Klimagipfel in Berlin: Eine Welt ohne Kohle

    Klimagipfel in Berlin:Eine Welt ohne Kohle: Wer soll es bezahlen?

    Andreas Stamm
    von Andreas Stamm
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    In Zeiten klammer Staatskassen bleibt die Frage, wo die Milliarden fürs Klima herkommen. In Berlin suchen die wichtigsten Vertreter der internationalen Klimadiplomatie Lösungen.

    Gundula Gause im Gespräch mit Andreas Stamm
    Bei der internationalen Klimafinanzierung sei laut Experten "viel Schönfärberei dabei", sagt Andres Stamm aus der ZDF-Umweltredaktion, der den Petersberger Klimadialog beobachtet.26.04.2024 | 2:33 min
    Ein erster Blick in den Festsaal im Auswärtigen Amt, viele Umarmungen, lachende Gesichter, Wiedersehensfreude: Delegierte aus mehr als 40 Ländern, der UNO, der EU, die internationale Klimaschutzfamilie trifft sich. Man kennt sich, schätzt sich, und bekämpft sich hier und da seit Jahren. Der Petersberger Klimadialog ist ein Höhepunkt im Kalender. Auf dem Programm steht diesmal die Finanzierung des Klimaschutzes.
    Auf dem 29. Weltklimagipfel im November muss ein neues Ziel her, mit wie viel Geld in Form von direkten Hilfen, Krediten oder Wirtschafts-Kooperation die reichen Industrieländer die Entwicklungsländer in den kommenden Jahren unterstützen werden. Damit die ärmeren Länder sich an den Klimawandel anpassen und ihre Wirtschaft klimaneutral umbauen können.

    Leere Staatskassen großes Problem

    Wie schwer das selbst reichen Ländern wie Deutschland fällt, zeigt die aktuelle Haushaltsdebatte. "Auf Deutschland sei Verlass", muss dann auch Bundeskanzler Olaf Scholz erklären. Sechs Milliarden Euro jährlich gebe Deutschland, diese Verpflichtung bleibe bestehen. "Ob nicht doch irgendwann gekürzt wird, weil es am Geld fehlt, die Gefahr besteht", erklärt Sabine Minniger, Klimaexpertin von Brot für die Welt. Oft hatte Deutschland beim Petersberger Dialog etwas rausgehauen, eine Ankündigung, um etwas in Bewegung zu bringen. Diesmal Fehlanzeige.

    Es zeigt das zentrale Problem der Klimafinanzierung aktuell. Das Geld sitzt nicht locker und der Bedarf wächst schnell.

    Lutz Weischer, Klima-NGO Germanwatch

    Aktuell sind es rund 100 Milliarden Dollar, die jährlich für die Entwicklungsländer bereitgestellt werden. Doch Experten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit OECD rechnen vor, dass es ab 2025 zehnmal so viel Geld bräuchte. Und wenn es ums Geld geht, ist es wie in jeder guten Familie - es kann hässlich werden.
    Frau mit Brille schaut in Sonnenfinsternis
    Hochwasser plagten Russland, Dubai und China. Zypern und Österreich haben die Badesaison eröffnet, bei uns gab es Schnee. Taiwan erlebte das schwerste Erdbeben seit 25 Jahren. 26.04.2024 | 15:24 min

    Mehr Staaten müssen zahlen

    Auch deshalb fordert der Bundeskanzler Schwellenländer auf - Staaten wie etwa China oder die arabischen Öl-Länder - auch endlich zu Geberländern zu werden. "Länder, die in großem Umfang zu Emissionen beitragen", so Scholz "müssen auch zur öffentlichen Klimafinanzierung beitragen, wenn sie dazu ökonomisch in der Lage sind."

    ZDFheute-KlimaRadar
    :Daten zum Klimawandel im Überblick

    Der weltweite Ausstoß von CO2 steigt weiter an: Für 2024 erwarten die Forschenden des Global Carbon Projects erneut einen Rekordwert. Welche Länder am meisten ausstoßen.
    von Moritz Zajonz
    Fünf Icons mit Fabrikschlot, Blitz, Thermometer vor Deutschland und Weltkarte, und einem Haus über Wellen. Im Hintergrund ein Braunkohlekraftwerk.
    Grafiken
    Scheitert die Weltgemeinschaft dabei, ein neues Finanzziel zu definieren, könnte die gesamte Klimaschutzbewegung auf UN-Ebene ins Stocken geraten. Denn die Industrieländer haben die Erderwärmung im großen Maße zu verantworten, doch Entwicklungsländer leiden unter den Folgen am meisten.
    Die Unterstützung der Reichen sei eine historische Verantwortung, ohne Wenn und Aber, steht für diese Entwicklungsländer, den Großteil der Weltgemeinschaft, fest.
    Fliehen vor dem Klimawandel
    Die Dürre in Kenia verschärft sich. Wanderhirten kämpfen tagtäglich mit Hunger, Durst und Armut. Kilometerweit ziehen sie durch trockenes Land, denn jeder Tropfen Wasser bedeutet Hoffnung für die unterernährten Menschen. 26.07.2023 | 13:53 min

    Klimakrise als "Wohlstandschance"

    Es könne gelingen, auch wenn die Summen irre hoch scheinen, erklärt Klimafinanzexperte Weischer. Die Privatwirtschaft müsse mit ins Boot geholt und deren Investitionen durch staatliche Gelder abgesichert werden.

    So kann sehr viel Geld zusammenkommen, und es ergeben sich enorme wirtschaftliche Möglichkeiten.

    Lutz Weischer, Klima-NGO Germanwatch

    Aus der Klimakrise würde so auch eine Wohlstandschance. Dann seien, meint Weischer, noch mehr Reformen bei internationalen Finanzinstitutionen wie Weltbank oder IWF nötig, hin zu mehr Klimaschutzinvestitionen. Und das von einigen Ländern, darunter Deutschland, vorgebrachte Konzept einer weltweiten Milliardärssteuer sei durchaus beachtenswert. 200 Milliarden Dollar im Jahr könnte das bringen, rechnen die Staaten vor. Klingt noch verrückt, aber nicht umsonst betont Außenministerin Annalena Baerbock, "wir müssen kühner und mutiger werden."
    German Chancellor Olaf Scholz (R) and Azerbaijan's President Heydar Aliyev adjust their headphones at the beginning of a press conference after talks at the Chancellery in Berlin, Germany on April 26, 2024.
    Den richtigen Umgang finden mit einem Energiepartner, dem Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Das musste Olaf Scholz heute beim Treffen mit Aserbaidschans Präsident.26.04.2024 | 3:03 min

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