Erneuter Putsch in Afrika: Militär übernimmt Macht in Gabun
Erneuter Putsch in Afrika:Militär in Gabun verkündet Machtübernahme
von Susann von Lojewski
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Vier Tage nach den Präsidentschaftswahlen in dem zentralafrikanischen Land haben Soldaten das Ergebnis annulliert. Der gewählte Staatschef Ali Bongo Ondimba wurde abgesetzt.
Die Ansage war klar und eindeutig: Die Wahlen seien intransparent gewesen, sie würden annulliert, staatliche Institutionen aufgelöst.
Die Militärs, die sich am frühen Morgen via Staatsfernsehen an die Bevölkerung Gabuns wandten, waren nicht einmal alle in Uniform erschienen. Ganz leger standen sie um einen schmucklosen Holztisch und erklärten die jahrzehntelange Regentschaft des Bongo-Clans für beendet.
Bongo-Clan beherrschte Gabun seit Jahrzehnten
Seit 14 Jahren regiert Präsident Ali Bongo das Land in Zentralafrika. Zuvor war sein Vater Omar Bongo an der Macht, seit 1967 bis zu seinem Tod. Die nächste Generation, Ali Bongos Sohn, hat sich ebenfalls bereits auf den Weg gemacht, seinen Vater einmal zu beerben.
Es ist diese Alleinherrschaft einer Familie, die schon lange für Unzufriedenheit in der Bevölkerung sorgte. 2,3 Millionen Menschen leben in Gabun, überwiegend in Armut, die Arbeitslosigkeit ist hoch.
Gabun ist reich an Rohstoffen
Andererseits ist Gabun das reichste Land Afrikas (sehr kleine Länder ausgenommen). Nach einem Bericht des Centre d’études et de réflexion sur le monde francophone (Cermf) belief sich das Bruttoninlandsprodukt auf 9.294 US-Dollar pro Kopf. Gabun ist reich an Rohstoffen, vor allem Erdöl und Gas.
Während - nach Schätzungen der Weltbank - 36,9 Prozent der Menschen zwischen 15 und 24 Jahren arbeitslos sind, macht sich eine korrupte Machtelite die Taschen voll und mehrt den eigenen Reichtum.
Gabun ist ein Staat in Zentralafrika. Die Hauptstadt Gabuns ist Libreville.
Quelle: ZDF
Seit 1990 wieder ein Mehrparteiensystem eingeführt wurde, kam es nach jeder Wahl in Gabun zu Gewalt. "Im Moment ist die Lage ruhig", so der Journalist Joel Tatou gegenüber dem ZDF. Tatou lebt in Gabuns Hauptstadt Libreville. "Die Menschen bleiben in ihren Häusern, es fahren nur sehr wenige Autos," so schildert er die Lage.
Gabun beschert Afrika einen weiteren Unruheherd
Nach Mali und dem Niger in Westafrika nun also ein Putsch in Gabun in Zentralafrika. Da liegt der Verdacht nahe, dass auch hier Russland und die Wagner-Truppen ihre Finger im Spiel haben. Für Gabun aber gilt dies nicht.
Moskau verspricht nach dem Stopp des Export-Deals mit Kiew afrikanischen Staaten kostenloses Getreide. Wer bei Putins Afrika-Gipfel auf wen angewiesen ist, erklärt eine Expertin.
Interview
Gabun - "Hinterhof Frankreichs"
Gabun wird oft als "Hinterhof Frankreichs" bezeichnet. Zwar ist das Land seit 1960 unabhängig, doch die Beziehungen zur ehemaligen Kolonialmacht sind immer noch eng. Bei seinem letzten Staatsbesuch in Paris wurde der jetzt für abgesetzt erklärte Präsident Ali Bongo fast innig von Präsident Emmanuel Macron begrüßt.
So ist eher anzunehmen, dass die Putschisten in Libreville sich tatsächlich gegen eine korrupte Elite und im besonderen gegen den Clan des abgesetzten Präsidenten wenden. Die Wahlen, die Ali Bongo mit fast Zweidrittel der Stimmen gewann, seien "nicht transparent" gewesen, erklärte die Gruppe der Offiziere im Staatsfernsehen.
Die Geschichte der Kolonialzeit in Afrika ist lang und blutig. 09.02.2023 | 14:36 min
Und in der Tat waren internationale Beobachter nicht zugelassen, wurden Akkreditierungen ausländischer Journalisten rigoros abgelehnt. Was immer die Gründe sein mögen, beschert der Putsch in Gabun dem Kontinent Afrika einen weiteren Unruheherd.