Haftbedingungen: Nawalny bei Gerichtstermin zugeschaltet

Der Kremlkritiker Alexej Nawalny ist heute Morgen überraschend aufgetaucht. Nawalny wurde aus seiner Strafkolonie im fernen Nordosten Russlands einem Gerichtstermin im Stadtgericht Pokrow zugeschaltet.

Hintergrund ist eine von zahlreichen Klagen Nawalnys gegen seine Haftbedingungen. Der wohl prominenteste Gegner Wladimir Putins zeigte sich wohlauf und scherzte mit den anwesenden Journalisten. Eine weitere Anhörung hat das Gericht für den 2. Februar 2024 angekündigt.

Drei Monate vor der Präsidentschaftswahl in Russland nutzt Nawalny solche Gerichtstermine auch, um Aufmerksamkeit für die Wahlkampagne seines Teams zu gewinnen. Denn obwohl Nawalny nicht zur Wahl antreten kann, wirbt er unter dem Slogan "Russland ohne Putin" darum, irgendwelche anderen Kandidaten zu wählen.

In Russland findet der Auftritt allerdings wenig Beachtung. Die staatlich kontrollierten Medien berichten nicht darüber, lediglich russischsprachige Publikationen, die vor der Zensur ins Ausland geflüchtet sind.

Nawalny selbst ist seit Dezember in dem berüchtigten Gefängnis "Polarwolf" in der eiskalten sibirischen Jamal-Region. Dort sei er nun erneut zu sieben Tagen Strafarrest verurteilt worden, hatte er am Dienstag über seinen Telegram-Kanal mitteilen lassen. Grund sei, dass er sich nicht richtig vorgestellt habe.

Der wegen angeblichen Extremismus zu 19 Jahren Haft verurteilte Politiker nahm es mit Ironie. Beim morgendlichen Ausgang um 6:30 Uhr in der Polarnacht und Minus 32 Grad wehe "wunderbar frische Luft trotz der Mauer in den Hof", schrieb er.