Nato-Treffen: Schneller Ukraine-Beitritt unwahrscheinlich  

    Verteidigungsminister-Treffen:Nato: Wenig Hoffnung für die Ukraine  

    Houben Luisa
    von Luisa Houben, Brüssel
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    In Brüssel treffen sich die Nato-Verteidigungsminister. Das Thema: Selenskyjs "Siegesplan" für die Ukraine. Die Gäste aus Kiew aber dürften enttäuscht werden.  

    Die Verteidigungsminister der NATO nehmen an einer Sitzung des Nordatlantikrats im NATO-Hauptquartier teil
    In Brüssel sprechen die Nato-Verteidigungsminister auch über Selenskyjs Siegesplan.
    Quelle: dpa

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj macht in Kiew offiziell, was er seit geraumer Zeit fordert: Die Aufnahme seines Landes in die Nato. Er bittet um eine Einladung - "und zwar jetzt", wie Selenskyj in einer Rede sagte. Damit macht er den Nato-Beitritt zu einem zentralen Punkt seines sogenannten "Siegesplans", der zum Frieden mit Russland führen soll.
    Was die Nato-Mitgliedsstaaten von diesem Plan halten, werden sie in den kommenden Tagen beraten. Die 32 Verteidigungsminister und Verteidigungsministerinnen treffen sich in Brüssel - geplant ist auch ein Termin mit ukrainischen Vertretern.
    Ukraine: Selenskys "Siegesplan"
    "Es gibt einen riesigen Druck auf Selenskyj, jetzt zu irgendeinem Format der Verhandlungen zu kommen", so Politikwissenschaftler Carlo Masala. Es fehle vermehrt am innenpolitischen Rückhalt in den Unterstützerstaaten.17.10.2024 | 4:34 min

    Nato-Beitritt der Ukraine bleibt ohne Datum

    Vorab sagte Generalsekretär Mark Rutte, er sei der festen Überzeugung, dass die Ukraine eines Tages der Nato beitrete. Wann es so weit sei, beantwortet er nicht. Aber, dass man das Land weiter unterstützen und auf eine Mitgliedschaft vorbereiten wollen:

    Die Ukraine muss in einer sehr starken Position sein, wenn dieser Moment kommt.

    Mark Rutte, Nato-Generalsekretär

    Ein Beitritt der Ukraine gilt als unwahrscheinlich, gar unmöglich, solange das Land weiter von Russland angegriffen und teilweise besetzt ist. Auch weil die Befürchtung groß ist, dass der Beitritt zu einer weiteren Eskalation führen könnte - die Nato-Mitgliedsstaaten Kriegspartei werden.
    16.10.2024, Ukraine, Kiew: Auf diesem vom Pressedienst des ukrainischen Präsidenten via AP zur Verfügung gestellten Foto spricht Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, zu den Parlamentariern in der Werchowna Rada.
    Frieden um jeden Preis? In der Ukraine herrschen Frustration und Hoffnung auf gute Nachrichten. Wie reagieren sie hier auf den "Siegesplan" von Ukraines Präsident Selenskij? 16.10.2024 | 2:11 min

    Keine neue Strategie in Sicht

    Immer wieder diskutiert und auch Teil Selenskyjs sogenannten "Siegesplans": Die Erlaubnis des Einsatzes von westlichen Waffen, um Ziele in Russlands Hinterland anzugreifen. Rutte hatte sich zu Beginn seiner Amtszeit, wie schon sein Vorgänger Jens Stoltenberg, dafür offen gezeigt.
    Jedoch liegt es bei den einzelnen Mitgliedsstaaten zu entscheiden, welche Waffen sie liefern und welche Einsätze sie damit erlauben. Für Deutschland beispielsweise lehnt Bundeskanzler Olaf Scholz den Einsatz von Langstreckenwaffen, um Ziele in Russlands Hinterland zu erreichen, ab.
     Bundeskanzleramt: Arbeitsbesuch des ukrainischen Praesidenten: Wolodymyr Selenskyj und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach der Landung mit dem Hubschrauber bei der Begruessung
    963 Tage dauert der Krieg in der Ukraine bereits. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj stellt in Europa seinen Siegesplan vor.13.10.2024 | 4:25 min
    Dass die Nato dazu geschlossen nun ihr Go gibt, hält die ehemalige Nato-Chefstrategin Stefanie Babst für unwahrscheinlich:

    Es gibt dazu keine Bereitschaft für einen Strategiewechsel.

    Stefanie Babst, ehemalige Nato-Chefstrategin

    Dazu fehle der politische Wille. Es werde dabei bleiben, dass einzelne Mitgliedsstaaten die Ukraine finanziell und mit militärischem Gerät unterstützen. Weitreichende Änderungen seien erst nach der Präsidentschaftswahl in den USA zu erwarten. Die Allianz sei sich zu unsicher, wie es danach weitergeht.  
    Ukraine-Krieg - Saporischschja
    Für die wenigen verbliebenen Zivilisten, aber auch für die Soldaten in den umkämpften Gebieten ist der Krieg eine unglaubliche Belastung. ZDF-Reporterin Alica Jung berichtet aus der Ukraine.11.10.2024 | 2:48 min

    Nato wartet auf US-Wahl

    Sollte Donald Trump die Wahl gewinnen, säße jemand mit am Tisch, der schon damit drohte, die Unterstützung der USA für die Ukraine einzustellen oder gar die Nato ganz zu verlassen. Ein Ausblick, der vor allem bei den Europäern für Verunsicherung sorgt. 
    Einen Plan zur Sicherung der Allianz oder Unterstützung der Ukraine gäbe es aber nicht, sagt Babst. "Ich habe überhaupt nicht den Eindruck, dass diese Art von Szenarien-Planung auch nur ansatzweise durchgeführt wird. Es wird nicht darüber geredet. Es gibt keine Notfallplanung." Das sei kurzsichtig und dilettantisch.
    Ukraine, Kupjansk: Eine Einheimische geht zur Verteilungsstelle für humanitäre Hilfe vor einem Haus, das nach ukrainischen Angaben durch russischen Beschuss beschädigt wurde.
    Wegen des Vormarschs Russlands haben Behörden in der Ostukraine angeordnet, die Stadt Kupjansk und drei weitere Orte zu evakuieren.16.10.2024 | 0:20 min

    Expertin Babst: Ukraine steht mit dem Rücken zur Wand

    Währenddessen gehen die Kämpfe in der Ukraine weiter: Moskau meldete heute die Einnahme weiterer Dörfer in der Ostukraine und Kiew, dass die Großstadt Cherson nach Beschuss von der Stromversorgung abgeschnitten sei.  
    "Die Ukraine steht seit Wochen mit dem Rücken an der Wand, kann nur mit Mühe die militärische Fähigkeit aufbringen, die russischen Aggressionen zurückzudrängen", sagt Babst. Mehr Unterstützung der Nato sei dringend notwendig.
    Am Vorabend zum Gipfel die Meldung: Präsident Selenskyj, der zum EU-Gipfel in Brüssel erwartet wird, kommt auch zur Nato. Er wird an den Beratungen der Verteidigungsminister zur Lage in der Ukraine und seinem "Siegesplan" persönlich teilnehmen.
    Mit Material von dpa.
    Luisa Houben berichtet aus dem ZDF-Studio Brüssel.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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