Für Tagesbesuche: Venedig verlangt bald Touristen-Gebühren

    Eintritt für Tagesbesucher kommt:Einmal Venedig, fünf Euro bitte

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    Seit Jahren hadert Venedig mit dem Massentourismus - nun führt die italienische Stadt ein Gebührensystem für Tagestouristen ein. Was auf Besucher demnächst zukommt.

    ITALY-VENICE
    Ab 2024 sollen Tagestouristen fünf Euro zahlen, wenn sie die Stadt besuchen möchten. Es gibt Zweifel, ob diese Maßnahme dabei helfen kann, den Massentourismus einzudämmen. 13.09.2023 | 1:36 min
    In Venedig müssen Kurzbesucher künftig an bestimmten Tagen Eintritt zahlen. Der Gemeinderat der italienischen Lagunenstadt beschloss am Dienstag, eine Gebühr von fünf Euro von Touristen zu erheben, die nur für ein paar Stunden bleiben und nicht übernachten. Die Regelung soll im Frühjahr starten. 2024 soll sie zunächst an 30 Tagen gelten, an denen erfahrungsgemäß besonders viele Besucher kommen. Später soll sie ausgeweitet werden. Die genauen Termine sind noch offen.
    Tagesausflüglern werde für den Eintritt in das historische Zentrum eine Gebühr von fünf Euro berechnet, erklärte die Stadtverwaltung. Ausgenommen von der Eintrittsgebühr seien laut einer Erklärung:
    • Anwohner
    • Pendler
    • Studenten
    • Kinder unter 14 Jahren
    • Touristen, die in der Stadt übernachten

    Venedig: Ärger wegen Tagesurlaubern

    Der Contributo d'Accesso (deutsch: Zugangsgebühr) ist eines der Themen, über die in Venedig seit langer Zeit gestritten wird.
    Mehr als fünf Millionen Besucher kommen pro Jahr. In der Hochsaison sind häufig mehr als 100.000 Fremde gleichzeitig in der Stadt - bei im Kern nicht einmal mehr 50.000 Einwohnern.
    Inzwischen gibt es mehr Betten für Übernachtungsgäste als Einheimische. Der Ärger richtet sich aber vor allem gegen Tagesurlauber, die große Mehrheit: Kreuzfahrttouristen oder auch Besucher, die morgens kommen und abends wieder weg sind.

    Bürgermeister: Venedig muss "gerettet" werden

    Für Städte wie Venedig ist das Wort "Overtourism", die ins Extrem gesteigerte Form des Massentourismus mit all ihren negativen Auswirkungen, erfunden worden.
    Die im 5. Jahrhundert gegründete Inselstadt ist eine der meistbesuchten Städte der Welt, voller architektonischer Schätze und Kunstwerke.
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    Venedig ist eine der schönsten und außergewöhnlichsten Städte der Welt – und sie ist vielleicht bald versunken.23.05.2022 | 4:15 min
    Bürgermeister Luigi Brugnaro erklärte zuletzt:

    Ich rufe alle zur Zusammenarbeit auf - damit Venedig gerettet und die älteste Stadt der Zukunft werden kann.

    Luigi Brugnaro, Bürgermeister Venedig

    Ziel sei ein "Gleichgewicht der Interessen" zwischen Einwohnern und Touristen. Der Mitte-Rechts-Politiker treibt die Pläne schon länger voran. Sie wurden aber mehrfach verschoben und auch verwässert, bis in die wer-weiß-wievielte Variante. Zwischenzeitlich war sogar von bis zu zehn Euro die Rede, das ganze Jahr über.
    Das Panorama des kleinen Ortes Hallstadt.
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    Besucher brauchen QR-Code als Nachweis

    So kommt es nun nicht. 2024 sollen Kurzbesucher zunächst einmal an 30 Tagen zahlen müssen, die erfahrungsgemäß besonders frequentiert sind: über Karneval wahrscheinlich oder an Ostern. Die genauen Termine sind noch offen. Dann muss man sich vorab übers Internet einen QR-Code besorgen und aufs Handy laden.
    Kontrolliert werden soll das "Venedig-Ticket" insbesondere am Bahnhof und an den Anlegestellen der Boote. Wenn jemand ohne erwischt wird, werden 50 bis 300 Euro Strafe fällig. Kinder unter 14 bleiben ausgenommen. Die Einnahmen - geschätzt: sechs Millionen Euro - sollen dafür ausgegeben werden, Venedig ohne weitere Schäden zu erhalten.

    Kritiker zweifeln an Erfolgsaussichten der Maßnahme

    Viele Experten zweifeln jedoch daran, dass die Gebühr etwas bringt. Warum sollten sich Besucher von fünf Euro abschrecken lassen - in einer Stadt, die ihnen ohnehin viel abverlangt? Der offizielle Tarif für eine halbe Stunde Gondelfahrt am Abend liegt inzwischen bei 100 Euro. Im Caffè Florian am Markusplatz kostet der Cappuccino 11,50 Euro, der Bellini-Cocktail in "Harry's Bar" das Doppelte.
    Mehrere Bürgerinitiativen nehmen der Kommune nicht ab, dass die Gebühr ernst gemeint ist. Die Zeitung "Corriere della Sera" hat ausgerechnet, dass die erwarteten Einnahmen gerade ausreichen, um die nötige Infrastruktur und die Kontrollen zu finanzieren.
    Viele mutmaßen deshalb, dass der Beschluss - und insbesondere der Termin ausgerechnet jetzt - damit zusammenhängt, dass die Unesco derzeit berät, ob Venedig auf die Rote Liste des "bedrohten Weltkulturerbes" gesetzt wird. Die Unesco hatte Venedig sowie die dazugehörigen Lagunen 1987 zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt.
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    Venedig und seine berühmte Lagune stehen seit 1987 auf der Welterbeliste.08.09.2023 | 2:05 min

    Unesco-Experten empfehlen Aufnahme in Liste des "bedrohten Weltkulturerbes"

    Im Juli hatten Experten der UN-Kulturorganisation die Listung empfohlen, weil Stadt und Lagune irreversiblen Veränderungen durch Massentourismus und Klimawandel ausgesetzt seien.
    Das brächte Venedig dann in eine Liga mit Kriegsgebieten wie Damaskus, Sanaa oder seit kurzem auch Odessa - was die um ihren Ruf besorgte Kommune natürlich unbedingt verhindern will. Die internationalen Schlagzeilen kommen Bürgermeister Brugnaro also ganz recht. Die Entscheidung soll noch diesen Monat fallen.
    Quelle: AFP, AP, dpa