Deutscher Botschafter in Libyen:"Große Solidarität" nach Katastrophe
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Nach den verheerenden Überschwemmungen in Libyen läuft die internationale Hilfe an. Es gebe politische Schwierigkeiten aber auch Hoffnung, sagt der deutsche Botschafter.
"Das Ausmaß der Katastrophe überfordert komplett alle Behörden", so Michael Ohnmacht, deutscher Botschafter in Libyen im heute journal.14.09.2023 | 6:04 min
Das Ausmaß der verheerenden Überschwemmungen in Libyen wird immer katastrophaler. Nach Angaben der Hilfsorganisation Roter Halbmond sind allein in der besonders schwer getroffenen Stadt Darna mehr als 11.300 Menschen ums Leben gekommen, Tausende werden noch vermisst.
Internationale Hilfe läuft an
Am Donnerstagabend trafen erste Hilfsgüter auch aus Deutschland ein. Zwei Bundeswehrflugzeuge mit rund 30 Tonnen Material des Technischen Hilfswerkes (THW) landeten im libyischen Bengasi. Die deutsche Hilfe erfolgt dabei in Koordination mit den örtlichen Behörden und der deutschen Botschaft.
Der deutsche Botschafter in Libyen ist Michael Ohnmacht. Im Interview beantwortet er:
Wie schnell erfolgt die Verteilung der gelieferten Hilfsgüter?
Die deutsche Hilfe laufe wie auch die vieler anderer Staaten gut an, doch ein zentrales Problem sei die Logistik, so Ohnmacht. Er sei überzeugt, dass die Hilfsgüter insbesondere ins betroffene Stadtgebiet von Darna gelangen, aber die örtlichen Behörden seien mit der außergewöhnlichen Lage komplett überfordert.
Wie hängt die politische Teilung und die Schwere der Katastrophe zusammen?
Schwierig seien die verschiedenen Stufen der Autorität, so der Diplomat. Libyen habe ja zwei Regierungen - eine im Osten und eine andere im Westen. Diese stehen miteinander in Rivalität. Libyen sei durch diese politische Spaltung geschwächt.
Ob fehlende Warnungen, wie sie die Vereinten Nationen heute angeprangert haben, ein Resultat dieser Spaltung seien, dazu könne er kein genaues Urteil geben. Vor Ort sei man aktuell der Meinung, dass eine Schuldzuweisung nichts bringe. Wichtig sei die Zusammenarbeit.
Wie kooperieren die zwei Regierungen angesichts der Katastrophe?
Bei seinen Gesprächen mit verschiedenen politischen Vertretern falle ihm eine große Solidarität mit den Opfern der überschwemmten Gebiete auf - auch in Westlibyen, so Ohnmacht. Dies gehe über die Spaltung des Landes in West und Ost hinaus.
Auch der Druck aus der Bevölkerung auf die Regierungen würde kommen. Er hoffe, dass es politische Fortschritte geben könne und dass aus dieser Katastrophe gelernt werde: