Deutscher Bauerntag: Was Landwirten zu schaffen macht
Deutscher Bauerntag:Landwirte ächzen unter Trockenheit und Kosten
von Mischa Ehrhardt
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Die Trockenheit belastet viele Landwirte. Düngemittel sind noch vergleichsweise teuer. Und die Preise für landwirtschaftliche Produkte sinken. Viel Redebedarf beim Bauerntag.
"Es wird keine gute Getreideernte mehr werden", ist sich Joachim Rukwied sicher. Zwar habe sich durch die Niederschläge in den vergangenen Tagen die Lage vielerorts verbessert. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes stellt aber fest, dass die zurückliegende Trockenperiode in einigen Regionen bereits irreparable Schäden hinterlassen hat.
Trockenheit und hohe Kosten belasten Landwirtschaft
Denn in vielen Regionen Deutschlands hat es in den Wochen zwischen Ende April und Mitte Juni nicht geregnet. Das hat die oberen Bodenschichten austrocknen lassen. Wichtig für das Getreide ist laut Rukwied, dass es in diesen Trockenregionen nun flächendeckend Landregen gebe, damit die Pflanzen ihre Körner und Früchte ausbilden können.
Landwirt Sebastian Frey will der Dürre durch Agroforst entgegenwirken. Er baut Bäume auf seinen Feldern an, denn diese ziehen das nötige Wasser aus der Tiefe und halten so den Acker feucht.19.06.2023 | 1:48 min
Beim Bauernverband hofft man, dass es bundesweit betrachtet noch zu einer Durchschnittsernte in diesem Jahr reichen wird. In Zusammenhang mit der Trockenheit fordert der Bauernverband finanzielle Unterstützung seitens des Staates für Landwirte bei Investitionen in Beregnungs- und Bewässerungsanlagen.
Diese und andere aktuelle Themen wird der Bauernpräsident ab dem heutigen Mittwoch beim Bauerntag in Münster mit seinen Kolleginnen und Kollegen besprechen. Dabei sind die wirtschaftlichen Aussichten für Landwirtinnen und Landwirte allenfalls durchmischt.
Neben der Trockenheit bereiten die nach wie vor hohen Kostenschwankungen vielen Bauern Probleme. "Das höhere Kostenniveau belastet uns nach wie vor, auch wenn wir nicht mehr dieses extreme Niveau haben wie zuvor", betont Rukwied im Vorfeld des Bauerntages.
Dürre auf den Feldern. Krieg in der Kornkammer Europas. Unterbrochene Lieferketten. Das sind die Folgen.01.11.2022 | 44:02 min
Mineralische Düngemittel wurden durch Corona und den Ukraine-Krieg teurer
Nach Beginn des Überfalls der Ukraine durch Russland waren Energie- und Düngemittelpreise explodiert. Exemplarisch lässt sich das an den Preisen für Stickstoffdünger zeigen:
Von rund 175 Euro pro Tonne vor dem Krieg schoss der Preis auf mehr als 1.000 Euro in die Höhe. Aktuell kostet eine Tonne gut 300 Euro. Während der Lieferkettenprobleme der Pandemie und in Folge des Ukraine-Krieges gehörten mineralische Düngemittel zur Mangelware, entsprechend zogen die Preise an.
"Mineraldünger sind für die heimische Landwirtschaft unverzichtbar, es ist in unserem strategischen Interesse, ihre Verfügbarkeit zu sichern", sagte der Vorsitzende des Fachbereichs Pflanzenernährung beim Industrieverband Agrar (IVA), Marco Fleischman, bei der Jahrespressekonferenz vor einigen Wochen in Frankfurt.
Lotteriespiel Kostenschwankungen
Für landwirtschaftliche Betriebe ist es aktuell schwierig, den richtigen Zeitpunkt zum Verkauf von Getreide und zum Einkauf von Dünger und Energie abzupassen. Das sei "ein gewisses Lotteriespiel", stellt auch Bauernpräsident Rukwied fest.
Andererseits können Landwirte für den Verkauf von Produkten wie Weizen und Raps aktuell nur vergleichsweise niedrige Preise abrufen. Den Rückgang der Erzeugerpreise können Konsumentinnen und Konsumenten etwa bei den Milchpreisen in den Supermarktregalen verfolgen.
Preise für Weizen und Raps wieder gefallen
Die Erzeugerpreise sind seit ihren Spitzen im vergangenen August und September kontinuierlich gesunken. Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist das gut, weil es letztlich die Lebenshaltungskosten und Inflation wieder herunterbringt.
Für Produzenten aber hat das sinkende Einnahmen zur Folge. So sind die Weizenpreise etwa wieder unter das Niveau vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine gefallen. Bei den Preisen für Raps zeigt sich das gleiche Bild.
Steigende Preise für Schweinefleisch
"Einzige Ausnahme ist der Schweinesektor, der aus einer tiefen Krise kommt", so der Bauernpräsident. Für Schweinebauern brachen wegen der Coronapandemie viele Restaurants als Abnehmer weg.
Die Inflations- und Energiekrise hat dann Futter und Heizen verteuert, weswegen viele Bauern ihren Betrieb einstellen mussten. Die Knappheit bei anhaltender Nachfrage hat nun in diesem Bereich zu steigenden Preisen geführt.
Der weltweite Ausstoß von CO2 steigt weiter an: Für 2024 erwarten die Forschenden des Global Carbon Projects erneut einen Rekordwert. Welche Länder am meisten ausstoßen.