Angeklagter im Stasi-Mordprozess - Archivbild vom März 2024
Quelle: dpa
Gut 50 Jahre nach einem tödlichen Schuss am DDR-Grenzübergang Bahnhof Friedrichstraße hat die Staatsanwaltschaft zwölf Jahre Haft für den angeklagten Ex-Mitarbeiter der Stasi gefordert. Sie sprach sich vor dem Berliner Landgericht in ihrem Plädoyer für eine Verurteilung wegen heimtückischen Mordes aus.
Der damalige Oberleutnant habe das Opfer - ein 38-jähriger Pole - am 29. März 1974 hinterrücks an dem belebtesten Grenzübergang erschossen. Der Angeklagte habe zur Tatzeit einer Operativgruppe des Ministeriums für Staatssicherheit der
DDR angehört und sei mit der "Unschädlichmachung" des Polen beauftragt gewesen.
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Gezielter Schuss in den Rücken
Bei dem Opfer handelte es sich der Anklage zufolge um einen Mann, der zuvor mit einer Bombenattrappe in die polnische Botschaft im damaligen Ost-Berlin eingedrungen war, um seine Ausreise in den Westen zu erzwingen. Einsatzkräfte der Staatssicherheit sollen entschieden haben, den Mann zum Schein ausreisen zu lassen und ihn währenddessen zu töten. Der Angeklagte soll hinter einer Sichtblende im Transitbereich auf den Polen gewartet und ihm aus einem Abstand von knapp zwei Metern gezielt in den Rücken geschossen haben. Die Anwältin des heute 80-Jährigen bestritt den Tatvorwurf zum Prozessauftakt, der Angeklagte selbst äußerte sich während des Prozesses nicht.
Über viele Jahre waren die Ermittlungen zu dem Fall nicht vorangekommen, bis 2016 ein entscheidender Hinweis zur Identität des Schützen aus dem Stasi-Unterlagen-Archiv auftauchte. Zunächst ging die Behörde von Totschlag aus. In diesem Fall wäre die Tat verjährt gewesen. Zuletzt sah die Staatsanwaltschaft jedoch das Mordmerkmal der Heimtücke erfüllt.
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Quelle: dpa, AFP