CDU und Grüne im "moma duell":Amthor vs. Schäfer: Gendern ja oder nein?
von Dimitrios Georgoulis
|
Philipp Amthor hält Gender-Verbote an Schulen und Universitäten für richtig. Für Jamila Schäfer ist gendergerechte Sprache ein kleiner Beitrag für mehr Gleichberechtigung.
Ist es richtig, zu gendern? Bundestagsabgeordnete Jamila Schäfer (Bündnis 90/Die Grünen) hält das für wichtig, Bundestagsabgeordneter Philipp Amthor (CDU) spricht sich dagegen aus.07.09.2023 | 10:16 min
Es ist für viele ein Reizwort: Gendern. Für Kritiker stellen Sternchen (*), Binnen-I und Doppelpunkt eine Verhunzung der Sprache und eine Bevormundung dar. Befürworter hingegen sehen geschlechtergerechte Sprache als Ausdruck der Gleichstellung. Die Bundestagsabgeordneten Jamila Schäfer von den Grünen und Philipp Amthor von der CDU haben darüber im "moma duell" im ZDF-Morgenmagazin gestritten.
Amthor: Gendern ist Sprachaktivismus der Grünen
Der CDU-Politiker findet Amtsträger und Menschen, die öffentlich eine Verantwortung haben, sollten die Sprache verwenden, wie sie richtig sei.
Amthor wendet sich gegen das Gendern, weil "die normalen Menschen in ihrer Sprache bevormundet werden sollen". Es gebe wichtigere Themen als das Gendern, aber "wir sind von den Grünen Kummer gewöhnt."
Gendern hält er für eine "abstruse Kunstsprache", die ein Bestandteil der links-grünen Identitätspolitik sei. Privat könnten die Grünen-Politiker von morgens bis abends gendern, "aber die Bevölkerung denkt sich: Was ist eigentlich los mit den Politikern?" Wenn eine grüne Politikblase aus Berlin-Mitte den Menschen vorschreibe, wie zu reden sei, dann sei es das gute Recht der CDU, ihren Standpunkt zu vertreten. Und eine klare Mehrheit der Bevölkerung wolle nicht gendern.
Jamila Schäfer von den Grünen kontert, dass Gendern immer freiwillig sei. Sprache entwickele sich langsam. Wenn man "Bürgerinnen und Bürger" sagt, würden sich schon mehr Menschen angesprochen fühlen.
Schäfer kritisiert Gender-Dauerbeschäftigung der Union
Die Grünen-Politikerin wiederum kritisiert die Union für deren "Dauerbeschäftigung" mit dem Thema. Sie meint: "Ich kenne abseits der AfD keine Partei, die sich so damit beschäftigt." Die direkt gewählte Abgeordnete aus München erklärt, warum sie sich für das Gendern entschieden hat. Das Gendern sorge dafür, dass man geschlechtergerecht denke, zum Beispiel bei Berufen.
Sie nannte das Beispiel Feuerwehrmann. Wenn man auch von Feuerwehrfrauen spreche, würden sich auch mehr Mädchen für den Beruf interessieren. Gendern sei ihrer Meinung nach allerdings nur ein kleiner Beitrag für mehr Gleichberechtigung. Viel wichtiger seien unter anderem die Themen gleicher Lohn bei gleicher Arbeit für Frauen und Männer oder das Thema Gewalt an Frauen.
Philipp Amthor sieht das anders: Wenn er mit Feuerwehrleuten spreche, stellten sich andere Probleme für diese Bürger. Da ginge es um die Energiepolitik, Inflation und Migration. "Und da geht es nicht um die Frage, wie oft kann ich im Jahr das Geschlecht wechseln und wie muss man die Sprache vorschreiben."
Verbot von Gendern an Schulen polarisiert
Ein weiterer Schlagabtausch: Die Entscheidung des CDU-geführten Bildungsministeriums in Sachsen-Anhalt, Gendern an Schulen zu verbieten, führt zu einer hitzigen Diskussion der jungen Politiker.
Amthor verteidigt den umstrittenen Beschluss: In deutschen Schulen müsse nach deutschen Sprachregelungen gesprochen werden. "Die CDU ist keine Verbotspartei", stellt der Bundestagsabgeordnete klar.
Jamila Schäfer hingegen kritisiert diese Entscheidung scharf: "Herr Amthor, Sie machen das, was Sie uns immer vorwerfen, nämlich vorzuschreiben, wie die Menschen zu sprechen haben." Ein Genderwahn der CDU schade der Debattenkultur.
Themen