Nordhausen: Wird der erste AfD-Oberbürgermeister gewählt?

    OB-Wahl Nordhausen :Wird der erste AfD-Oberbürgermeister gewählt?

    Daniela Sonntag vom ZDF-Landesstudio Thüringen mit Mikrofon.
    von Daniela Sonntag
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    Im thüringischen Nordhausen könnte die AfD das nächste kommunale Amt holen. Warum Jörg Prophet gute Chancen hat und viele Nordhäuser sich Sorgen machen.

    Ein Wahlplakat des AfD-Kandidaten Jörg Prophet
    Ein Wahlplakat des AfD-Kandidaten Jörg Prophet während eines Wahlkampfs für die Kommunalwahl in Nordhausen.
    Quelle: AFP

    Blasmusik vom Band, Bratwurst vom Rost und AfD-Politprominenz vor den Bierbänken - und das alles direkt vor dem Nordhäuser Rathaus. Der Wahlkampf-Höhepunkt der AfD am letzten Samstag wirkt schon fast, als würde hier ein Sieger feiern. Parteichef Tino Chrupalla und der AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl Maximalian Krah sind eigens ins nördliche Thüringen gereist, um Jörg Prophet zu unterstützen. Denn der Mann ist auf Erfolgskurs und könnte das nächste kommunale Amt für die Partei erobern.
    Seit der Nordhäuser Unternehmer bei der Wahl vor zwei Wochen 42,1 Prozent einfuhr, gilt er als Favorit für die Stichwahl zum Oberbürgermeister-Posten im thüringischen Nordhausen.
    28.07.23., Magdeburg: Tino Chrupalla, Alice Weidel und Maximilian Krah stehen vor einem AfD-Poster.
    Die AfD befindet sich im Umfragehoch. Die in Teilen rechtsextreme Partei bezeichnet sich selbst als bürgerlich und liberal, tatsächlich werden die Töne immer radikaler.19.09.2023 | 7:17 min

    AfD profitiert vom Rosenkrieg des Amtsinhabers

    Prophets Markenzeichen sind die Hosenträger: Er zeigt sich gern als Manager, als Macher. Im Wahlkampf hat er viel über die lokalen Probleme in der Stadt gesprochen.
    "Kommunalpolitik ist harte Arbeit. Dort geht es um Sachthemen", sagt er dem ZDF nach der Wahl vor zwei Wochen. Das kommt gut an in einer Stadt, deren Lokalpolitik in den letzten Monaten vor allem von öffentlichem Gezänk geprägt war. So verdankt der AfD-Mann seine guten Aussichten für Sonntag nicht nur vier Jahren Arbeit im Stadtrat. Sondern wohl auch den Querelen rund um den bisherigen Amtsinhaber- und jetzigen Stichwahlgegner Kai Buchmann. Vor sechs Jahren hatte Buchmann als parteiloser Kandidat das Rathaus erobert- und sich dann dort einen Rosenkrieg mit seiner Beigeordneten und Stellvertreterin von der SPD geliefert.

    Kein gemeinsamer Wahlaufruf für Buchmann

    Es ging um Mobbing-Vorwürfe. Im Frühjahr dieses Jahres schließlich war der Streit eskaliert und Landrat Matthias Jendricke, ebenfalls SPD, suspendierte Buchmann vom Amt. Die Suspendierung hat ein Gericht mittlerweile aufgehoben, doch das Disziplinarverfahren läuft weiter- und das Verhältnis Buchmanns und des Landrats gilt als nachhaltig zerrüttet.
    Dass dies Wahl sich auch auf die Wahl auswirkt, räumt Buchmann selbst ein "Der Einfluss ist relevant und nicht abweisbar aus meiner Sicht." Dass nun ausgerechnet der umstrittene Buchmann zur Stichwahl steht, macht es für die anderen Parteien nicht einfacher. 23,7 Prozent hatte er vor zwei Wochen erreicht. Einen gemeinsamen Wahlaufruf für ihn gibt es nicht. Aber dafür viele Sorgen, über die Zukunft der Stadt, die eine international ausgerichtete Fachhochschule hat.

    Gedenkstätte Buchenwald lädt AfD-Kandidaten aus

    Während die AfD ihre Parteigrößen auffuhr, hatten Studenten zum Gegenprotest aufgerufen, gut 180 Menschen kamen. Dass hier ein AfD-Mann im Rathaus sitzen könnte, findet auch der ehemalige Bürgermeister Klaus Zeh von der CDU "deprimierend", besonders angesichts der Historie. Denn in Nordhausen befindet sich mit Mittelbau Dora ein ehemaliges KZ. "Das sollte eigentlich eine Lektion für die Menschen sein."
    Das ehemalige Außenlager gehört heute zur Gedenkstätte Buchenwald. Deren Stiftungsdirektor, Jens Christian Wagner, hatte zuletzt öffentlich gemacht, dass Internet-Posts von AfD Mann Prophet im Thüringer Verfassungsschutzbericht zitiert werden. "Sollte Herr Prophet tatsächlich zum Oberbürgermeister gewählt werden, müssen wir das natürlich respektieren."

    Wir werden ihm aber nicht gestatten, an Veranstaltungen in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora teilzunehmen. Überlebenden und Angehörigen möchte ich nicht zumuten, dort neben einem Mann zu sitzen, der ihr Leid kleinredet, und wir wollen extrem Rechten auch keine Bühne bieten, ihre geschichstrevisionistischen Narrative zu normalisieren.

    Jens Christian Wagner, Gedenkstätte Buchenwald

    Prophet selbst hält die Vorwürfe für Verleumdung und eine "Beleidigung meiner Person". Bis zur Wahl will er jetzt keine Interviews mehr geben, keine Fragen beantworten. Am Sonntag entscheiden rund 33.000 Wahlberechtigte in Nordhausen, wer die nächsten sechs Jahre im Rathaus sitzt.
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