Gekaufter Journalist Seipel bot ARD neues Putin-Interview an

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    Gekaufter Journalist:Seipel bot ARD neues Putin-Interview an

    von Hans Koberstein
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    Filmemacher Hubert Seipel soll jahrelang Geld vom Kreml kassiert haben. Unmittelbar vor dem russischen Überfall auf die Ukraine bot er der ARD ein exklusives Putin-Interview an.

    Buchautor Hubert Seipel mit Wladimir Putin (l.), aufgenommen am 13.11.2014
    Hubert Seipel (r.) mit Wladimir Putin (Archivfoto).
    Quelle: Reuters

    Hubert Seipel, renommierter Filmemacher, Buch-Autor, Putin-Interviewer und vermeintlicher Russland-Kenner, hatte jahrelang das Bild des russischen Präsidenten in der deutschen Öffentlichkeit maßgeblich geprägt.
    Dann deckten Recherchen von ZDF frontal und "Spiegel" gemeinsam mit dem österreichischen "Standard" und der Schweizer Tamedia-Gruppe auf: Hubert Seipel kassierte über Briefkastenfirmen heimlich Hunderttausende Euro aus Moskau.
    Jetzt zeigen neue Recherchen: Hubert Seipel bot der ARD kurz vor dem russischen Angriff auf die Ukraine ein exklusives Interview mit dem russischen Machthaber an. Seipel sei gerade drei Tage im Kreml gewesen, hieß es.

    Nach Seipel-Angebot: Entsetzen beim WDR

    Das Angebot löste offenbar helles Entsetzen aus. Zuständig für die Russland-Berichterstattung innerhalb der ARD ist der Westdeutsche Rundfunk (WDR). Der hatte schon in den Jahren zuvor die Putin-freundliche Berichterstattung von Hubert Seipel in der ARD intern kritisiert.
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    Die WDR-Chefredakteurin Ellen Ehni schrieb am 9. Februar nach Informationen von ZDF frontal und "Spiegel" per WhatsApp direkt an den ARD-Chefredakteur Oliver Köhr: "Hubert Seipel wird in zwei Tagen Putin im Kreml treffen" und habe ein Interview angeboten.
    Seite an Seite: Hubert Seipel und Wladimir Putin
    Hubert Seipel hat eingeräumt, im Rahmen eines geheimen "Sponsorenvertrags" Geld aus Moskau erhalten zu haben (Archivfoto).
    Quelle: Imago

    "Unkritisch, unterwürfig"

    Das Putin-Interview von Hubert Seipel von 2014, dem Jahr der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland, war der Chefredakteurin offenbar noch in guter Erinnerung. Auf WhatsApp schrieb sie: "Erstens war es schon 2014 ein Desaster (unkritisch, unterwürfig), zweitens trat Seipel 2016 auf der Buchmesse mit Putin auf." Und drittens wirke so etwas in der angespannten Lage, als habe man "kein Rückgrat".
    Ehni schrieb per WhatsApp, sie habe andere ARD-Anstalten "vorgewarnt" und bat den ARD-Chefredakteur Oliver Köhr, ein neues Seipel-Interview zu verhindern. "Ich hoffe auf Deine Unterstützung!", heißt es in der Nachricht, die dem ZDF und dem "Spiegel" vorliegt. Köhr reagiert prompt, ebenfalls per WhatsApp: "Liebe Ellen, bin voll und ganz Deiner Meinung."
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    So endet das Seipel-Angebot. Der Journalist selbst reagiert auf Anfragen nicht, anders die ARD. Sie bestätigt, dass Chefredakteur Köhr "von Herrn Seipels Interview-Angebot Kenntnis erhalten und sich dagegen ausgesprochen" hat. Der WDR wiederum verweist auf den Prüfprozess, den der NDR nach den Enthüllungen über die Zahlungen an Seipel in Auftrag gegeben hat.

    Ein Russland-Kenner, der kein Russisch spricht

    Noch vor einigen Jahren hatte Seipel mehr Erfolg in der ARD. Die Seipel-Dokumentation "Ich, Putin" von 2012 wurde jahrelang wiederholt ausgestrahlt. Schon damals warnten Journalistinnen und Journalisten vor Hubert Seipel, der nach eigenen Angaben bis heute kein Russisch spricht und über einen exklusiven Zugang zu Wladimir Putin verfügt.
    2013 dann schloss Seipel einen geheimen "Sponsorenvertrag" mit einer Firma des russischen Oligarchen Alexej Mordaschow ab, führte 2014 ein Exklusiv-Interview mit Wladimir Putin für die ARD und unterzeichnete 2018 einen weiteren, geheimen "Sponsorenvertrag", dieses Mal flossen 600.000 Euro aus Moskau an den ARD-Journalisten Hubert Seipel.

    Untersuchungskommission zu Fall Seipel eingesetzt

    Seipel selbst hatte Geldzahlungen aus Russland zunächst bestritten, dann zugegeben und konstatierte zuletzt in der Schweizer "Weltwoche": "Bereue ich das nun? Nein."
    Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) war für Seipel zuständig und setzte nach den Enthüllungen von ZDF, "Spiegel", dem österreichischen "Standard" und der Schweizer Tamedia-Gruppe eine Untersuchungskommission ein. Deren Bericht wird in den kommenden Tagen erwartet.

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