Bundesstaat Alabama:US-Justiz lässt Hinrichtung mit Stickstoff zu
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Ein US-Gericht hat entschieden, dass der Staat Alabama die landesweit erste Hinrichtung mit Stickstoff ausführen darf. Eine Begründung dafür nannte der Supreme Court nicht.
Das Todesurteil soll am Donnerstag oder spätestens Freitag im Gefängnis in Alabama vollstreckt werden.
Die US-Justiz hat die geplante Hinrichtung eines Straftäters im Bundesstaat Alabama mit Stickstoff zugelassen. Kenneth Eugene Smith, der wegen eines Auftragsmordes 1988 zum Tode verurteilt wurde, scheiterte am Mittwoch sowohl vor dem Obersten US-Gericht als auch vor einem Berufungsgericht mit dem Antrag, die Hinrichtung zu stoppen.
Der 58-Jährige soll in der Nacht zum Freitag deutscher Zeit unter Anwendung sogenannter Stickstoffhypoxie sterben. Bei dieser Art der Hinrichtung wird über eine Gesichtsmaske Stickstoff zugeführt - die Folge ist der Tod durch Sauerstoffmangel.
Auf diese Weise wurde in den USA zuvor noch kein Todesurteil vollstreckt.
Die Todesstrafe gibt es in den USA heute noch beim Militär, auf Bundesebene sowie in 27 Bundesstaaten, wobei sie in mehreren dieser Staaten de facto nicht mehr vollstreckt wird. Die zugelassenen Methoden variieren von Bundesstaat zu Bundesstaat. Die mit Abstand am häufigsten angewandte Methode ist heutzutage die Exekution mit der Giftspritze. Stickstoffhypoxie ist außer in Alabama nur in den Bundesstaaten Oklahoma und Mississippi erlaubt.
Quelle: dpa, Death Penalty Information Center
- Seit 1976 gab es insgesamt 1.579 Hinrichtungen, davon bislang 24 im Jahr 2023 (Stand Januar 2024)
- 2.330 Gefangene sitzen in den USA im Todestrakt (Stand Januar 2024)
- 72 Prozent der im Jahr 2022 hingerichteten Gefangenen wiesen eine erhebliche psychische Beeinträchtigung auf
- Die Todesstrafe kann wegen Mord, Hochverrat, Völkermord oder der Tötung oder Entführung einer Person in einem hohen politischen Amt verhängt werden
- Wer die Todesstrafe bekommt, entscheiden die Geschworenen eines Gerichts; dabei können verschiedene Faktoren eine Rolle spielen wie das Leiden des Opfers, ein sexueller Übergriff, oder wer das Opfer ist, z.B. Polizeibeamter oder kleines Kind
- Studien belegen, dass auch die Hautfarbe eine Rolle spielt: die Chance zur Todesstrafe verurteilt zu werden ist höher, wenn der Schuldige schwarz und das Opfer weiß ist
- Gerichtsfälle, in denen die Todesstrafe verhängt wurde, sind durchschnittlich etwa 700.000 Dollar teurer, als Verfahren ohne Todesstrafe
Quelle: dpa, Death Penalty Information Center
Smiths Anwälte: Verurteilter ist Testkandidat
Smiths Anwälte hatten argumentiert, dass der Verurteilte zu einer Art Testkandidat für eine neue Hinrichtungsmethode würde und noch viel zu viele Fragen offen seien. Das Berufungsgericht wies die Vorbehalte am Mittwochabend (Ortszeit) jedoch zurück.
Smith könne nicht belegen, dass die Anwendung von Stickstoffhypoxie als neue und neuartige Methode eine "grausame und ungewöhnliche" Bestrafung darstelle, hieß es im Urteil.
Kurz zuvor hatte auch der Supreme Court einen ähnlichen Antrag abgelehnt, allerdings keine Begründung dafür genannt.
Die "Verdreifachung der Hinrichtungen im letzten Jahr durch Saudi-Arabien" müsse von der Außenministerin angesprochen werden, fordert Julia Duchrow von Amnesty International.16.05.2023 | 5:17 min
Menschenrechtsexperten warnen vor möglicherweise grausamen Tod
Demonstranten hatten in den vergangenen Tagen die Gouverneurin von Alabama, Kay Ivey, aufgefordert, die Hinrichtung zu stoppen. Dass sie mit ihrem Anliegen Erfolg haben werden, gilt aber als unwahrscheinlich.
Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen und von Amnesty International warnen vor einem möglicherweise grausamen Tod. Dafür, dass die Inhalation von reinem Stickstoff keine schwerwiegenden Leiden verursache, gibt es demnach keine wissenschaftlichen Beweise.
Hinrichtung 2022 schlägt fehl
Smith sollte bereits 2022 mit einer Giftspritze hingerichtet werden. Dem Gefängnispersonal gelang es damals aber nicht, die dafür nötige Kanüle in seinen Arm zu legen. Er wurde nach mehreren Stunden, in denen er angeschnallt auf dem Exekutionstisch lag, wieder in seine Zelle gebracht.
Smith war 1996 wegen eines acht Jahre zuvor begangenen Auftragsmordes zum Tode verurteilt worden. Die Geschworenen hatten nach einem Berufungsverfahren eigentlich eine lebenslange Haftstrafe für ihn vorgesehen, doch der zuständige Richter setzte sich über diese Empfehlung hinweg.
Das Gesetz, das ihm dies ermöglichte, gibt es seit 2017 nicht mehr.
Quelle: dpa