Apotheken sollen heute zu bleiben - Notdienst offen
Notdienste geöffnet:Viele Apotheken bleiben heute zu
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Viele Apotheken in Deutschland bleiben am heutigen Mittwoch zu. Grund dafür sind die Gesundheitspolitik der Regierung, Personalnot und Lieferengpässe.
Anlässlich eines bundesweiten Protesttags sind am heutigen Mittwoch die meisten der Apotheken in Deutschland geschlossen geblieben. Laut einer Umfrage der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) unter 3.000 Leiterinnen und Leitern am Mittwochmorgen beteiligten sich mehr als 85 Prozent der Apotheken an dem Protest. Demnach stellten 1.200 Notdienstapotheken die Versorgung mit Arzneimitteln in dringenden Fällen sicher.
Die Branche will mit den bundesweiten Aktionen auf Personalnot und Mehraufwand etwa wegen Lieferengpässen von Medikamenten aufmerksam machen. Gefordert werden unter anderem auch lange ausgebliebene Honoraranhebungen. Die Zahl der Apotheken war zuletzt unter die Marke von 18.000 gefallen.
Fiebersäfte für Kinder, Antibiotika oder Cholesterinsenker sind zurzeit schwer erhältlich. Können Importe aus dem EU-Ausland die Lage in Deutschland entspannen? 15.05.2023 | 27:57 min
Neben den Schließungen sind in mehreren Städten auch Demonstrationen und Kundgebungen geplant.
Lauterbach: Kein Geld für höhere Gehälter für Apotheker
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat Forderungen nach höheren Vergütungen bereits eine Absage erteilt. Er zeigte Verständnis dafür. Mangels zusätzlicher Haushaltsmittel und steigender Beiträge für die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) gebe es die Spielräume dafür im Moment aber leider nicht.
Der FDP-Gesundheitspolitiker Lars Lindemann sagte:
Apotheken bräuchten weniger Bürokratie, maximale Flexibilität und Planungssicherheit. Darauf sollte sich der Minister konzentrieren und mit den Apotheken in den Austausch gehen. Ein pauschales Nein bringe keine Lösung. Klar sei: "Geschlossene Apothekentüren dürfen nicht zum Alltag werden."
Im automatisierten Versandzentrum „Apotheke Prime“ werden Medikamente für einen längeren Zeitraum vor Ort lagern. Das soll dem Medikamentenmangel entgegenwirken, der oft durch Abhängigkeiten von Lieferketten verursacht wird.19.05.2023 | 1:48 min
Die Forderungen
Die Branche verlangt, eine seit zehn Jahren nicht erhöhte fixe Pauschale von 8,35 Euro pro rezeptpflichtigem Medikament für Beratung auf zwölf Euro anzuheben. Sie müsse dann auch regelmäßig an die Kostenentwicklung angepasst werden.
Kommen solle eine zusätzliche Pauschale für jede Apotheke, um das Versorgungsangebot in der Fläche als solches abzusichern.
Für den Extra-Aufwand bei nicht lieferbaren Medikamenten solle es für jeden Austausch 21 Euro als Zuschlag geben.
Bei mehr als 400 Arzneimitteln gibt es derzeit Lieferengpässe. Wie eine Apotheke im sächsischen Zittau mit den Engpässen umgeht, zeigt ZDF-Reporterin Cornelia Schiemenz.26.01.2023 | 8:17 min
Die Sicht der Kassen
Der GKV-Spitzenverband argumentiert, das Honorar steige unaufhörlich, weil Apotheken zusätzlich zur Pauschale für jedes Medikament drei Prozent vom Einkaufspreis erhalten.
So erhielten Apotheken fürs Abgeben eines Standard-Antibiotikums rund sieben Euro pro Packung und für ein Multiple-Sklerose-Mittel 160,71 Euro.
Würde der Fixbetrag wie gefordert auf zwölf Euro pro Packung erhöht, wären das Mehreinnahmen von 2,2 Milliarden Euro für die Apotheken - ohne, dass für Patientinnen und Patienten irgendetwas besser würde.
So viele Apotheken gibt es in Deutschland
Die Beschäftigtenzahl in Apotheken ging nach Branchendaten im vergangenen Jahr leicht auf 159.352 zurück.
An Patienten abgegeben wurden 1,4 Milliarden rezeptpflichtige und rezeptfreie Arzneimittel.
Der Gesamtumsatz der Apotheken stieg auf knapp 64,9 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn vor Steuern einer durchschnittlichen Apotheke sank demnach auf 162.890 Euro. Für dieses Jahr erwartet der Verband Mehrbelastungen von 10.000 Euro durch höhere Tariflöhne. Quelle: dpa
Die Zahl der Apotheken in Deutschland schrumpft. Ende März gab es noch 17.939 - das war der niedrigste Stand seit mehr als 40 Jahren. Seit Ende vergangenen Jahres gab es damit bundesweit 129 Apotheken weniger: 17 Neueröffnungen standen 146 Schließungen im ersten Quartal 2023 gegenüber. Erfasst werden jeweils Hauptapotheken und Filialen, von denen Apotheker bis zu drei betreiben können.