Weidel und Chrupalla:Neue AfD-Spitze: Ein ungleicher Start
von Julia Klaus
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Die AfD hat Tino Chrupalla als Parteichef bestätigt - allerdings überraschend knapp. Er führt künftig mit einer gestärkten Alice Weidel. Immer noch gibt es den "Elefanten im Raum".
Die AfD hat ihren alten Vorsitzenden im Amt bestätigt: Der Sachse Tino Chrupalla ist erneut zum Chef gewählt worden. Allerdings deutlich knapper, als das erwartet worden war. Nur 53,4 Prozent trauten ihm die Führung zu. Das war kurz vor einer Stichwahl.
Es ist eine Klatsche für den Handwerksmeister, der seit 2019 Bundesvorsitzender ist. Nachdem ihn sein Kollege Jörg Meuthen verlassen hatte, aus der Partei ausgetreten war, schossen sich parteiinterne Kritiker auf ihn ein.
Ein ungleicher Start für die Doppelspitze
Deutlich besser steht dagegen Alice Weidel da, bislang Co-Fraktionsvorsitzende im Bundestag. Mit 67,3 Prozent wirkt sie nun als stärkerer Teil der Doppelspitze - es ist ein ungleicher Start für die beiden.
Nach formalen Gesichtspunkten wirkt das Duo ausgeglichen: West und Ost, Akademikerin und Handwerker. Doch so waren Meuthen und Chrupalla auch einmal gestartet - letztlich ist die Führung dann doch implodiert. Wohl auch deshalb betonte der neue AfD-Chef nach der Wahl, die Vergangenheit müsse man jetzt hinter sich lassen.
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Neuer AfD-Bundesvorstand: Wer steuert da wohin?
Ob das gelingt? Die Delegierten im sächsischen Riesa wählen einen Vorstand aus insgesamt 14 Mitgliedern. Zwar wäre auch eine Einzelspitze mögich gewesen - das hatten Kräfte um Björn Höcke am Freitag durchgesetzt - doch die Delegierten sprachen sich zunächst weiter für die Doppelrolle aus. Weidel und Chrupalla hatten sich am Samstag gegenseitig vorgeschlagen, die restlichen Posten wurden weitgehend so vergeben, wie es im Vorfeld erstellte Listen vorgesehen hatten:
- Stephan Brandner,
- Peter Boehringer und
- Mariana Harder-Kühnel waren Wunsch-Leute von Chrupalla - alle sind nun Stellvertreter.
- Tino Chrupalla und Alice Weidel (Doppelspitze)
- Stephan Brandner (1. Stellvertretender Sprecher)
- Peter Boehringer (2. Stellvertretender Sprecher)
- Mariana Harder-Kühnel (3. Stellvertretende Sprecherin)
- Carsten Hütter (Schatzmeister)
- Harald Weyel (Stellvertretender Schatzmeister)
- Dennis Hohloch (Schriftführer)
- Marc Jongen (1. Beisitzer)
- Martin Reichardt (2. Beisitzer)
- Roman Reusch (3. Beisitzer)
- Maximilian Krah (4. Beisitzer)
- Christina Baum (5. Beisitzerin)
- Carlo Clemens (6. Beisitzer)
Die parteiinternen Kritiker von Chrupalla räumten ihre Niederlage danach auch ein. Joana Cotar, hessische Bundestagsabgeordnete, sagte nach der Wahl:
Chrupalla habe nun "die Kollegen an seiner Seite, die er wollte". Das Lager von Jörg Meuthen, jene, die sich selbst als moderater bezeichnen, sie seien in der Parteispitze nicht mehr vertreten. Das bedeutet auch: Die AfD ist mal wieder ein Stück weiter nach rechts gerückt.
Wie weiter mit Björn Höcke?
Eine Art Elefant im Raum ist der Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke. Immer wieder tritt er ans Saalmikrofon, zeigt Präsenz - und tritt doch nicht an. Im Vorfeld hatte er mit einer Vorstandskandidatur geliebäugelt und damit viele erschreckt - eine Höcke-AfD könnte doch als zu klar rechtsextrem wirken.
Es wird erwartet, dass er stattdessen Leiter einer neuen Strukturkommission wird. Gegenüber ZDFheute bestätigte Höcke, dass er diesen Posten anstrebt. Dass er ihn bekommt, ist durchaus möglich, denn der Antrag für die Kommission wurde neben Chrupalla auch von dem noch immer einflussreichen Ehrenvorsitzenden Alexander Gauland eingereicht.
Was diese Kommission letztlich darf, wie mächtig sie wird und wie sie die Partei umkrempeln könnte, das ist noch unklar. Sie soll sich auch um die Nachwuchsförderung kümmern. Höcke-Kritiker hoffen dagegen auf einen "Papiertiger", mit dem man den Rechtsaußen ruhigstellen kann.
Vom AfD-Parteitag geht bislang das Zeichen aus: Meuthen ist passé, die Partei rückt ein Stück weiter nach rechts, in der neuen Doppelspitze wirkt Chrupalla angeschlagen - und Alice Weidel steht als Siegerin dar.
Quelle: dpa
Beim Gründungsparteitag der AfD in Berlin übernehmen Bernd Lucke, Frauke Petry und Konrad Adam gemeinsam den Parteivorsitz.
Quelle: dpa
Die Dreierspitze löst sich auf. Beim Bundesparteitag in Essen gewinnt Frauke Petry die Wahl gegen Bernd Lucke und setzt den Parteivorsitz mit Jörg Meuthen an ihrer Seite fort. Lucke verlässt die AfD. Konrad Adam scheidet aus und tritt 2020 aus der Partei aus.
Frauke Petry verlässt die Partei und die Fraktion nach der Bundestagswahl. Ihr Versuch eines gemäßigteren Kurses für die AfD ist gescheitert. Jörg Meuthen wird Parteivorsitzender mit Alexander Gauland als Ko-Parteichef im Dezember.
Alexander Gauland verzichtet auf eine weitere Kandidatur und macht den Platz für Tino Chrupalla frei, der die neue Doppelspitze mit Jörg Meuthen bildet.
Quelle: Kay Nietfeld/dpa
Mit dem wachsenden Einfluss rechtsradikaler und "totalitärer" Kräfte in der AfD begründet Jörg Meuthen seine Niederlegung des Parteivorsitzes nach fast sieben Jahren und seinen Austritt aus der AfD. Zunächst bleibt Tino Chrupalle alleiniger Parteivorsitzender.
Quelle: epa
Es gibt eine neue Doppel-Spitze der AfD. Tino Chrupalla wird mit knapper Mehrheit zum Parteivorsitzenden und Alice Weidel zur Ko-Parteichefin gewählt. Der Vorsitz von Fraktion und Partei ist damit zusammengelegt, sodass künftig auch eine Person alleine die Parteispitze bilden kann. Nach der Wahl spricht Chrupalla von einem Aufbruch und davon, dass "die Ära Meuthen" beendet sei.
Quelle: AFP
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