Brics-Gipfel in Russland:Experte: "Größe ist nicht gleich Macht"
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Im russischen Kasan findet gerade der Brics-Gipfel statt. Wie groß die wirtschaftliche Kraft des Bündnisses ist und welche Rolle China spielt, erklärt Ökonom Rolf Langhammer
Die Brics-Gruppe ist sehr heterogen, so Wirtschaftsexperte Rolf Langhammer. Er erwartet nicht, dass die Brics-Staaten eine alternative Währung zum Dollar nach vorne bringen können.22.10.2024 | 8:36 min
Im russischen Kasan empfängt Russlands Präsident Wladimir Putin zahlreiche Staats- und Regierungschefs zum sogenannten Brics-Gipfel. Zum Brics-Bündnis gehören neben den namensgebenden Staaten Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika sowie seit Januar auch der Iran, Ägypten, Äthiopien und die Vereinigten Arabischen Emirate.
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Die Brics-Gruppe steht dem westlichen Bündnis der G7 gegenüber, es will die westliche Dominanz verringern. Wie mächtig das Brics-Bündnis ist, welche Bedeutung eine gemeinsame Währung hat und wovon die wirtschaftliche Zukunft der Brics-Staaten abhängt, erklärt Rolf Langhammer vom Kiel Institut für Weltwirtschaft bei ZDFheute live.
Sehen Sie das Interview in voller Länge oben im Video und lesen Sie hier eine Zusammenfassung.
Macht entscheidet sich auch über Währung
Größe sei nicht gleich Macht, so der Wirtschaftsexperte. Zur Macht würden mehrere Aspekte gehören, zum Beispiel, ob die Brics-Staaten eine gemeinsame Handelspolitik beispielsweise gegenüber Nichtmitgliedern hätten und ob sie über eine dominante Währung verfügten, eine Währung, an der niemand vorbeikomme. Beides habe die Brics-Gruppe nicht. Es sehe auch nicht so aus, als ob es in Zukunft dazu komme.
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Chinas Währung kann nicht mit US-Dollar mithalten
Ein Ziel Russlands ist der Aufbau eines Finanzsystems, das unabhängig vom US-Dollar ist. Nach der Einschätzung von Langhammer gelingt dies bisher noch nicht. Dabei sei das Problem, dass die chinesische Währung Renminbi Yuan dabei wahrscheinlich dominieren würde:
Ich glaube, dass kein Land, ganz zuletzt Indien, bereit wäre, die Dominanz des Dollars im internationalen Währungsszenario durch eine neue Dominanz Chinas, der chinesischen Währung, auszutauschen.
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Rolf Langhammer, Kiel Institut für Weltwirtschaft
Hier liege auch das eigentliche Problem beim Aufbau eines unabhängigen Finanzsystems: Es gebe mit China zwar ein dominantes Land und auch eine dominante Währung, im Vergleich zur Funktion des Dollar und des Euro in den internationalen Finanzbeziehungen sei diese Währung aber in der Zahlungsfunktion noch relativ unbedeutend, so Wirtschaftsexperte Langhammer.
Wirtschaftliche Entwicklung der G7 entscheidend für Brics-Zukunft
"Es hängt wesentlich von der G7 ab, wie sie sich in Zukunft darstellt und wie sie wirtschaftlich florieren kann, ob die Brics-Gruppe zu einem Gegengewicht kommen kann", sagt Langhammer.
Aktuell sehe es aber aus mehreren Gründen nicht danach aus, dass die Brics-Gruppe ein Gegengewicht zur G7 stellen könne, so der Experte. Dies liege daran, dass die Gruppe sehr heterogen sei, dass sie keine gemeinsame Politik gegenüber anderen Ländern durchführen könne und dass der Konflikt zwischen Indien und China immer latent im Raum stehe.
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Differenzen zwischen Indien und China
Bei dem Konflikt gehe es darum, dass sich Indien geweigert habe, einem vom China dominierenden Wirtschaftsbündnis namens RCEP, einem Handelsblock, beizutreten. Das zeige wiederum, so der Experte, dass Indien sich dem Handelsblock gar nicht zu sehr aussetzen möchte, sondern dass es versuchen werde, auf allen möglichen Ebenen auch mit der G7 weiter zu kooperieren. Von dort kämen die Technologie und die internationalen Finanzströme, so Langhammer.
Vom Dollar kann man sich nicht lösen, und das wissen auch die wichtigsten Staaten wie Brasilien und Indien.
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Rolf Langhammer, Kiel Institut für Weltwirtschaft
Das Interview führte ZDF-Moderatorin Alica Jung. Zusammengefasst hat es ZDF-Redakteurin Caroline Kleine-Besten.
Quelle: dpa
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