungen zufolge russische Staatsbürger, die falsche Identitäten nutzten und ein Netzwerk aus Helfern und Strohmännern um sich sponnen. Eine Erkenntnis, die auch durch eine neue gemeinsame Recherche von ZDF Frontal, dem "Spiegel", Correctiv, dem Dänischen Rundfunk (DR) und anderen internationalen Partnern gestärkt wird.

    Zwei Männer bei deutscher Justiz im Visier

    In Deutschland hat die Staatsanwaltschaft vorrangig zwei Männer im Visier, die in den "Juicy Fields"-Betrug verwickelt gewesen sein sollen: einen vorbestraften Berliner Geschäftsmann und angeblichen Grafen und den ehemaligen Geschäftsführer der Berliner Dependance, Viktor B.
    Der Graf ließ eine Anfrage von ZDF und Spiegel unbeantwortet, erklärte sich gegenüber den Behörden aber als unschuldig. Nach seiner Festnahme im April ist er unter Auflagen wieder frei. Das gilt auch für Viktor B., einen Deutschen mit sowjetischen Wurzeln, der sich ebenfalls nicht zu den Vorwürfen verhielt.
    Auf dem Bild ist ein Ausschnitt des JuicyFields-Werbevideo zu sehen.
    Reich werden kann jeder – mit Cannabis. Das war das Versprechen der Online-Plattform JuicyFields. Viele glaubten dem Versprechen und investierten ihre kompletten Ersparnisse. Was als Hype begann, entpuppte sich als Betrug.19.04.2023 | 2:02 min

    Teure Autos, dubiose Grafen

    Im April hatten Beamte zur Sicherung von Beweisen im mutmaßlichen Megabetrug unter anderem Wohnungen durchsucht. Sie beschlagnahmten unter anderem einen Bentley und einen Range Rover, dazu zahlreiche Unterlagen und Datenträger.
    Der vorbestrafte Graf, der in den "Juicy Fields"-Betrug verwickelt sein soll, wurde bereits mehrfach verurteilt - wegen Betrugs und unerlaubter Bankgeschäfte, insgesamt zu fast elf Jahren Haft.
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    Russische Hintermänner verhaftet

    Parallel zu den Durchsuchungen in Berlin gab es einen koordinierten Einsatz mit mehr als 400 Beamten in elf Ländern weltweit - auch auf Teneriffa und in der Dominikanischen Republik. Dort verhafteten Ermittler einen der mutmaßlich russischen Drahtzieher in einem Touristen-Resort. Der Gesuchte logierte dort weiter unter seinem Tarnnamen aus dem "Juicy Fields"-Kontext - "Paul Bergholts". Sein richtiger Name aber lautet Sergej B. Neben Bargeld stellten Beamten Munition und gefälschte Pässe sicher.
    Die für den Fall zuständige Berliner Oberstaatsanwältin Ina Kinder ordnet Sergej B. und dessen Komplizen der russischen Organisierten Kriminalität zu. Sergej B., der inzwischen nach Spanien ausgeliefert wurde, antwortete erstmals schriftlich aus der Haft und bestritt den Betrug. Man habe in "echte Produktionen" investiert, mit dem Geld seien andere verschwunden.

    Das Geld ist weg

    Den betrogenen Anlegern könnten Strafprozesse vielleicht etwas Genugtuung bereiten, auf eine Entschädigung für das investierte Geld können sie aber dennoch kaum mehr hoffen. Von den ergaunerten 645 Millionen wurde bis heute nur ein geringer Bruchteil sichergestellt.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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