Geburtstourismus aus Russland? Argentinien ermittelt

    Ermittlungen in Argentinien:Einreise Tausender schwangerer Russinnen

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    Argentinien ist alarmiert: In den vergangenen Monaten sind Tausende schwangere Russinnen ins Land gereist. Die Behörden ermitteln nun, ob kriminelle Banden dahinterstecken.

    Viele Passagiere auf dem Jorge-Newberry-Flughafen in Buenos Aires (Archivbild)
    Jorge-Newberry-Flughafen in Buenos Aires (Archivbild)
    Quelle: Imago

    Nach der Einreise von Tausenden schwangeren Russinnen nach Argentinien haben die Behörden Ermittlungen eingeleitet. Geprüft werde, ob ein kriminelles Netzwerk hinter dem Geburtstourismus in das südamerikanische Land stecke, berichtete die Zeitung "La Nación" unter Berufung auf Sicherheitskreise.

    Razzien in Buenos Aires

    Bei Hausdurchsuchungen im eleganten Stadtteil Puerto Madero in Buenos Aires wurden demnach Computer, Mobiltelefone, Einreisedokumente und Bargeld sichergestellt. "Es gibt Ermittlungen, wer hinter diesen Banden steckt, die Männer und Frauen hierherbringen. Das ist ein Millionen-Geschäft", sagte die Leiterin der argentinischen Einwanderungsbehörde, Florencia Carignano.
    Am Freitag waren dem Zeitungsbericht zufolge 83 Frauen aus Russland am Flughafen von Buenos Aires gelandet, 16 der Passagierinnen waren schwanger. Sechs Russinnen wurden zunächst festgehalten, weil es offenbar Unstimmigkeiten bei ihren Papieren gab. Später durften die Frauen allerdings einreisen.
    Die Chefin der Einwanderungsbehörde Carignano sagte:

    Irgendwas ist komisch, wenn Schwangere in der 34. Woche kommen. Deshalb vermuten wir, dass sie nicht nur Urlaub machen wollen.

    Florencia Carignano, Chefin der Einwanderungsbehörde


    Zwar sei es Ausländerinnen nicht untersagt, für die Geburt ihres Kindes nach Argentinien zu kommen, erklärte sie. Allerdings bräuchten sie dafür ein spezielles Visum.

    Geburt in Argentinien sichert Staatsbürgerschaft

    Carignano sagte, im vergangenen Jahr seien 21.757 Menschen mit russischer Staatsbürgerschaft nach Argentinien eingereist, darunter seien 10.500 schwangere Frauen gewesen. In den vergangen drei Monaten seien es dann schon mehr als 5.800 Schwangere gewesen, viele kurz vor der Niederkunft.
    Hintergrund dürften die strengeren Einreiseregeln für russische Staatsbürger beispielsweise in die Europäische Union als Folge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sein. So setzte die EU das Visaerleichterungsabkommen mit Russland im September vergangenen Jahres vorerst aus.
    Bundeskanzler Olaf Scholz besuchte Argentinien im Januar:
    In Argentinien geborene Kinder erhalten automatisch die argentinische Staatsbürgerschaft. Als Eltern eines argentinischen Kindes können die Paare aus Russland ebenfalls recht einfach die Staatsangehörigkeit beantragen. Ein argentinischer Pass gilt als attraktiv: Argentinische Staatsbürger können ohne Visum in mehr als 160 Länder reisen.

    Agentur: Bis zu 15.000 Dollar für Reise und Entbindung

    Die Agentur RuArgentina organisiert Reise, Entbindung und Behördengänge für die Russinnen. Dafür kassiert das Unternehmen zwischen 5.000 und 15.000 US-Dollar. "Die Frauen können mehr oder weniger Beratung und Hilfe buchen. Einige brauchen Unterstützung, um zum Supermarkt zu gehen, andere dabei, ein Krankenhaus zu finden", erklärte der Agentur-Chef Kirill Makoveev im Interview der Zeitung "La Nación".
    In den Krankenhäusern in Buenos Aires hat sich das Personal bereits auf die Schwangeren aus Russland eingestellt. "Ich kenne schon ein paar Worte und Sätze auf Russisch, um sie zu verstehen. Wenn sie zum Geburtstermin in die Klinik kommen, bringen sie eine Übersetzerin mit - es ist immer dieselbe. So etwas haben wir noch nie gesehen", sagte eine Verwaltungsangestellte des Hospitals Rivadavia der Zeitung "La Nación".

    Behörden sorgen sich um Ansehen des argentinischen Passes

    Die argentinischen Behörden sorgen sich unterdessen um das Ansehen der argentinischen Passes, mit dem man ohne Visum in zahlreiche Länder einreisen kann und ein Visum für die USA für zehn Jahre beantragen kann.

    Wenn wir nicht kontrollieren, wem wir einen Pass geben, wird das Vertrauen in den argentinischen Pass sinken

    Florencia Carignano, Chefin der Einwanderungsbehörde

    Wir müssen unseren Pass und die damit verbundenen Vorteile schützen», sagte Carignano.
    Quelle: AP, dpa
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