Seitdem aufbereitetes
Kühlwasser aus dem zerstörten Atomkraftwerk Fukushima in den Pazifik abgeleitet wird, bekommen japanische Unternehmen Tausende Protest-Anrufe aus China. Betreiber von Konzerthallen bis hin zu Aquarien berichten, sie erhielten so viele Anrufe, dass sie Schwierigkeiten hätten, den normalen Betrieb aufrechtzuerhalten. Die japanische Regierung versichert unterdessen, dass im Meer keine Radioaktivität festgestellt werde.
Tokio: Sicherheit von Japanern gewährleisten
In Online-Netzwerken veröffentlichte Videos zeigen, wie chinesische Nutzer japanische Telefonnummern anrufen, darunter Restaurants in Fukushima. Der hochrangige japanische Diplomat Hiroyuki Namazu äußerte nach Angaben des japanischen Außenministeriums sein Bedauern über dieses Verhalten. Er rief Peking auf, "die Sicherheit japanischer Einwohner in China zu gewährleisten".
Die japanische Botschaft in Peking hatte japanische Staatsangehörige aufgefordert, nicht laut Japanisch zu sprechen.
Keine Radioaktivität im Kühlwasser
Wie das japanische Umweltministerium unterdessen erklärt, konnte im Meerwasser keine Radioaktivität festgestellt werden. Es wurden Wasserproben an elf Stellen rund um die Atomanlage Fukushima entnommen und getestet.
Die Tests hätten eine Konzentration von Tritium unterhalb der unteren Nachweisgrenze ergeben. Das Meerwasser habe deswegen keine nachteiligen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt.
Wie ein Sprecher der Behörde gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärte, soll in den nächsten drei Monaten wöchentlich getestet und die Ergebnisse dann veröffentlicht werden.
Auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) teilte mit, das in den Pazifik eingeleitete Wasser sei unbedenklich.
- Japan: Atomkraftwerke dürfen länger laufen
In Fukushima wird weiterhin Strahlung gemessen, nur wenige Menschen kehrten zurück:
Fukushima-Kühlwasser: Kritik aus Nachbarländern
In Japan hatte am Donnerstag die umstrittene Einleitung von aufbereitetem Kühlwasser aus dem zerstörten Atomkraftwerk in den Pazifik begonnen. Der Schritt war nötig geworden, weil die Speicherkapazitäten für das Kühlwasser vor Ort nicht mehr ausreichen. Aus dem Wasser sollen fast alle radioaktiven Bestandteile bis auf Tritium herausgefiltert worden sein.
Diese Entscheidung hatte Proteste in Japan sowie in den Nachbarländern ausgelöst und China dazu veranlasst, die Einfuhr von Meeresfrüchten aus Japan zu verbieten.
Die Nuklearkatastrophe in Fukushima
Die japanische Ostküste war 2011 von einem schweren Erdbeben und einem Tsunami getroffen worden. Damals kamen 18.000 Menschen ums Leben. Im AKW Fukushima Daiichi fiel das Kühlsystem aus, in drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze.
Seitdem hat der Betreiber Tepco 1,34 Millionen Tonnen Wasser gespeichert, das teils zur Kühlung der Überreste der immer noch hochradioaktiven Reaktoren verwendet wurde.
Quelle: Reuters