Gemeinsame Erklärung angenommen:Klimagipfel einig: Abkehr von Fossil-Energie
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Ein "Übergang" weg von fossilen Brennstoffen, aber noch kein klarer Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas: Die Klimakonferenz in Dubai einigt sich auf ein Abschlusspapier.
Die UN-Klimakonferenz ruft zur Abkehr von fossilen Brennstoffen auf. Nach zähen Verhandlungen haben sich die Staaten auf ein entsprechendes Abschlusspapier geeinigt. Es sieht einen "gerechten, geordneten und ausgewogenen Übergang weg von fossilen Brennstoffen in den Energiesystemen" vor. Der Text wurde im Vergleich zur Vorversion damit nachgeschärft.
Es ist das erste Mal in den drei Jahrzehnten der COP-Klimagipfel, dass sich die Nationen auf eine konzertierte Abkehr von Öl, Gas und Kohle einigen. Fossile Brennstoffe machen derzeit rund 80 Prozent der weltweiten Energieversorgung aus.
Viele hatten Ausstieg aus fossilen Energien gefordert
Länder wie Deutschland setzten sich allerdings nicht mit ihrer Forderung durch, einen weltweiten Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas zu vereinbaren. Mehr als hundert Staaten hatten zuvor einen solchen "Phase out" gefordert. Der bisherige Entwurf der Abschlusserklärung war vor allem bei den USA und der Europäischen Union auf Widerstand gestoßen. Sie drängten auf eine klare Formulierung, um ein Ende des fossilen Zeitalters zu signalisieren - gegen den Protest von Mitgliedern der Erdölproduzentengruppe Opec und ihrer Verbündeten.
Konkret peilt das 21-Seiten-Papier an:
ein "Netto-Nullverbrauch im Einklang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen" bis 2050
die Verdopplung des Tempos bei der Energieeffizienz
verstärkte Anstrengungen zur Reduzierung des Kohleverbrauchs
eine beschleunigte Entwicklung von Technologien wie der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung, die eine Umstellung schwer zu dekarbonisierender Industrien ermöglichen.
Edenhofer: Wichtiger Erfolg
Zugleich wird die Bedeutung von "Übergangsenergien" für die Energiesicherheit anerkannt - ein Verweis auf die Bedeutung von Erdgas als weniger klimaschädliche Energiequelle als Erdöl.
Die EU habe "Instrumente in der Hand, die die Abkehr von den Fossilen beschleunigen können", sagt Klimaforscher Ottmar Edenhofer im ZDF-Morgenmagazin13.12.2023 | 6:06 min
Klimaforscher Ottmar Edenhofer sprach von einem "wichtigen Erfolg", auch wenn es aus seiner Sicht zu langsam gehe: Erstmals werde auf einer Klimakonferenz darüber geredet, worüber schon lange hätte geredet werden müssen - über den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas.
Zudem dürfe man nicht nur auf die Konferenz schauen, sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung im ZDF-Morgenmagazin. Die EU und die USA hätten Instrumente zur Hand, um die Abkehr von fossilen Energien durchzusetzen. Mit Blick auf die EU nannte Edenhofer das Beispiel der Klimazölle.
Reaktionen auf den Beschluss der Klimakonferenz:
Die Einigung zeige, "dass wir den Weg der Klimagerechtigkeit gemeinsam gehen", sagte die deutsche Annalena Baerbock in Dubai. "Wir haben gezeigt, dass wir den Weg gemeinsam gehen können, wenn wir uns zusammenschließen." Der Außenministerin falle "ein riesen Stein vom Herzen", dass "die Welt das Ende des fossilen Zeitalters beschlossen hat", hieß es aus Delegationskreisen. In der Delegation und bei der Außenministerin herrsche "große Freude, dass die Welt das Ende des fossilen Zeitalters beschlossen hat".
Erstmals habe sich die Staatengemeinschaft auf einen Übergang weg von fossilen Energien verständigt, erklärte Guterres. Gleichzeitig verwies er darauf, dass in dem Dokument ein Ausstieg ("phase out") aus Kohle, Öl und Gas nicht ausdrücklich erwähnt wird. Der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe sei unvermeidlich, betonte der UN-Generalsekretär. Es sei zu hoffen, dass der Ausstieg nicht zu spät komme. Die Ära der fossilen Brennstoffe müsse beendet werden.
Seine Regierung hätte sich klarere Formulierungen im Abschlusstext gewünscht, doch angesichts der Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen sowie anderer Herausforderungen rund um den Globus seien die knapp 200 Staaten im Geiste des Multilateralismus zusammengekommen und hätten versucht, das Gemeinwohl zu definieren, sagte Kerry. "Das ist das Schwierigste in der Diplomatie. Es ist das Schwierigste in der Politik." Der US-Klimabeauftragte erinnerte an die Erkenntnisse der Wissenschaft: Um das 2015 in Paris vereinbarte 1,5-Grad-Ziel bei der Erderwärmung zu halten, müssen die Menschheit dringend den Höhepunkt der Treibhausgasemissionen erreichen und sie bis 2030 um mindestens 43 Prozent und bis 2035 um 60 reduzieren. Kerry kündigte zusammen mit der chinesischen Delegation an, dass beide Staaten ihre langfristigen Klimaschutzstrategien erneut aktualisieren wollen.
Es sei ein Tag, an dem man sich darüber freuen könne, dass "die Menschheit endlich getan hat, was lange, lange überfällig war", sagte der Chefverhandler der Europäischen Union. Man habe 30 Jahre damit verbracht, "den Anfang vom Ende der fossilen Energien" einzuleiten. Der Abschluss der Klimakonferenz sei ein Tag der Dankbarkeit und Zufriedenheit. "Denn wenn wir alle schon lange nicht mehr sind, müssen unsere Kinder und deren Kinder damit leben, was wir zurückgelassen haben, dem Guten und dem Schlechten."
Das Treffen habe ein Signal setzen müssen, um dem zentralen Klimaproblem der Menschheit ein hartes Stoppzeichen zu setzen, den fossilen Brennstoffen und deren Verschmutzung, die den Planeten verbrennt, sagte Stiell. "Auch wenn wir das Zeitalter der fossilen Brennstoffe in Dubai nicht beendet haben, ist dieses Ergebnis der Anfang vom Ende." Zugleich verwies er nach den hitzigen Debatten der vergangenen zwei Wochen auf die Schwierigkeit, unter allen Regierungen Konsens herzustellen. Alle Parteien müssten sich über jedes Wort, jedes Komma, jeden Punkt einigen. "Das ist nicht einfach, überhaupt nicht einfach." Tatsächlich unterstreicht dies, wie viel diese UN-Konferenzen in den letzten Jahrzehnten erreicht haben. "Ohne sie stünden uns eine Erderwärmung um fast fünf Grad bevor, ein klares Todesurteil für unsere Spezies." Derzeit steuere der Planet auf eine Erhitzung auf knapp drei Grad zu im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. "Dies bedeutet immer noch großes menschliches Leid, weshalb die COP28 noch einen Schritt hätte weiter gehen müssen."
Die besonders vom steigenden Meeresspiegel bedrohten Inselstaaten fühlen sich beim Beschluss der Weltklimakonferenz übergangen. Eine Vertreterin Samoas sagte in Dubai, die Gruppe der Inselstaaten habe sich noch koordinieren müssen und sei nicht rechtzeitig im Raum gewesen, um Stellung zu beziehen. Kurz zuvor hatte der Konferenzpräsident der Vereinigten Arabischen Emirate den Textentwurf direkt zu Beginn der Plenarsitzung überraschend schnell mit einem Hammerschlag verabschiedet. Damit werden auf Klimakonferenzen, wo das Prinzip der Einstimmigkeit gilt, Beschlüsse gefasst. "Wir können nicht auf unsere Inseln zurückkehren mit der Botschaft, dass dieser Prozess uns betrogen hat", sagte die Vertreterin Samoas. "Die Kurskorrektur, die wir brauchten, ist nicht erreicht worden."
"Nicht der große Wurf, aber auch kein Scheitern"
Es sei "nicht der große Wurf, den viele erhofft hatten, aber auch kein Scheitern", berichtet ZDF-Klimaexperte Andreas Stamm aus Dubai. Es sei ein "Umstieg, aber kein Ausstieg". Allerdings würden erstmals auch Öl und Gas benannt in so einem Dokument. Zudem wolle man noch in diesem Jahrzehnt loslegen. Es gebe aber auch noch viele Schlupflöcher. "Es ist ein erster Schritt."
Die Vereinbarungen der UN-Klimagipfel müssen im Konsens getroffen werden. Danach ist es Aufgabe der einzelnen Länder, die Vereinbarungen durch nationale Maßnahmen und Investitionen umzusetzen.
Klima-Ambitionen der Länder im Vergleich
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