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Evangelischer Theologe in DDR:Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer ist tot
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Friedrich Schorlemmer fand klare Worte und erhob seine Stimme immer wieder - auch während der Friedensbewegung in der DDR. Nun ist der Theologe im Alter von 80 Jahren gestorben.
Der evangelische Theologe ist im Alter von 80 Jahren in Berlin gestorben. Er war einer der wichtigsten Protagonisten der friedlichen Revolution in der DDR.10.09.2024 | 1:45 min
Er gehörte zu den schärfsten Regimekritikern in der DDR. Im Herbst 1989 war er eine der prominentesten Symbolfiguren der friedlichen Revolution. Jetzt ist der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer im Alter von 80 Jahren gestorben,
Es war eine kleine, eher unscheinbare Aktion - aber sie wurde weltberühmt: Am Abend des 24. September 1983 versammelten sich auf dem evangelischen Kirchentag in Wittenberg - damals in der DDR - mehrere Hundert Menschen und schauten zu, wie der Kunstschmied Stefan Nau in heißer Kohle ein Schwert zu einer Pflugschar umschmiedete. Initiator der Aktion: der Wittenberger Theologen Friedrich Schorlemmer. Der Slogan "Schwerter zu Pflugscharen" wurde zum Leitmotiv der christlich geprägten DDR-Friedensbewegung.
Der Wittenberger Friedenskreis hatte am 24.09.1983 im Rahmen eines Kirchentages zu einem Abend der Begegnung auf den Lutherhof eingeladen.
Quelle: Imago
Mit dem symbolischen Akt sollte der Wunsch nach Frieden ausgedrückt werden. Auch der damalige Regierende Bürgermeister von West-Berlin - und spätere Bundespräsident Richard von Weizsäcker (CDU) - war dabei, der bundesdeutsche Journalist Peter Wensierski war mit einem kleinen Kamerateam gekommen.
Sohn eines Pfarrers, Theologe und Bürgerrechtler
Schorlemmer gehörte zu den prominenten Kritikern des DDR-Regimes. Wenige Monate nach seinem 80. Geburtstag am 16. Mai ist der Theologe, Publizist und Bürgerrechtler nun nach langer Krankheit in einem Berliner Pflegeheim gestorben.
Geboren wurde Schorlemmer 1944 im brandenburgischen Wittenberge in der Prignitz. Als Dozent kam er 1978 ans Evangelische Predigerseminar in die Lutherstadt Wittenberg. Er predigte an Martin Luthers Wirkungsstätte in der Schlosskirche, an deren Tür der Reformator vor mehr als 500 Jahren die 95 Thesen angeschlagen haben soll, die zum Auslöser der Reformation wurden.
Der Sohn eines evangelischen Pfarrers war unangepasst: Schorlemmer verweigerte als Pazifist den Wehrdienst. Als Pfarrerskind musste er sein Abitur an einer Volkshochschule ablegen. Später studierte er in Halle Theologie. In Wittenberg bildete sich um ihn eine oppositionelle Gruppe, der Wittenberger Friedenskreis. Die Aktion "Schwerter zu Pflugscharen" 1983 war ein offener Affront gegen den sozialistischen Staat, es war der Slogan der DDR-Friedensbewegung.
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Gegner einer schnellen Wiedervereinigung
Fünf Jahre später, rund ein Jahr vor dem Mauerfall, legte Schorlemmer gemeinsam mit seiner Friedensgruppe die "20 Wittenberger Thesen" für eine Demokratisierung der DDR vor: Freie Wahlen, unabhängige Gerichte, Reisefreiheit und die Forderung, dass "die Kommunisten auf das mit Macht ausgeübte Wahrheitsmonopol und auf den prinzipiellen gesellschaftlichen Überlegenheitsanspruch verzichten" - diese und andere Forderungen waren im Juni 1988 noch eine pure Provokation.
Im Herbst 1989 sah der Theologe Schorlemmer schließlich seine Stunde gekommen. Auf der berühmten Demonstration am 4. November 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz war er einer der Redner, engagierte sich in der Partei "Demokratischer Aufbruch" - und blieb das, was er auch vor der friedlichen Revolution war: unangepasst. Als sich die Partei im Zuge der ersten freien Volkskammerwahlen im Frühjahr 1990 der CDU zuwendete, trat er aus und schloss sich der SPD an. Er war Gegner einer schnellen Wiedervereinigung.
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Schorlemmer war für Vernichtung von Stasi-Akten
Der Wittenberger Pfarrer erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Carl-von-Ossietzky-Medaille, den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und das Bundesverdienstkreuz. In höhere Ämter gelangte Schorlemmer allerdings nicht.
Nach 1990 setzte sich Schorlemmer rasch für eine Rehabilitierung der in PDS umbenannten SED ein. 1993 forderte er, die Stasi-Akten zu vernichten, was ihm deutliche Kritik anderer Bürgerrechtler einbrachte. 1999 schloss er sich der Forderung nach einer strafrechtlichen Amnestie für die DDR-Verantwortlichen an.
In den vergangenen Jahren war der mehrfache Vater und Großvater Friedrich Schorlemmer an Demenz und Parkinson erkrankt, lebte in einem Berliner Pflegeheim und äußerte sich nicht mehr öffentlich. Jetzt starb er im Alter von 80 Jahren.
Quelle: ZDF
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Quelle: epd
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