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Stresstest für Warnsysteme:Warntag 2024: Was Sie dazu wissen müssen
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Am Donnerstag heulten wieder die Sirenen, beim bundesweiten Warntag wurden die Katastrophenwarnsysteme der Länder getestet. Millionen Handy piepsten laut.
Die Möglichkeit, die Bevölkerung schnell und effektiv warnen zu können, ist extrem wichtig. Heute wurde die Erreichbarkeit aller Bürgerinnen und Bürger für Ernstfälle getestet.12.09.2024 | 1:46 min
Wie läuft der Warntag ab?
Am Donnerstag, den 12. September 2024, um 11 Uhr löste das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) über das sogenannte Modulare Warnsystem des Bundes eine Probewarnung aus. Diese wurde an sogenannte Warnmultiplikatoren geschickt.
Dabei handelt es sich um Warnappbetreiber wie die vom BBK betriebenen Warnapp Nina, um Hilfs- und Rettungsdienste oder Medien, insbesondere Fernseh- und Radiosender. Aber auch Firmen wie die Bahn oder Betreiber digitaler Anzeige- und Stadtinformationstafeln gehören dazu. Diese sind verpflichtet, die Warnungen zu veröffentlichen.
Die von den Behörden vorformulierten Warnmeldungen wurden dann sofort im Radio verlesen, auf Medienseiten im Internet eingespielt, erschienen als Pushnachricht auf Smartphones oder auf rund 7.900 Anzeigentafeln im Stadtbild und an Bahnhöfen.
Zusätzlich aktivierten örtliche Katastrophenschutzbehörden ihre Warnsysteme - etwa Sirenen oder Lautsprecherwagen. Gegen 11:45 Uhr erfolgte die Entwarnung - außer über das Handy-Warnsystem Cell Broadcast. Kommunen konnten sich freiwillig beteiligen.
Bei Cell Broadcast - frei übersetzt: "Funkzellen Übertragung" - werden Nachrichten bis zu einer Länge von knapp 1.400 Zeichen für eine festgelegte Dauer in einem bestimmten Funkbereich ausgesendet. Alle kompatiblen Mobiltelefone in dieser Region greifen diese Warnung dann auf und zeigen sie den Menschen vor Ort an. So kann eine Meldung mehrere Millionen Empfänger gleichzeitig erreichen.
Bei der neuen Technologie werden keine einzelnen Nachrichten von Sender zu Empfänger geschickt und auch keine Daten des Empfängers übermittelt. Das schont die Netzkapazitäten, wodurch im Katastrophenfall trotz überlasteter Mobilfunknetze oder abreißender Stromversorgung Menschen eher erreicht werden können.
Der Sender - zum Beispiel lokale Feuerwehr oder auch Landeskatastrophenschutz - kann im Vorfeld der Warnung genau aussuchen, welche Menschen von einer Katastrophe bedroht sind und welche Mobilfunktürme dementsprechend die Nachricht ausstrahlen. Dadurch können beispielsweise auch Touristen in der betroffenen Region gewarnt werden.
Der Sender kann bei Cell Broadcast einstellen, mit welcher Dringlichkeit die Menschen gewarnt werden soll. So könnte sogar entschieden werden, dass die Mobiltelefone ein Tonsignal abgeben, selbst wenn sie im lautlosen Modus sind. Eine solche "CB-Meldung" würde selbst bei Handys ohne SIM-Karte ankommen.
Wozu dient der Warntag?
Mit dem jährlichen Warntag sollen die für Not- und Katastrophenfälle zur Verfügung stehenden Warnsysteme geprüft und technische Abläufe getestet werden. Der Stresstest der Warnsysteme soll Schwachstellen aufdecken.
Der Warntag ist zugleich eine Übung, um Menschen mit den Abläufen bei behördlichen Alarmierungen vertraut zu machen und für das Thema zu sensibilisieren.
Die Bedeutung von Warnsystemen wurde im Sommer 2021 bei der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen deutlich, als Menschen nicht rechtzeitig über die drohende Gefahr informiert wurden. Danach kam eine breite Debatte über Verbesserungen in Gang.
Heute um 11 Uhr wird es laut: Handys klingeln, Sirenen heulen. Beim bundesweiten Warntag wird getestet, wie die Bevölkerung im Ernstfall informiert wird. 12.09.2024 | 0:21 min
Der Bund förderte unter anderem mit fast 90 Millionen Euro den Ausbau des Sirenennetzes. Zudem wurde ein bundesweites System für sogenanntes Cell Broadcasting aufgebaut. Darüber werden SMS-Kurznachrichten mit offiziellen Warnungen direkt an alle Handys verschickt, die mit dem Mobilfunknetz verbunden sind.
Wird die Wirksamkeit des Warntags überprüft?
Ja, zeitgleich mit dem Warntag startete eine Umfrage. Bürger können auf der Webseite www.warntag-umfrage.de ihre Erfahrungen mit der Probewarnung teilen. Erfragt wird beispielsweise, ob der Betreffende die Probewarnung über Cell Broadcast empfing, im Radio oder über einen anderen Kanal hörte.
Die Umfrage endet am 19. September. Das BBK wertet die Daten aus und veröffentlicht später einen Bericht. In einem ersten Fazit schrieb das für Katastrophenschutz zuständige Bundesinnenministerium bei X: "Die Warnsysteme haben den Stresstest bestanden."
Wie liefen die bisherigen Warntage?
Der erste bundesweite Warntag im September 2020 endete im Desaster, weil sich die zentrale Testwarnung des BBK um 30 Minuten verzögerte. Der damalige Behördenchef Christoph Unger musste seinen Hut nehmen, die Behörde wurde neu ausgerichtet.
Der Zivilschutz ist zuständig für den Schutz der Bevölkerung vor Kriegsgefahren. Vertreter von Städten und Gemeinden warnen jedoch vor Defiziten. 09.03.2024 | 1:46 min
2021 fiel der Warntag wegen der noch andauernden Verbesserungen der Alarmsysteme nach den Pannen des Vorjahres und den Erfahrungen bei der Flutkatastrophe im Sommer aus.
Beim Warntag am 8. Dezember 2022 wurden nach Angaben des BBK dann mehr als 90 Prozent der Menschen in Deutschland über mindestens einen Warnkanal erreicht. Erstmals großflächig erprobt wurde vor zwei Jahren auch das neue Cell-Broadcasting-System, das auf Anhieb 54 Prozent der Menschen erreichte.
Beim Warntag 2023 waren dies bereits 72 Prozent. Insgesamt wurden 96 Prozent der Menschen im vergangenen Jahr über irgendeinen Kanal erreicht.
Quelle: ZDF
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Quelle: AFP
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