Frankfurter Paulskirche:Salman Rushdie mit Friedenspreis geehrt
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Autor Salman Rushdie wurde in Frankfurt mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Laudator Daniel Kehlmann würdigte ihn als "Symbolfigur für Kunstfreiheit".
Der indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie (76) wurde mit dem diesjährigen Friedenspreis des deutschen Buchhandels geehrt. Die Verleihung fand am Vormittag in der Frankfurter Paulskirche statt. Mit der Zeremonie geht zugleich die 75. Frankfurter Buchmesse zu Ende.
Die Festrede hielt der Schriftsteller Daniel Kehlmann, der mit dem 76-Jährigen eng befreundet ist. Er würdigte Rushdie als "Symbolfigur für Kunstfreiheit". Rushdie sei "unbestritten einer der großen Erzähler der Literaturgeschichte, der vielleicht wichtigste Verteidiger der Freiheit von Kunst und Rede in unserer Zeit - vor allem aber ein weiser, neugieriger, heiterer und gütiger Mensch".
Rushdie: Liste der Preisträger sucht Ihresgleichen
Rushdie gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern der englischsprachigen Gegenwartsliteratur. Seine Romane wurden in über 40 Sprachen übersetzt.
In seiner Rede dankte Rushdie für den "großen Preis", den er sehr schätze. Die Liste bisheriger Preisträger suche Ihresgleichen.
Rushdie spricht Konflikte in Ukraine und Israel an
In seiner Rede kam Rushdie auch auf den Krieg in der Ukraine und den Nahost-Konflikt in Israel zu sprechen. Für die Ukraine heiße Friede mehr als nur ein Ende der Feindseeligkeiten: "Friede, das ist für sie - und das muss es auch sein - die Rückgabe aller besetzten Gebiete und eine Garantie ihrer Souveränität."
"Ein Frieden für Israel und die Palästinenser scheint sogar in noch weiterer Ferne zu liegen", so Rushdie. Friede sei schwer zu schaffen und schwer zu finden - dennoch sehne man sich danach - im Großen, wie im Kleinen.
Wegen eines medizinischen Zwischenfalls im Publikum unterbrach Rushdie seine Dankesrede für einen Moment.
Der diesjährige Friedenspreisträger Salman Rushdie hat beim Internationalen Literaturfestival Berlin sein neues Buch "Victory City" vorgestellt. 11.09.2023 | 4:10 min
… wurde 1947 im indischen Mumbai (damals Bombay) geboren und als Jugendlicher auf ein englisches Internat geschickt. Später studierte er Geschichte an der Elite-Universität Cambridge. Der Durchbruch als Schriftsteller gelang ihm 1981 mit seinem zweiten Roman "Mitternachtskinder".
1989 wurde Rushdie per Fatwa vom damaligen iranischen Revolutionsführer Ajatollah Khomeini zum Tode verurteilt. Anlass der Fatwa war Rushdies Bestseller "Die satanischen Verse". Nach Ansicht radikaler Muslime beleidigt das Buch den Propheten Mohammed. In den Jahren danach lebte der Schriftsteller in ständiger Todesgefahr und unter Polizeischutz der britischen Regierung an wechselnden Orten. Im Jahr 2007 wurde er von der Queen zum Ritter geschlagen.
Rushdie schrieb Sachbücher, Romane und Kurzgeschichten. Sein Stil wird als Magischer Realismus bezeichnet, in dem sich realistische mit fantastischen Ereignissen verweben. Sein höchstes Gebot ist dabei stets die Verteidigung der Freiheit.
Seit mehr als 20 Jahren lebt der Schriftsteller nun in den USA.
Jury nennt Rushdie Verfechter der Freiheit des Denkens
Die Jury erklärte, trotz hohen persönlichen Risikos sei Rushdie einer der leidenschaftlichsten Verfechter der Freiheit des Denkens und der Sprache. In seinen Romanen und Sachbüchern verbinde er erzählerische Weitsicht mit stetiger literarischer Innovation, Humor und Weisheit.
Darstellungen des Propheten Mohammed in Rushdies viertem Roman "Die satanischen Verse" hatte der damalige Oberste Führer des Iran, Ayatollah Khomeini, 1989 zum Anlass genommen, den Schriftsteller mittels einer Fatwa zum Tode zu verurteilen.
Diese Woche ist es wieder so weit: die weltweit größte Bücherschau öffnet ihre Tore auf dem Frankfurter Messegelände. Doch es herrscht nicht eitel Sonnenschein in der Branche.18.10.2023 | 4:04 min
Rushdie nach Messerangriff teilweise blind
Jahrelang lebte der Autor unter Polizeischutz in verschiedenen Verstecken. Im August 2022 wurde Rushdie in den USA auf offener Bühne mit einem Messer angegriffen. Er ist seitdem auf dem rechten Auge blind.
Der Friedenspreis ist mit 25.000 Euro dotiert und wird seit 1950 vergeben. Geehrt werden Persönlichkeiten, die in Literatur, Wissenschaft oder Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen haben. Im vergangenen Jahr war der ukrainische Schriftsteller und Musiker Serhij Zhadan ausgezeichnet worden.
Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geht in diesem Jahr an Salman Rushdie. In New York City traf ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen den weltberühmten Autor.