Experten legen Bericht vor:Studie: Jeder zweite Deutsche muslimfeindlich
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Jeder zweite Deutsche stimmt - laut einem aktuellen Bericht - muslimfeindlichen Aussagen zu. Experten fordern mehr Engagement gegen Diskriminierung und einen Islam-Beauftragten.
Unabhängige Experten empfehlen der Bundesregierung die Ernennung eines Bundesbeauftragten für die Bekämpfung von Muslimfeindlichkeit. Ihm oder ihr zur Seite solle ein Sachverständigenrat stehen.
Dies ist einer der Vorschläge, den der im September 2020 noch vom damaligen Innenminister Horst Seehofer (CSU) einberufene zwölfköpfige Unabhängige Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (UEM) in seinem Abschlussbericht macht.
Bericht richtet sich "an alle Menschen und Organisationen im Land"
Das Papier mit dem Titel "Muslimfeindlichkeit - Eine deutsche Bilanz" wurde am Donnerstag in Berlin vorgestellt. Der Bericht richte sich an alle Menschen und Organisationen im Land, stellen die Verfasser voraus - denn entscheidend sei, dass gerade auch jene, die nicht unmittelbar diskriminiert würden, sich solidarisch verhielten.
"Wir wünschen uns mehr Anerkennung des Problems, wir wollen politischen Willen, dieses Problem anzugehen," so Rima Hanano von CLAIM - Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit.
29.06.2023 | 5:06 min
Der Expertenkreis definiert Muslimfeindlichkeit als "die Zuschreibung pauschaler, weitestgehend unveränderbarer, rückständiger und bedrohlicher Eigenschaften gegenüber Muslim*innen und als muslimisch wahrgenommener Menschen. Dadurch wird bewusst oder unbewusst eine "Fremdheit" oder sogar Feindlichkeit konstruiert".
Ausgrenzung und Diskriminierung bis hin zur Gewalt
Für Betroffene seien das keine Einzelereignisse, sondern wiederkehrende und mitunter sehr belastende Erfahrungen. Sie erführen Ausgrenzung und Diskriminierung bis hin zu Gewalt. Das Phänomen sei weit verbreitet, schreiben die Fachleute aus Wissenschaft und Verbänden. So stimme laut Untersuchungen etwa jede beziehungsweise jeder Zweite muslimfeindlichen Aussagen zu.
Vorurteile gegen Zuwanderer und Muslime als Anhänger einer angeblich besonders "rückständigen" Religion überschnitten sich, Betroffene würden gleich doppelt stigmatisiert. Muslimische Frauen berichteten, dass sie als nicht selbstbestimmt wahrgenommen würden, muslimische Männer wiederum erzählen, sie würden als aggressiv und gewalttätig wahrgenommen.
Die Experten empfehlen der Bundesregierung eine Strategie zur Förderung der Teilhabe von Menschen "mit muslimischen Identitätsbezügen" in allen staatlichen Einrichtungen - mit bindenden Zielvorgaben, Öffentlichkeitsarbeit und gezielten Kampagnen.
Fortbildungen für Lehrer, Erzieher und Polizisten
Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter staatlicher Einrichtungen wie Lehrer, Erzieher oder Polizisten solle es Fortbildungen geben. In den Schulen müsse die Auseinandersetzung mit Muslimfeindlichkeit verpflichtend werden. Rassismuskritische Studien sollten angeschoben und gefördert werden.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die den Bericht nach Angaben ihres Hauses wegen eines anderen wichtigen Termins nicht selbst entgegennahm, versprach eine intensive Beschäftigung damit. Muslimisches Leben gehöre selbstverständlich zu Deutschland, alle sollten die gleichen Chancen und Rechte haben.
Es sei sehr wichtig, dies sichtbar zu machen und ein Bewusstsein für noch immer weit verbreitete Ressentiments zu schaffen.
Quelle: dpa
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