Tusk will über Wiedergutmachung für Kriegsschäden reden

    Treffen mit Scholz:Tusk will Wiedergutmachung für Kriegsschäden

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    Polens Regierungschef Donald Tusk will mit Berlin über eine Wiedergutmachung für Kriegsschäden aus dem Zweiten Weltkrieg verhandeln. Das könne für beide Seiten von Vorteil sein.

    Polen: Proteste der Nationalkonservativen.
    Zwei Monate nach Amtsantritt besucht Polens Regierungschef Donald Tusk Berlin. Kanzler Scholz und Tusk sehen die Chance für einen Neuanfang.12.02.2024 | 2:19 min
    Polens neue Regierung will mit Deutschland über eine mögliche Wiedergutmachung für die im Zweiten Weltkrieg erlittenen Schäden sprechen. Im formalen und rechtlichen Sinne sei die Frage der Reparationen zwar seit vielen Jahren abgeschlossen, sagte Regierungschef Donald Tusk am Montag in Berlin nach seinem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

    Die Frage einer moralischen, finanziellen und materiellen Wiedergutmachung wurde nie umgesetzt.

    Donald Tusk, Regierungschef Polens

    Tusk betonte, im Gegensatz zu seinen Vorgängern von der nationalkonservativen PiS-Regierung wolle er gemeinsam mit Bundeskanzler Scholz "nach Formen der Zusammenarbeit suchen, die unseren Beziehungen in Zukunft nicht zum Verhängnis werden".

    Tusk will Zusammenarbeit mit Deutschland bei Wiedergutmachung

    Es gehe nicht darum, eine Front von gegenseitigen Ressentiments aufzubauen. Vielmehr sei dies eine Idee für eine weitere Zusammenarbeit, die der Sicherheit diene und für beide Nationen von Vorteil sein könnte.
    Die mittlerweile abgewählte nationalkonservative PiS-Regierung, die von 2015 bis Mitte Dezember 2023 amtierte, hatte im Oktober 2022 mehr als 1,3 Billionen Euro von der Bundesregierung als Entschädigung für die Weltkriegsschäden gefordert. Die PiS-Regierung hatte seinerzeit argumentiert, dass nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs westliche Länder wie Frankreich und die Niederlande besser behandelt worden seien als Polen.
    Im Potsdamer Abkommen von 1945 hatten sich die vier Siegermächte geeinigt, dass die Sowjetunion aus der sowjetischen Besatzungszone im Osten Deutschlands entschädigt wird und Polen einen Anteil zukommen lässt. Bis 1953 wurden nach Schätzungen etwa 3.000 Betriebe demontiert und zusätzlich Güter aus laufender Produktion abtransportiert.

    Berlin beruft sich auf Zwei-plus-Vier-Vertrag

    Warschau verweist aber darauf, dass Polen seinen Anteil durch Kohlelieferungen an die Sowjetunion habe ausgleichen müssen.
    Die Bundesregierung wiederum hält die Reparationsfrage für abgeschlossen und beruft sich auf den Zwei-plus-Vier-Vertrag über die außenpolitischen Folgen der deutschen Einheit, an dem Polen allerdings nicht beteiligt war.
    Quelle: dpa

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