"Tradwives" auf Social Meedia: Alte Rollenmuster im Trend
"Tradwives" auf Social Media:Junge Frauen zurück in alte Rollenmuster?
von C. Großerüschkamp und S. Gargosch
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Fast 100 Millionen Aufrufe des Hashtags #tradwife, unzählige Videobeiträge: Das traditionelle Hausfrauenbild der 50er ist so angesagt wie lange nicht mehr.
Tradwife Carolina Tolstik aka xmalischka_ lebt ein traditionelles Rollenbild.
Quelle: Carolina Tolstik
Vor allem auf Tiktok und Instagram trendet der Begriff "Tradwives," auf Deutsch "traditionelle Hausfrauen". In kurzen Videos kochen, putzen und machen sich junge Frauen schick - vor allem für ihren Mann. Was steckt dahinter?
Eine von ihnen ist Carolina Tolstik. Sie veröffentlicht als Content Creator oder Influencer Videos aus ihrem Alltag, in denen sie sich als klassische Hausfrau inszeniert. In alte Rollenbilder will sie aber nicht zurück, sagt sie im Gespräch mit ZDFheute:
Ihre Aussagen wie "Hauptsache, du bist schön für ihn" oder "Du tust alles für einen glücklichen Mann" sorgen für Diskussionen unter ihren Videos. Dabei wird sie sowohl kritisiert als auch gelobt. Zustimmung bekommt sie vor allem von vielen Frauen, die einen ähnlichen Lebensstil führen wie sie.
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"Tradwives" auf Social Media - Spaß oder Ernst?
Regelmäßig stellen User auch die Frage, ob sie die Videos ernst meint. "Natürlich ist sehr, sehr vieles sehr extrem," gibt Carolina Tolstik zu, "und auch sehr überspitzt ausgedrückt. Das passiert zwar alles so, wie es gezeigt wird (…) aber klar, ich spiel auch gern mit Sprache".
Was Tolstik von traditionellen Hausfrauen unterscheidet: Sie verdient Geld mit den Videos, die sie macht und besitzt eine Agentur für Marketing. Sie selbst möchte sich dabei keiner Kategorie zuordnen - weder der der traditionellen Hausfrau, noch der der Businessfrau.
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Was die sozialen Medien nicht zeigen
Das Privileg, so Geld zu verdienen und so leben zu können, hat nicht jeder. Sozialwissenschaftlerin Lena Weber (Leibniz-Institut in Köln) kritisiert am Tradwife-Trend:
Dass viele Tradwives mit ihren Videos Geld verdienen, sei gerade für ein junges Publikum nicht ersichtlich. Außerdem würden vor allem junge Frauen gezeigt, meistens zwischen 20 und 30 Jahren, was ein bestimmtes Schönheitsideal von Tradwives kreiere. Ältere Tradwives gebe es kaum.
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Die Rückkehr der traditionellen Hausfrau - warum jetzt?
Warum ist dieses veraltete Frauenbild jetzt wieder so populär? Lena Weber nennt als Gründe ökonomische und politische Faktoren, wie höhere Lebenskosten oder mehr Freiheiten und Vielfalt, beispielsweise durch das Selbstbestimmungsgesetz. "Bei einigen Frauen entsteht das Bedürfnis nach klaren Ordnungen," erklärt die Sozialwissenschaftlerin.
Auch fehlende Infrastruktur, wie der Mangel an verfügbaren Kita-Plätzen oder nicht genug Auswahl an Arbeitsplätzen auf dem Land sind mögliche Faktoren." Durch die daraus entstehende Überforderung könnte der Wunsch entstehen, es einfacher und übersichtlicher im Leben haben zu wollen. Daher der Rückzug in traditionelle Rollenbilder.
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Manche Frauen wollen die Rolle der Hausfrau
Für die Kommunikationswissenschaftlerin Jana Dombrowski (Uni Hohenheim) ist der Tradwife-Trend ein Ausdruck von Selbstoptimierung, wie auch der Girl-Boss-Trend (Karrierefrauen) oder der Vanilla-Girl-Trend (Das Tragen vor allem beiger und pastellfarbener Kleidung).
Der Trend würde eine Lücke füllen für Frauen, die sich nicht in der Rolle der unabhängigen Frau sehen, die ihr eigenes Unternehmen gründet und Geld verdient.
So ist der Social-Media-Trend der Tradwives für Influencer eine Möglichkeit, Geld zu verdienen, mit Rollenbildern zu spielen, diese zu leben. Der anhaltende Erfolg zeigt aber auch, dass viele junge Frauen, die dem Tradwife-Trend folgen, sich mehr Geborgenheit und Sicherheit wünschen, in einer Familie, der sie sich vor allem widmen wollen.
Quelle: ZDF
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