Joe Biden: Die Rolle der Studienkredite im US-Wahlkampf
Biden im US-Wahlkampf:Studienkredite erlassen und Wähler gewinnen
von Yasmin Becker, Washington D.C.
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Bis zu 85.000 Dollar pro Jahr kostet Studieren in den USA. Biden will für 30 Millionen Verschuldete Studienkredite erlassen und so Wähler für sich gewinnen. Wie soll das gehen?
President Joe Biden delivers remarks on student loan debt at Madison College, Monday, April 8, 2024, in Madison, Wis. (AP Photo/Evan Vucci)
Quelle: AP
Am Montag reisten US-Präsident Joe Biden mit seiner Vizepräsidentin Kamala Harris durch US-Bundesstaaten, um neue Pläne über den Erlass von Studienkrediten zu verkünden. Bidens neuster Entwurf sieht vor, die Zahl der Entlasteten auf 30 Millionen zu erhöhen.
Es wurden fünf neue Personengruppen vorgestellt, die ihre Kredite jetzt auch erlassen bekommen sollen. Darunter zum Beispiel Personen, die schon seit 25 Jahren Zahlungen leisten.
Studieren in den USA ist teuer
Insgesamt hat die Regierung bis jetzt durch zahlreiche Exekutivmaßnahmen fast 138 Milliarden Dollar für 3,9 Millionen Kreditnehmer genehmigt. Seit der Niederlage 2023, als der Supreme Court Bidens ersten Gesetzesentwurf über den Teilerlass von Studienkrediten ablehnte, sucht der Präsident nach Alternativen, um seinem Wahlversprechen nachzukommen.
Studiengebühren an Hochschulen in den USA sind in den letzten Jahrzehnten exponentiell gestiegen. Im Durchschnitt liegen sie für ein Jahr bei etwa 36.000 Dollar, die teuersten Hochschulen verlangen sogar bis zu 85.000 Dollar.
Die finanziellen Herausforderungen sind für viele Studierenden kaum stemmbar. Sie sind nicht in der Lage, die Kosten zu bezahlen und greifen auf Studienkredite zurück. Die Konsequenz: Nach Abschluss ihres Studiums stehen sie vor einem Berg an Schulden.
Andrea ist 52 Jahre und lebt in New Mexico. 2003 machte sie in Chiropraktik ihren Abschluss. Am Ende ihrer Studienzeit stand sie vor 153.000 Dollar Schulden, die im Laufe der Zeit durch Zinsen nur weiter anstiegen. Das wirkte sich immens auf ihre Gesundheit aus:
Im Februar 2024 wurden ihr unerwartet 193.000 Dollar Schulden erlassen. Sie hat es zunächst nicht geglaubt, berichtet sie ZDFheute:
Vor der US-Wahl in diesem Jahr wird der Ton zwischen Präsident Biden und Donald Trump deutlich schärfer. Was ist vom Wahljahr 2024 zu erwarten?10.01.2024 | 10:05 min
Schulden nach dem Studium: Nicht jeder hat Glück
Robert ist 27 Jahre alt, lebt im Süden der USA und hat 170.000 Dollar Schulden. Er ist der erste aus seiner Familie, der sich dazu entschieden hat, zum College zu gehen. Er erzählt:
Robert musste wieder bei seinen Eltern einziehen, da es für ihn keine andere Möglichkeit gab, Geld zu sparen und im Leben voranzukommen:
Was bringen Joe Bidens Pläne für seinen Wahlkampf?
Bei der letzten Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 hat Biden laut AP VoteCast 61 Prozent der Wählergruppe der 18- bis 29-Jährigen für sich gewinnen können. Doch viele dieser Wähler und Wählerinnen lehnen seine Politik im Israel-Hamas-Konflikt ab – ihre Stimme ist Biden alles andere als sicher. Sein Einsatz für die Krediterlassungen soll das ändern. Aber ob das reicht, bleibt offen. Robert ist der Meinung, dass Biden dafür zu wenig Leute mit seiner Kampagne erreiche.
Und auch sonst sind die Meinungen zum Krediterlass gespalten. Befürworter glauben, es helfe den Betroffenen und biete Chancen auf einen Neuanfang. Kritiker finden es unfair, Kredite durch Steuern abzubezahlen. Biden will sogar noch weitergehen. Sein hoch gestecktes Ziel: Er möchte, "dass öffentliche Hochschulen kostenlos werden.“ So sein Versprechen am Montag. Ob er das einhalten kann – fraglich. Eins ist klar: Der Erlass von Studienkrediten ist keine langfristige Lösung - US-Wahl hin oder her.