Wärmewende: Entlastung für Geringverdiener gefordert

    Die Zukunft des Heizens:Hü und Hott um die Wärmepumpe

    von Gaspard Oppenhäuser und Claudia Krafczyk
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    Die Wärmewende soll kommen - so das Ziel der Ampel. Das stellt vor allem ärmere Bevölkerungsschichten vor Probleme. Die Verbraucherzentrale Bundesverband stellt klare Forderungen.

    Wärmepumpe an einem Einfamilienhaus in Düsseldorf
    Um die Wärmewende zu bewältigen sollen auch vermehrt Wärmepumpen zum Einsatz kommen - doch die sind teuer. (Archivbild)
    Quelle: imago/Robert Poorten

    Die Ampel-Koalition hat sich auf einen Gesetzesentwurf zur Heizungswende geeinigt, nun ringt man um die Details. Ab 2024 dürfen ausschließlich Heizungen eingebaut werden, die mit mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie betrieben werden können.

    Forderung nach sozial gestaffelter Förderung

    Die Wärmewende muss und wird kommen, entschied die Bundesregierung. Sie soll nun mit dem neu beschlossenen Gebäudeenergiegesetz gelingen. Knackpunkt sind die Kosten. Teuer wird's - das steht schon mal fest.
    Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) erwartet von der Politik Klarheit, wie die finanzielle Förderung aussehen soll. Denn schon heute habe man Fördermöglichkeiten für eine neue Heizung bis zu 40 Prozent. Weitere 20 Prozent kommen für die Gebäudesanierung noch hinzu. "Wir wissen aber, dass es für manche Menschen trotzdem nicht stemmbar sein wird", warnt VZBV-Vorständin Ramona Pop.

    Für diejenigen, die ein schmaleres Portemonnaie haben, brauchen wir eine sozial gestaffelte Förderung, die auch wirklich funktioniert.

    Ramona Pop, Verbraucherzentrale Bundesverband

    Wie eine mögliche Abwrackprämie aussehen kann, wird noch diskutiert. Sinnvoll sei eine Prämie, damit zügig die ältesten und klimaschädlichsten Heizungen ausgetauscht werden können, heißt es aus der SPD-Fraktion.

    Verband: Abwrackprämie für Heizungen gleicht "Strohfeuerchen"

    Aus Kreisen des Finanzministeriums ist zu vernehmen, dass es Anreize für den Austausch geben soll - gestaffelt nach dem Alter der Anlagen. Aber: Kann eine Abwrackprämie, also Bares für Altes, einen sozialen Ausgleich schaffen? Was muss da kommen?
    Ökonomin Veronika Grimm über die hohen Kosten beim Umrüsten auf Wärmepumpen:
    Eine Abwrackprämie kennt man aus anderen Bereichen. Die Gefahr dabei: Der Effekt ist nach ein, zwei Jahren vorbei.

    Aber eins muss klar sein, wir reden über einen sehr langen Zeitraum, hier von mindestens 15, wenn nicht sogar 20 bis 25 Jahren, wo sukzessiv diese Heizungen ausgetauscht werden müssen.

    Ramona Pop, Verbraucherzentrale Bundesverband

    Pop verlangt eine Förderung, die den Menschen mehr Planungssicherheit gibt "und nicht so ein kleines Strohfeuerchen, wie eine Abwrackprämie". Die staatlichen Hilfen sollen sich dabei nicht nur am Zustand der Heizung, sondern auch am Einkommen der Menschen orientieren, heißt es aus der SPD-Fraktion.
    Wärmepumpe der Firma Schüco in einem Raum
    Die stark gestiegenen Energiekosten haben die Nachfrage nach Wärmepumpen kräftig angekurbelt.09.03.2023 | 2:43 min
    "Die soziale Staffelung bei der Förderung ist wichtig, damit wir nicht wieder mit der Gießkanne unterwegs sind", gibt Pop zu bedenken.

    Die soziale Staffelung muss diejenigen besonders berücksichtigen, die die ältesten Heizungen haben und nicht sofort in eine neue investieren können.

    Ramona Pop, Verbraucherzentrale Bundesverband

    Damit könne man diejenigen am stärksten unterstützen, "die ein geringeres Einkommen haben und sich eine Umrüstung nicht gerade mal eben so leisten können".

    CO2-Zertifikathandel droht Heizen teuer zu machen

    Die Umrüstung der Heizanlage wird meist am Einfamilienhaus erklärt, doch es gibt Millionen von Menschen, die in Mehrfamilienhäusern wohnen. Wie kann die Wärmewende hier vollzogen werden? "Die Wärmewende ist eine riesige Herausforderung", sagt Ramona Pop. Es brauche eine neue Art zu heizen mit deutlich mehr erneuerbaren Energien, um unabhängig zu werden von fossilen Heizstoffen wie Gas oder Öl.
    Auf dem Bild ist eine neu eingebaute Wärmepumpe in einem Keller zu sehen.
    Wärmewende: Ab kommendem Jahr dürfen nur noch neue Heizungen eingebaut werden, die mit 65 Prozent erneuerbaren Energien zu betreiben sind. 03.04.2023 | 2:03 min
    Nicht nur aufgrund der geopolitischen Lage, sondern auch, weil sie befürchtet, dass durch den CO2-Zertifikathandel Heizen in den kommenden 10 bis 20 Jahren "wahnsinnig teuer" wird. "Insofern ist der Weg der richtige", sagt Pop. Es müsse auch in Fernwärmenetze erneuerbarer Strom eingespeist werden.

    Forderung: Modernisierungsumlage auf Prüfstand stellen

    Bisher können Mieter und Mieterinnen an den Sanierungskosten beteiligt werden. Man könne aber nicht alle Umrüstungskosten auf diese abwälzen, sagt Pop.

    Da muss es mindestens eine vernünftige Aufteilung geben.

    Ramona Pop, Verbraucherzentrale Bundesverband

    Die Bundesregierung müsse sich die Modernisierungsumlage von acht Prozent noch mal genau anschauen, die derzeit von Mietern und Mieterinnen getragen werden müssen. Sie dürfe man nicht über Gebühr belasten, gerade in einer Zeit, in der ohnehin alle Preise steigen, erklärt die Verbraucherschützerin.

    Dieses Hü und Hott, dieses Auseinandernehmen der eigenen Pläne, diese Streitereien und Zankereien, das verunsichert die Menschen.

    Ramona Pop, Verbraucherzentrale Bundesverband

    Diese Wärmewende sei kein Sprint, sondern eher so etwas wie ein Marathon, sagt Verbraucherschützerin Pop. Es sei hilfreich, wenn kommuniziert werden würde, dass es eben mitnichten darum gehe, dass übermorgen alle Heizungen in Deutschland ausgetauscht werden müssen.
    Die Verbraucherzentralen raten, mit Blick auf die sicherlich weiter steigenden oder hoch bleibenden Gas- und Ölpreise, nur gut überlegte Entscheidungen zu treffen. Pop empfiehlt eine unabhängige Energieberatung, wie sie die Verbraucherzentrale anbieten.