Reaktion auf kritische Berichte:X-Chef Musk verklagt Hassrede-Forscher
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Elon Musk reagiert empfindlich auf Vorwürfe von Hassrede-Forschern. Er wirft ihnen vor, dem Geschäft der Social-Media-Plattform Twitter geschadet zu haben.
Elon Musk am 16.06.2023 bei der Viva Technology-Konferenz.
Quelle: Reuters
Der von Elon Musk in X umbenannte Kurznachrichtendienst Twitter zieht vor Gericht gegen Online-Forscher, die Hassrede und Falschinformationen im Netz aufdecken.
Die Organisation CCDH (Center for Countering Digital Hate) mit Niederlassungen in den USA und in Großbritannien hatte mehrere Berichte veröffentlicht, in denen sie Musk kritisiert und seit dessen Twitter-Übernahme eine Zunahme von Hassrede gegen Angehörige sexueller Minderheiten sowie von Falschinformationen über das Klima festgestellt hat.
X Corp.: Berichte haben Werbekunden vergrault
Die X Corp. wirft der Organisation nun in der Klage vor, sie habe widerrechtlich auf Daten von Twitter zugegriffen. X sei durch die Berichte der Forscher Schaden entstanden, weil Werbekunden abgesprungen seien.
In einer am Montag bekanntgewordenen Klagedrohung von Musks Anwalt ging es bereits um einen Bericht der Gruppe von Juni. Darin kritisierte der Anwalt das Fazit, dass Twitter bei 99 Prozent der Hassrede nichts unternehme, wenn sie von zahlenden Abo-Kunden komme. Er verwies darauf, dass die Basis dafür 100 gemeldete Tweets gewesen seien.
Mit dem Kauf von Twitter beendete Musk ein monatelanges Hin und Her. Eine Chronologie der Übernahme.28.10.2022 | 1:24 min
Auch X-Chefin Linda Yaccarino hatte den Bericht des CCDH als falsch bezeichnet und sagte, er basiere auf "einer Sammlung falscher, irreführender und veralteter Kennzahlen, die größtenteils aus der Zeit kurz nach der Übernahme von Twitter stammen".
Die Anwältin des Zentrums nannte die Klagedrohung "lächerlich" und warf der Firma vor, Kritiker einschüchtern zu wollen.
CCDH soll unrechtmäßig auf Twitter-Daten zugegriffen haben
Für die tatsächlich eingereichte Klage suchte sich die X Corp. frühere Berichte des CCDH heraus, in denen es unter anderem über Falschinformationen zum Coronavirus ging.
Dem CCDH wird zum einen vorgeworfen, die Organisation habe dafür in Verletzung der Nutzungsregeln größere Mengen von Tweets abgerufen. Zum anderen habe sie unrechtmäßig auf Daten zugegriffen, die einer Analysefirma zur Verfügung gestellt worden seien.
CCDH: "Musk hat offenen Krieg erklärt"
Imran Ahmed, der Gründer und Geschäftsführer des Zentrums, sagte der Nachrichtenagentur AP:
Er fürchte, dass sich andere Wissenschaftler davon einschüchtern lassen könnten. "Wenn es Musk gelingt, uns zum Schweigen zu bringen, werden andere Forscher als nächstes dran sein", so Ahmed.
Musk reagiert nicht zum ersten Mal empfindlich
Es ist nicht das erste Mal, dass Musk empfindlich auf Kritik reagiert. 2022 sperrte er die Konten mehrerer Journalisten, die über seine Twitter-Übernahme berichtet hatten. Ein weiterer Nutzer wurde gesperrt, weil er öffentlich zugängliche Flugdaten verwendet hatte, um Musks Privatflugzeug zu verfolgen.
Im Herbst 2022 hatte Musk die Online-Plattform für 44 Milliarden Dollar übernommen und anschließend massiv umgebaut. Der Tech-Milliardär warf der vorherigen Twitter-Führung vor, rechte politische Ansichten unterdrückt zu haben, und versprach "absolute Redefreiheit". Das schreckte einige große Werbekunden ab.
Musk und die von ihm berufene Twitter-Chefin Linda Yaccarino behaupten, die Verbreitung von Hassrede bei dem Dienst sei stark gesunken - liefern jedoch keine Zahlen dazu. Zugleich kappte Musk den früher existierenden breiten Zugang unabhängiger Forscher zu Twitter-Daten.