Expertin zu Gipfel: "Russland braucht auf jeden Fall Afrika"
Interview
Putins Afrika-Gipfel:Expertin: Russland "braucht Afrika"
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Moskau verspricht nach dem Stopp des Export-Deals mit Kiew afrikanischen Staaten kostenloses Getreide. Wer bei Putins Afrika-Gipfel auf wen angewiesen ist, erklärt eine Expertin.
In Sankt Petersburg hat Wladimir Putin afrikanischen Vertretern Gratis-Getreide zugesichert. Man unternehme "maximale Anstrengungen, um eine weltweite Ernährungskrise abzuwenden", versprach der Kreml-Chef vor den 17 Staatschefs, die angereist waren.
Doch der Schein der einseitigen Abhängigkeit trüge, erklärt Julia Grauvogel vom Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien im ZDF heute journal.
Sehen Sie oben das ganze Interview im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Julia Grauvogel dazu, ...
... warum Russland auch von afrikanischen Staaten abhängig ist
"Russland braucht auf jeden Fall Afrika und verfolgt in Afrika verschiedene wirtschaftliche und geostrategische Interessen", sagt Grauvogel. Primär gehe es um Rohstoffe, insbesondere Gold. Denn: Seit russische Devisen durch westliche Sanktionen eingefroren seien, sei Gold als Zahlungsmittel für Putin "noch wichtiger" geworden.
Putin würde im Gegenzug Waffen liefern, da Afrika auf Russland als Waffenlieferant angewiesen sei. "Mittlerweile kommt fast die Hälfte aller Waffen auf dem afrikanischen Kontinent aus Russland." Darüber hinaus sei es für Afrika von Interesse, die Bindung zu Russland zu nutzen, um sich "in der internationalen Politik als Akteur darzustellen, der nicht nur vom Westen abhängig ist".
... wie Putin den gescheiterten Getreide-Deal darstellt
Zum Auftakt des Gipfels hat Putin nun sechs afrikanischen Staaten kostenlose Getreidelieferungen versprochen. Noch Tage zuvor hatte er den von der UN und der Türkei ausgehandelte Getreide-Deal ausgesetzt, der maßgeblich weltweite Getreidelieferungen aus der Ukraine ermöglichte. Dieser Schritt sei in Afrika "sehr stark kritisiert" worden, schildert Grauvogel.
Russland habe zwar versucht, zum Teil sogar durch Zeitungsartikel in lokalen Zeitungen unter anderem in Kenia, "dem Westen die Schuld zuzuschieben", aber es sei so, dass dennoch "dieser russische Schritt in Afrika massiv kritisiert wurde". Jetzt würde man in Afrika erst einmal darauf warten, wie genau die jetzigenVersprechen umgesetzt werden.
... wie es mit den Wagner-Söldnern in Afrika weitergeht
Beim Afrika-Gipfel soll auch Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin dabei gewesen sein. Wie Grauvogel erklärt, seien einige afrikanische Staaten "natürlich sehr eng verbunden" mit der Wagner-Gruppe. Mit den Söldnern vertrete Prigoschin auch die russischen Interessen in Afrika.
Das scheine aber nicht der Fall zu sein. Grundsätzlich besteht laut der Afrika-Expertin in einzelnen Staaten der Zentralafrikanischen Republik - auch in Mali - jedoch Interesse daran, dass dieses russische Engagement fortgesetzt wird.
Seinen Afrika-Gipfel hat Putin minutiös durchorganisieren lassen. Sein Versprechen: Gratis-Getreide. Welche Interessen verfolgt der Kremlchef auf dem Afrika-Gipfel?