Kritik an Israel-Kurs:Muslime geben Bidens Ramadan-Fest eine Abfuhr
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Viele Muslime wenden sich immer mehr von Joe Biden ab. Der Grund: Viele sind von seiner Israel-Politik enttäuscht. Auch zur Ramadan-Feier im Weißen Haus gibt es viele Absagen.
Seine Israel-Politik könnte Joe Biden bei der Wahl 2024 zum Verhängnis werden.
Quelle: epa
Thaer Ahmad sprach im Weißen Haus sechs Minuten zu Präsident Joe Biden. Er las aus dem Brief eines sechsjährigen Mädchens aus Gaza vor und warnte eindringlich vor einer Invasion Israels in Rafah. "Das wird dort ein Blutbad und ein Massaker", sagte der Arzt, der kürzlich als Freiwilliger Menschen in Gaza behandelt hatte. Dann stand er auf und entschuldigte sich.
Aus Respekt für meine Gemeinde und die vielen Menschen, die trauern, werde ich das Treffen jetzt verlassen.
Thaer Ahmad, Arzt
Der Präsident zeigte Verständnis für den demonstrativen Auszug Ahmads aus dem Treffen mit Führern der muslimischen Gemeinde in den USA am Dienstag. Doch egal dürfte es Biden nicht gewesen sein. Denn er braucht im November jede Stimme der mehr als 2,5 Millionen Wähler muslimischen Glaubens, die 2020 mit großer Mehrheit für den Amtsinhaber gestimmt hatten.
Unbehagen über Bidens Gaza-Politik
Wie tief deren Unbehagen über Bidens Gaza-Politik ist, zeigte sich bereits bei den Vorwahlen in Michigan, als die "Listen To Michigan"-Kampagne (dt. "Hört auf Michigan") dem Präsidenten mit mehr als 100.000 Enthaltungen einen Denkzettel verpasste.
"Mir war wichtig, meine Frustration auszudrücken", sagte Ahmad der "Washington Post", die prominent über die Abfuhr Bidens bei den Führern der Muslime berichtete. Der Präsident hatte sie wie seine Vorgänger in den vergangenen 20 Jahren zum traditionellen Iftar-Mahl zum Ende des Fastenmonats Ramadan eingeladen.
Als einer nach dem anderen absagte, schaltete das Weiße Haus um. Das festliche Mahl wurde zu einem Abendessen für muslimische Mitarbeiter des Präsidenten deklariert. Derweil erneuerte Biden seine Einladung der Gemeindeführer zu einem bloßen Gedankenaustausch.
Kritik: Lieferung von US-Waffen an Israel
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre gab zu erkennen, dass Spannungen in der Luft lagen. Der Präsident wisse um den tiefen Schmerz der arabischen und muslimischen Gemeinde, und er bleibe einem "sofortigen Waffenstillstand als Teil der Geiselbefreiung und signifikant erhöhter humanitärer Hilfe verpflichtet".
Doch das war nicht das, was die Teilnehmer hören wollten. Edward Ahmed Mitchell von der islamischen Lobbyorganisation Council on American-Islamic Relations (CAIR) kritisiert die nicht an Bedingungen geknüpfte Lieferung von US-Waffen an Israel. Mitchell erklärt:
Das Weiße Haus macht es Israels Regierung möglich, Palästinenser auszuhungern und abzuschlachten.
Edward Ahmed Mitchell, islamische Lobbyorganisation Council on American-Islamic Relations
Verlust an Unterstützung könnte Biden Wiederwahl kosten
An dem zurückgestutzten Treffen nahm auch "Emgage" nicht teil, eine muslimische Interessenvereinigung, die Biden 2020 aktiv unterstützt hatte. "Wir hatten vorgeschlagen, das Treffen bis auf Weiteres zu verschieben", so der Vorsitzende der Gruppe, Wa'el Alzayat. Statt einer handverlesenen Liste mit Eingeladenen sollte das Weiße Haus "mit von der Gemeinde ausgewählten Repräsentanten" in der Sache sprechen.
Nach nicht einmal einer Stunde war das denkwürdige Treffen im Weißen Haus vorüber. Zurück blieb das Unbehagen über den drohenden Verlust an Unterstützung für Biden bei den Wahlen im November. Eine Stimmenthaltung oder die Wahl eines unabhängigen oder gar des Gegenkandidaten Donald Trump könnten den Amtsinhaber die Wiederwahl kosten.
Quelle: KNA
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