Experte: Härte gegen Clans, dann Integration

    Schlägereien in Essen:Experte: Härte gegen Clans, dann Integration

    von Heiko Rahms
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    Parallelgesellschaften und Clanstrukturen sorgen im Ruhrgebiet für Unruhe. Über soziale Medien werden libanesische und syrische Gruppen gegeneinander aufgehetzt.

    Polizisten bewachen Mitglieder einer der beteiligten Gruppen einer Schlägerei in Essen
    Polizisten bewachen Mitglieder einer der beteiligten Gruppen einer Schlägerei in Essen
    Quelle: dpa

    Klein-Libanon nennen die Essener das Gebiet rund um die Altendorfer Straße. Hier brodelt das Leben. Es gibt zahlreiche Geschäfte, Kioske und Döner-Läden. Die Straßenbahn fährt von hier nur wenige Minuten zum Fußballstadion von Rot-Weiss-Essen.
    Es sind viele auffällige Luxusautos mit Kennzeichen aus anderen Städten unterwegs. Auf der Straße sieht man viele Männergruppen. Auf der Straße wird viel arabisch gesprochen, aber hier wohnen auch viele Türken und Serben.
    Die Ladenbesitzer oder Passanten möchten nicht über libanesische Clans sprechen. Viele haben Angst. Es ist eine geschlossene Welt. Nur wenige Kilometer von hier entfernt ist die Essener Innenstadt.

    Essener Innenstadt: Ein Hauch von "Damaskus"

    Hier gibt es viele Shisha-Bars und mehrere syrische Restaurants. Die Wirte stellen im Sommer draußen viele Tische auf, so dass dort für viele Syrer ein Treffpunkt entstand. Es weht ein Hauch von "Damaskus" durch die etwas heruntergekommene Innenstadt.
    Und genau hier eskalierten am vergangenen Wochenende die Spannungen zwischen den beiden Gruppen. Libanesen warfen die Scheiben eines syrischen Restaurants ein. Es kam zu Tumulten. Die Polizei konnte nur mit Mühe die Lage beruhigen.

    Essener OB: "Situation ist für uns eine neue Qualität"

    Der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) dankt der Polizei, die diese Lage entschärft hat. Und er macht klar, dass er nicht tatenlos bleiben wird, sondern weiter gegen Clans vorgehen will.

    Da sind wir schon seit acht Jahren dran. Auch mit Erfolg. Die Situation mit Blick auf die Menschen aus Syrien hier ist für uns eine neue Qualität. Da brauchen wir weitere Kenntnisse, aber auch die werden wir gewinnen.

    Thomas Kufen (CDU), Essener Oberbürgermeister

    Ahmad Omeirat ist für die Grünen im Essener Stadtrat. Er stammt aus Beirut und kam im Alter von zwei Jahren als Flüchtling nach Essen. Mit Sorge beobachtet er den Konflikt zwischen Syrern und Libanesen in seiner Heimatstadt.

    Mobilisierung über soziale Medien

    Die Auseinandersetzung begann zwischen zwei Familien in einem Mehrfamilienhaus in Castrop-Rauxel und sei dann durch soziale Medien befeuert worden.
    "Die Aufrufe von Bloggern haben dann auch eine Mobilisierung in die Stadt Castrop-Rauxel hervorgerufen. Andere Blogger aus der Stadt Essen sind eben nachgezogen und haben eben diese Mobilisierung auch nach Essen gezogen, wo es eine Machtdemonstration in der Essener Innenstadt gab", sagt Omeirat.

    Es sind eine Reihe von Fake-News über die sozialen Medien übertragen worden.

    Ahmad Omeirat (Grüne), Essener Ratsmitglied

    Clans: Familie steht an erster Stelle

    Doch hinter den Tumulten stecke mehr als nur ein normaler Streit, meint Ralph Ghadban. Er ist im Libanon geboren und hat ein Buch über die Gefahr durch arabische Clans geschrieben.
    Für viele Mitglieder steht die Familie an erster Stelle, meint er. In ihren Heimatländern biete die Familie den nötigen Schutz, um zu überleben.

    Wenn sie zu uns kommen, dann bringen sie diese Strukturen mit und treten als Gruppe auf.

    Ralph Ghadban, Autor

    Er fordert vom Staat, die Clanstrukturen zu sprengen, damit eine Integration gelingen kann. Der Repression müsse dann die Integration folgen. Ein Ansatz, der aber nur bundesweit funktioniere. Aber so ein Konzept existiere in Deutschland nicht, so Ghadban weiter.

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