Die weißen Balken auf der Straße sollen den Straßenverkehr sicherer machen - und das schon seit 70 Jahren.01.09.2023 | 5:12 min
Erfunden haben soll den Zebrastreifen der britische Verkehrsminister James Callaghan im Jahr 1949. Er ließ die markanten Markierungen auf die Straße malen und taufte sie "zebra crossings", um den Passanten ein sicheres Überqueren auf Londons Straßen zu ermöglichen. Seitdem eroberten die Streifen die Straßen weltweit.
In Deutschland wurden sie erstmals 1952 in Berlin an einer unfallträchtigen Straße aufgemalt. Ein Jahr später fand die Straßenmarkierung dann den Weg in die deutsche Verkehrsordnung. Damals noch in typisch deutscher Amtssprache als "Dickstrichkette" bezeichnet.
Zebrastreifen: Herkunft des Namens überrascht
Wer meint, dass der im Volksmund verbreitete Begriff "Zebrastreifen" allein auf die optische Ähnlichkeit mit dem schwarz-weiß gestreiften afrikanischen Huftier zurückzuführen ist, der irrt sich. 1954 startete die Hamburger Polizei zusammen mit einer Zeitung die Aktion "Zebra", damit Autofahrer auch wirklich anhalten. Dabei stand die Abkürzung für "Zeichen eines besonders rücksichtsvollen Autofahrers".
Trotz dieser Aktion hat es das Wort "Zebrastreifen" nicht ins Gesetz geschafft. Hier heißt die gestrichelte Straßenmarkierung heute schlicht "Fußgängerüberweg".
Berühmt durch die Beatles
Seinen Bekanntheitsgrad steigerte der Zebrastreifen sicherlich dank der Beatles. Im Londoner Stadtteil Westminster ließen sich die Beatles 1969 für ihr Cover-Album "Abbey Road" auf der Markierung aufnehmen - das Motiv ging um die Welt.
Die Beatles schlenderten über einen Zebrastreifen und machten ihn damit weltberühmt.
Der weltweit größte Zebrastreifen "liegt" dagegen in Tokio - die Shibuya Crossing. Hier erstreckt sich über 36 Meter der diagonale Zebrastreifen über die Kreuzung, die täglich von bis zu 250.000 Menschen überquert wird.
Ein besonders großes Zebrastreifen-Exemplar: "Shibuya Crossing" in Tokio (Japan).
Quelle: AFP
Vorrang für Passanten erst seit 1964
Ein sichereres Überqueren war aber mit der Einführung des Zebrastreifens 1953 noch nicht möglich. Der Vorrang für Fußgänger und damit die Pflicht der Autofahrer anzuhalten gibt es erst seit 1964, nachdem zahlreiche Menschen auf Zebrastreifen ums Leben kamen.
Und natürlich sind die Zebrastreifen in Deutschland genormt: Die weißen Streifen sind immer 2,30 Meter lang, 50 Zentimeter breit mit einem Abstand von jeweils 50 Zentimeter. Daher wundert es nicht, dass der Kreis Lippe in Nordrhein-Westfalen erst kürzlich einen roten, kurvigen Zebrastreifen verboten hat.
Was gilt denn nun am Zebrastreifen?
"Zebrastreifen, mancher wird dich nie begreifen", sang bereits der Liedermacher Rolf Zuckowski - und behält damit auch heute häufig Recht. Geschützt werden sollen vor allem die schwächsten Verkehrsteilnehmer gegen den Autoverkehr. Radfahrende haben nur Vorrang, wenn sie absteigen und ihr Rad schieben - "rollern" geht auch.
Der Überweg muss mit mäßiger Geschwindigkeit angefahren werden und die Fahrer müssen dann anhalten, wenn Fußgänger oder Rollstuhlfahrer ihn erkennbar überqueren wollen. Hieran müssen sich auch Radfahrer halten, die die Straße benutzen. Halten und Parken ist bis zu fünf Meter vor und hinter der Markierung verboten. Auch das Überholen am Zebrastreifen ist nicht erlaubt. Wer diese Regeln nicht beachtet, dem drohen 80 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg.
Zebrastreifen der Zukunft?
In London wurde ein Zebrastreifen mit
Künstlicher Intelligenz getestet, der immer dort auftauchen soll, wo Passanten ihn unterwegs benötigen. Das Ziel: zu Zeiten, in denen nur wenige Fußgänger unterwegs sind, soll er gar nicht erscheinen und so den Verkehrsfluss verbessern. Sind dagegen viele Menschen unterwegs, sollen die Streifen deutlich erscheinen und sich verbreitern können.
In der isländischen Stadt Ísafjörður soll die Sicherheit hingegen durch einen 3D-Effekt erhöht werden. Der Zebrastreifen nimmt die Form eines Hindernisses an, damit die Autofahrer automatisch vom Gas gehen.
Mal schauen, ob sich deutsche Verkehrsexperten auch etwas Kreatives überlegen - oder ob es die nächsten 70 Jahren bei den genormten Streifen bleibt.
Celine Löffelhardt ist Teil der ZDF-Redaktion Recht und Justiz.
Justizminister Buschmann verteidigt die Idee, Fahrerflucht zu entkriminalisieren: Viele Fälle sollen künftig nur noch eine Ordnungswidrigkeit sein. Was spricht dafür, was dagegen?
von Oliver Klein