Sächsische Schweiz: Der Wald kommt nach dem Inferno zurück
Sächsische Schweiz:Nach dem Inferno: Der Wald kommt zurück
von Steffi Moritz-Möller
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Vergangenen Sommer standen die Böhmische und die Sächsische Schweiz wochenlang in Flammen. Davon zeugen noch immer riesige verbrannte Flächen. Was hat sich seitdem verändert?
Ein Jahr nach dem Waldbrand in der Sächsischen Schweiz erholt sich der Nationalpark schneller als gedacht. Der Brandschutz wird verbessert, doch die Gefahr durch Zigarettenkippen und illegale Feuer bleibt.12.08.2023 | 4:58 min
Christian Starke vom Nationalpark Sächsische Schweiz und seine Kollegin Nadja Rademacher sind mal wieder in ihrem Revier unterwegs und schauen, wo vor einem Jahr die großen Waldbrände schlimm gewütet haben. Die schwarzen verkohlten Stämme liegen quer wie Mikadostäbe auf einer Lichtung, auf der vor dem Brand mal ein dichter Fichtenwald stand. Doch auch neues Grün ist zu sehen.
Verbrannte Fläche als Forschungsfeld für die Natur
"Ich bin wirklich erstaunt", sagt Christian Starke, "hier wachsen nicht nur zahlreiche Birken, ich hab auch schon einzelne Eichen, Kiefern und Spitzahorn entdeckt". Nadja Rademacher fotografiert alles, denn diese riesige verbrannte Fläche ist auch eine Art Forschungsfeld, um zu sehen, ob und wie sich die Natur erholt.
Vor einem Jahr bewegte sich ein flammendes Inferno von der Böhmischen Schweiz hinweg zur Sächsischen Schweiz und führte zu einer der größten Feuerkatastrophen im Elbsandsteingebirge. Bis zu 800 Einsatzkräfte kämpften einen ganzen Monat lang gegen die Flammen. Am Ende waren 115 Hektar des Naturschutzparkes abgebrannt.
Lehren aus der Vergangenheit ziehen
Zu viel Totholz versperrte damals Rettungswege, zu wenig Löschwasser gab es in der Umgebung. Daraus hat man gelernt und schon einiges verändert.
Auch Drohnen seien angeschafft worden, die mit Wärmebildkameras nach Feuerstellen suchen, erläutert Starke. "Und es sollen sieben feste Zisternen gebaut werden. Bis sie fertig sind, helfen wir uns mit drei mobilen Zisternen."
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8.300 Unterschriften gegen den Nationalpark-Status
Bisher ist erst eine Zisterne einsatzbereit. Über die darf sich der Bürgermeister von Hohnstein, Daniel Brade, freuen. Sorgen macht Brade dagegen etwas anderes. Er fordert zusammen mit einer Bürgerinitiative, dass der Nationalpark in einen Naturpark umgewandelt wird.
"Nationalpark heißt, die Natur so zu belassen, wie sie ist. Wir möchten aber, dass der Fichtenwald in einen feuerfesten Mischwald umgewandelt wird, wenigstens in einem Streifen um unsere Gemeinde herum."
Eine Petition der Bürgerinitiative hat schon 8.300 Unterschriften dafür gesammelt, denn auch der Tourismus, von dem die Gemeinde lebt, ist betroffen. So werden teils umgestürzte Bäume auf Wanderwegen nicht geräumt, kritisiert Brade.
Gemeinde Hohnstein will Tourismus weiterentwickeln
Denn der Nationalpark-Status untersage auch fast alle touristischen Entwicklungen, nichts darf gebaut, neu erschaffen oder verändert werden. Doch die Gemeinde lebt vom Tourismus und möchte sich weiterentwickeln.
"Wo wären wir heute, wenn nicht vor 200 Jahren die Basteibrücke gebaut worden wäre oder die Felsenbühne Rathen."
Die meisten Feuer sind menschengemacht
Immerhin will man jetzt, so Christian Starke vom Nationalpark, die Rettungswege mehr und besser von Totholz befreien. Aber der Status des Nationalparks soll nicht angerührt werden, Kompromisse könne es auch so geben.
Es würde schon helfen, so Starke, wenn sich die Wanderer an das Rauch- und Feuerverbot halten würden, denn fast alle Brände sind vom Menschen verursacht. "Von den 19 Bränden im vorletzten Jahr sind nur zwei durch Blitzschlag entstanden, alle anderen sind durch weggeworfene Zigaretten oder Feuerstellen verursacht worden."
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von Christine Elsner
Grafiken
In zehn Jahren nichts von Verbranntem mehr zu sehen
Optimistisch ist er aber trotzdem:
Er schätzt, dass schon in etwa ein zwei Jahren die Sprösslinge die liegenden Stämme überragen werden und in etwa zehn Jahren von der verbrannten Gegend nichts mehr zu sehen sein wird. Doch neue Brände könne man trotz aller Vorsicht und Vorsorge nie ausschließen, wichtig sei in Zukunft besser darauf vorbereitet zu sein.