USA: Schule in Virginia wieder nach Sklavenhalter benannt

    Rolle rückwärts in Virginia:US-Schulen wieder nach Sklavenhaltern benannt

    von Benedict Holland, Washington D.C.
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    Zwei Schulen in Virginia werden wieder nach Sklavenhaltern benannt. Vor vier Jahren wurden die Namen entfernt. Für den Bundesstaat eine Kehrtwende mit politischer Schlagkraft.

    Menschen protestieren mit Plakaten dagegen, dass die Umbenennung der Schule rückgängig gemacht wird.
    Die Proteste waren vergeblich: Die Schule wird wieder den Namen eines Sklavenhalters tragen. Ursprünglich wurde der Name nach den Protesten um den Tod von George Floyd entfernt.
    Quelle: Reuters

    Im Zuge von Protesten um die Ermordung von George Floyd wurden in den USA die Namen von ehemaligen Sklavenhaltern von vielen Bildungseinrichtungen gestrichen. Darunter: Militärs aus den Südstaaten, die im amerikanischen Bürgerkrieg kämpften.
    Nun hat erstmals eine Schulbehörde in Virginias Shenandoah County ihre damalige Entscheidung rückgängig gemacht. Die Abstimmung fiel fast einstimmig aus.
    Die 13-jährige Schülerin Aliyah Ogle ist schwarz und kritisiert in der Anhörung:

    Meine Schule wird nach einem Mann benannt, der dafür gekämpft hat, dass meine Vorfahren Sklaven waren.

    Aliyah Ogle, Schülerin

    Demonstrierende Menschen stehen vor einer weißen Mauer unter einer Brüstung am Fuße des Kapitols der Vereinigten Staaten, eines Kuppelbaus.
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    Experte sieht landesweite Trendwende

    Der Richtungswechsel der Schulbehörde reiht sich in eine nationale Debatte über Identität ein. In mehreren Bundesstaaten werden Lehrpläne für die Geschichte der Afroamerikaner und Sklaverei verwässert oder abgeschafft, Bemühungen um Vielfalt und Inklusion zurückgefahren.
    Kevin Gaines ist Professor für Bürgerrechte an der University of Virginia. Er meint, dass die Entscheidung ein gutes Beispiel für diese Vorgehensweise ist:

    Viele von Republikanern kontrollierte Regionen haben zuletzt Gesetze verabschiedet, die Bildung über Rassismus und historische Ungerechtigkeiten verbieten.

    Kevin Gaines, Professor für Bürgerrechte an der University of Virginia

    Zum 70. Mal jährt sich diese Woche das Urteil "Brown vs Board of Education of Topeka". Ein wegweisender Fall. Denn: Er bedeutete das Ende der legalisierten Rassentrennung an Schulen in Vereinigten Staaten. Das Urteil hob einen Grundsatz auf, der im 19. Jahrhundert festgelegt worden war.

    Hintergrund: Im Jahr 1951 klagte Oliver Brown gegen die Schulbehörde von Topeka in Kansas, nachdem seiner Tochter Linda der Zugang zu rein weißen Grundschulen verweigert worden war. Drei Jahre später wurde seiner Klage stattgegeben. Das Urteil war ein Paradigmenwechsel. Es sollte jedoch mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis Schulbezirke in ganz Amerika damit begannen, schwarzen Schülern den Zugang zu weißen Schulen zu ermöglichen.

    Virginia streitet über Geschichte der USA

    Aus dem Streit über die Vergangenheit schlägt auch Glenn Youngkin, der republikanische Gouverneur Virginias, politisches Kapital. Seine erste Maßnahme im Amt: Die sogenannte "Criticial Race Theory" aus Lehrplänen zu streichen. Sie setzt sich vor allem mit systemischer Diskriminierung von Afroamerikanern auseinander. Eine Meldestelle, bei der Eltern Lehrkräfte melden sollten, die trotzdem das Fach unterrichten, wurde von Nachrichten überflutet.
    Menschen mit Plakaten
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    Seine Politik kommt besonders an Orten wie dem Shenandoah County gut an. Denn Virginia ist gespalten. Der Süden: ländlich und republikanisch. Der Norden: urban und eher demokratisch. Shenandoah County liegt im republikanischen Teil Virginias. 70 Prozent des Landkreises stimmte 2020 für Trump. Mehr als 90 Prozent der Bewohner sind weiß.
    Gloria Carlineo ist Mitglied des Schulausschusses und hat für die Rückbenennung gestimmt. In Shenandoah sei die Unterstützung überwältigend gewesen, sagt sie ZDFheute:

    Die meisten Bewohner haben seit Jahrhunderten Familienangehörige in diesem Gebiet. Ihnen geht es um nichts anderes als Geschichtsbewahrung.

    Gloria Carlineo, Mitglied des Schulausschusses

    Graphic-Novel-Darstellung: Eine schwarze Frau hat eine Fessel um den Hals. Sie sieht zur Seite. Die Fessel wird von einer weißen, bedrohlich wirkenden Faust gehalten.
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    Spannungen haben Tradition

    Es ist genau 70 Jahre her, dass der Oberste Gerichtshof der USA Rassentrennung von Kindern an Schulen verfassungswidrig machte. Ein Urteil, das alles änderte. Doch es gab Widerstand - besonders in Virginia. Die Behörden schlossen lieber Schulen, als sie für Schwarze zu öffnen.
    "Damals wurden Ängste geschürt. Heute bedienen Youngkin und andere Gruppen ähnliche Emotionen", meint Kevin Gaines.

    Sie behaupten, dass weiße Kinder vor grundlegenden Fakten der amerikanischen Geschichte geschützt werden sollten.

    Kevin Gaines, Professor für Bürgerrechte an der University of Virginia

    Die Ungleichheiten in den USA bleiben

    Es geht nicht nur um den Umgang mit der Geschichte. Die rassistische Politik von damals wirkt nach. Hautfarbe trennt Wohngegenden, weil schwarze Familien oft in ärmeren Vierteln leben. Das begrenzt ihren Zugang zu guter Bildung, deutlich weniger schließen die Schule ab. In Virginia hat sich die Zahl "stark getrennter" Schulen in den letzten Jahrzehnten sogar fast verdreifacht. Damit ist der Bundesstaat in den USA kein Einzelfall.
    Schon 2022 erwog die Schulbehörde die Rückbenennung. Damals fehlten die Stimmen, heute sind andere am Hebel. Private Spenden sollen nun die Umsetzung der Namensänderung finanzieren.

    Verkehrskontrolle in Chicago
    :Fast 100 Schüsse: US-Polizei tötet Schwarzen

    Wieder ist in den USA ein Schwarzer von der Polizei getötet worden. Die Aufsichtsbehörde untersucht den Fall. Klar ist, dass Dutzende Male auf den Mann gefeuert wurde.
    Sirenen der US-Polizei.

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