Flugzeugabsturz: Wie Trump das Unglück für sich nutzt
Flugzeugabsturz in Washington:Wie Trump das Unglück für seine Agenda nutzt
von K.Schuster und C.Harz, Washington D.C.
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Nach dem Flugzeugunglück bei Washington entfacht US-Präsident Trump eine Debatte über Diversität in der Luftfahrt. Experten weisen seine Vorwürfe zurück.
Ein Passagierflugzeug und ein Militärhubschrauber sind nahe Washington kollidiert und in den Potomac River gestürzt. 30.01.2025 | 2:29 min
Während Helfer im Potomac-Fluss nach Überlebenden suchen und Amerika über die möglichen Gründe des Unglücks rätselt, äußert sich US-Präsident Donald Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social mit Schuldzuweisungen:
"Es ist eine klare Nacht, die Lichter des Flugzeugs leuchteten, warum flog der Hubschrauber nicht hoch oder runter oder drehte ab? Warum hat der Kontrollturm dem Hubschrauber nicht gesagt, was er tun soll, anstatt zu fragen, ob er das Flugzeug gesehen hat?"
Trump macht Vorgänger-Regierungen verantwortlich
Am Tag nach dem Unglück tritt Trump im Weißen Haus vor die Presse und macht die Vorgänger-Regierungen verantwortlich. Er behauptet, dass die Diversitätsprogramme unter den Präsidenten Barack Obama und Joe Biden die Sicherheitsstandards in der Luftfahrt gesenkt hätten, seine Vorgänger hätten das Personal "zu weiß" gefunden. Trump spielt damit auf Förderprogramme zugunsten Angehöriger von Minderheiten in der Flugaufsichtsbehörde FAA an.
Auch den früheren Verkehrsminister Pete Buttigieg greift US-Präsident Trump scharf an: "Er hat es direkt vermasselt mit seiner Diversität", sagt er. Buttigieg, der offen homosexuell ist, reagiert empört, nennt die Anschuldigungen "widerwärtig". Auf X schreibt er: "Während Familien trauern, sollte Trump führen, nicht lügen."
X-Post von Pete Buttigieg
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Tennessee Garvey, Pilot und Vorsitzender der "Organization of Black Aerospace Professionals", äußert sich in einem Interview mit CNN skeptisch gegenüber Trumps Aussagen. Es gebe keinen bekannten Fall eines Flugzeugabsturzes, bei dem die Bemühungen um Vielfalt die Ursache dargestellt hätten.
Historisch gesehen gab es noch nie einen Vorfall, ob groß oder klein, bei dem D.E.I. (Diversität, Gerechtigkeit und Inklusion) als alleinige Ursache oder Mitursache genannt wurde.
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Tennessee Garvey, Pilot
Er betont, dass die strengen Standards für Piloten, Mechaniker und Fluglotsen nie zugunsten der Vielfalt gelockert wurden, sondern dass frühere Regierungen und die Luftfahrtindustrie daran arbeiteten, Zugangsbarrieren abzubauen.
Robert Fowler Jr., Pilot und Professor für Luft- und Raumfahrt an der Middle Tennessee State University, erklärte gegenüber der "New York Times", dass die hohen Kosten und der erhebliche Zeitaufwand für den Erwerb einer Pilotenlizenz nach wie vor eine große Hürde darstellen. Trotz der Bemühungen der Branche seien die Fortschritte in Sachen Vielfalt bisher eher begrenzt gewesen.
Fowler weist darauf hin, dass der Hauptgrund für verstärkte Rekrutierungsanstrengungen die Bekämpfung eines drohenden Arbeitskräftemangels ist. 2021 waren demnach nur 3,9 Prozent der Piloten in den USA schwarz - ein signifikantes Ungleichgewicht, das zeige, wie viele qualifizierte Personen aus unterrepräsentierten Gruppen den Beruf ausüben könnten.
Auch Historiker Douglas Brinkley kritisiert Trumps Auftritt: "In solchen Momenten sollte man einen feierlichen Ton des Respekts anschlagen. Das ist es, was wir in Amerika tun, wenn sich eine Tragödie ereignet."
Aber Trump hat versucht, dies als Gelegenheit zu nutzen, um die MAGA-2025-Agenda auf unsinnige Weise voranzutreiben.
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Douglas Brinkley, Historiker
Was wissen wir über die Ursache des Unglücks?
Die Ursache des Absturzes ist noch nicht bekannt. Die Behörden ermitteln - bisher haben sie weder die genauen Umstände des Zusammenstoßes zwischen einer American-Airlines-Maschine und einem Armeehubschrauber geklärt noch eine Verantwortung zugewiesen.
Über Washington D.C. kollidiert ein Militärhelikopter mit einem Passagierflugzeug, beide stürzen in den Potomac River. Die zwei Flugschreiber des Flugzeugs konnten geborgen werden.
mit Video
Die "New York Times" zitiert einen internen Bericht der FAA, wonach ein Fluglotse zur Unfallzeit gleich zwei Positionen im Kontrollturm des Ronald-Reagan-Airports in Washington betreut haben soll. Der Lotse war sowohl für Hubschrauber in der Nähe des Flughafens als auch für Flugzeuge auf den Start- und Landebahnen zuständig. Diese doppelte Zuteilung sei "für die Tageszeit und das Verkehrsaufkommen nicht normal" gewesen. Eine offizielle Bestätigung gibt es dazu nicht.
Während die einen Trumps Äußerungen als "geschmacklose Politisierung" verurteilen, begrüßen seine Anhänger seine "klare Sprache", und in rechten Medien wird bereits über die Auswirkungen von Diversitätsinitiativen auf die Sicherheit diskutiert.
Ob Trumps Strategie aufgeht, bleibt abzuwarten. Doch eines ist klar: Der Absturz hat nicht nur Opfer gefordert, sondern ist längst Teil eines politischen Diskurses geworden.
Katharina Schuster und Christian Harz berichten aus dem ZDF-Studio in Washington D.C.
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