Kommentar: Deutschland kann Krise, Kanzler!

    Kommentar

    Umgang mit Herausforderungen:Deutschland kann Krise, Kanzler!

    ZDFheute Update - Peter Kunz
    von Peter Kunz
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    Die Bauern zeigen mit der Mistgabel auf Berlin. Massenprotest und Unmut zahlen bei Demokratiefeinden ein. Bricht Deutschland auseinander? Nein - das hat die jüngste Flut gezeigt.

    Berlin: Traktoren und LKWs stehen in mehreren Reihen am Brandenburger Tor
    Die Bauern blockierten heute zum vorerst letzten Mal große Teile der Hauptstadt. Seit Tagen demonstrierten die Landwirte bundesweit gegen geplante Subventionskürzungen der Ampel. 15.01.2024 | 1:40 min
    Wenn Tausende Traktoren die Hauptstadt verstopfen, flankiert von Lkw und Handwerkerautos, dann sieht es nach Volksaufstand aus. Aber erstmal ist eine Demonstration, bei der die Polizei den Verkehr umleitet und regelt, ein Ausdruck demokratischer Kultur.
    Genauso wie Zehntausende, die am Wochenende bundesweit ihren Protest gegen menschen- und verfassungsfeindliche Pläne von Rechtsextremisten auf die Straße trugen.
    Finanzminister Lindner zu Bauernprotest
    Christian Lindner wurde auf der Großdemonstration des Bauernverbands ausgebuht.15.01.2024 | 18:12 min

    Weihnachts-Hochwasser beschäftigt viele Bauern noch immer

    Bauern, vor allem in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen, hatten vor und noch während ihrer "Agrardiesel-Krise" auch mit dem Weihnachts-Hochwasser zu kämpfen. Immer noch stehen Tausende Hektar landwirtschaftlicher Flächen unter Wasser - die Überstauung führt zu Sauerstoff- und Nährstoffmangel im Boden.
    In Niedersachsen schätzt die Vereinigung Landvolk die möglichen Einbußen bei der nächsten Ernte auf bis zu 20 Prozent. Bauer ist eben auch ein Risikoberuf. In einem Jahr wird gut verdient, im nächsten …
    Hochwasserlage: Leichte Entspannung
    In vielen Hochwassergebieten in Deutschland hat sich die Lage entspannt.08.01.2024 | 2:02 min

    Populisten profitieren von Untergangsstimmung

    Tatsächlich besteht das Leben aus mehr Risiko, als wir in Deutschland in vielen Jahren wahrnehmen mussten. Seit in der Welt nichts mehr berechenbar scheint, Gefahren nicht nur lauern, macht sich in der Überreizung eine Untergangsstimmung breit, die wir gar nicht verdient haben. Von der nur politische Populisten profitieren.
    Das Hochwasser hat gezeigt, was möglich ist. Dass wir noch lange nicht in einer gespaltenen Gesellschaft leben. In allen Bundesländern packten Zigtausende Menschen über die Feiertage mit an, halfen ihren Nachbarn, schleppten Millionen Sandsäcke, patrouillierten an Deichen. Der freiwillige Einsatz der Helfer, so stellte in diesen Tagen Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil fest, habe entscheidend dazu beigetragen, dass dieses Katastrophenhochwasser viel weniger Schäden hinterlassen hat als befürchtet.
    Hochwasser in Sachsen. Feuerwehrmänner stehen im Dresdner Stadtteil Laubegast hinter einem Wall aus Sandsäcken am Ufer der Elbe.
    In mehreren Bundesländern kämpften viele Helfer gegen Hochwasser.05.01.2024 | 1:11 min

    Hilfswelle hält an

    Selbst jetzt hält die Hilfswelle an: In Lilienthal bei Bremen dienen zum Verkauf stehende, leere Häuser vorübergehend als Notunterkunft - und aus dem 2021 von der Todesflut betroffenen Ahrtal werden nun Bautrockner nach Norden gekarrt. Menschen mit Migrationshintergrund haben bei der Hochwasserhilfe fleißig mit angepackt, und niemand hat in der Sandsackkette nach Herkunft oder Religion gefragt.
    Vielleicht sollte man eine Lektion aus diesen Wochen des vorbehaltlosen Bürgerengagements mitnehmen: Die Deutschen können schon mit Krisen umgehen, wenn sie frontal davon getroffen werden. Und sie stehlen sich auch nicht mehrheitlich die Sandsäcke oder beharren auf ihren Privilegien und Subventionen. Sie sind viel krisenfester, als mancher Politiker in dieser trüben Januarstimmung glaubt. Und können sogar mit Verlust oder Verzicht leben. Solange sie wissen, wofür.
    Im Vordergrund Bundeskanzler Scholz; im Hintergrund ein Traktorkonvoi vor dem Brandenburger Tor.
    Bundesweit protestieren Bauern gegen die Kürzungspläne der Ampel. Deren Zustimmungswerte sinken aber auch in der gesamten Bevölkerung. ZDFheute live analysiert die Gründe.09.01.2024 | 31:40 min

    Keine Angst vor schlechten Botschaften

    "Wenn wir alles so machen wie immer, dann kommen wir auch nicht voran", redet Olaf Scholz den Bauern und der Nation ins Gewissen. Vielleicht braucht es einfach jemanden in der Berliner Blase, der den Mut zur ehrlichen Definition hat: Wo und warum die Zukunft verlangt, alle Gürtel enger zu schnallen.
    Wofür wir uns gemeinsam ins Zeug zu legen haben. Und dass die fetten Jahre schlicht vorbei sind. Führung, die auch schlechte Botschaften erklärt und verstanden wird, hat auch bei Wahlen wieder Chancen. Wie wäre es, Herr Bundeskanzler?

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