Drogen und Sex: Prinz Harry packt aus, Briten geschockt

    Gewalt, Sex, Drogen, Verrat:"Spare": Harry packt aus, Briten geschockt

    Andreas Stamm
    von Andreas Stamm
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    Gewalt, Sex, Drogen: Explosive Details der Prinz-Harry-Memoiren sind durchgesickert, die britische Presse schlachtet sie aus. Eine royale Versöhnung scheint da fast unmöglich.

    Erschüttern das britische Königshaus in seinen Grundfesten: Prinz Harry und seine Frau Meghan.
    Erschüttern das britische Königshaus in seinen Grundfesten: Prinz Harry und seine Frau Meghan.
    Quelle: imago

    Vorab - es gibt auch Gewinner: die professionellen Spanisch-Übersetzer. Denen am Donnerstag die versammelte britische Presse die Tür eingerannt hat - weil jeder wissen wollte, was in der spanischen Version der Harry-Biografie drinsteht.

    Intim, intimer, Harry

    Innerhalb von Minuten explodieren die Onlineseiten der großen Boulevard-Blätter mit Stories, mit Dingen, die man vielleicht geahnt hat. Die jetzt aber als Erzählungen - Anschuldigungen eines Prinzen, des Sohnes des Königs, des Bruders des Thronfolgers - Einblicke in die königliche Familie bieten.
    Privater geht es nicht. Ethisch perverser wohl auch kaum - doch erst mal die Details:
    • William, der Thronfolger, soll Prinz Harry zu Boden geworfen haben, nachdem er Harrys Frau Meghan beleidigt hatte.
    • Ein Streit eskalierte im Sommer 2019. Beide hätten ihren Vater gebeten, Camilla, mittlerweile die Königsgemahlin, nicht zu heiraten. Weil sie keine böse Stiefmutter bräuchten.
    • Harrys berüchtigter Auftritt in Nazi-Uniform - Kate und William hätten ihn damals bestärkt: "Sei doch lustig!"
    • Das Verhältnis zum Bruder: eine Hassliebe. Weil er eben von Anfang an nur die Reserve gewesen sei, nicht der Thronfolger wie sein Bruder.
    • Harry macht intime Bitten von Charles nach der Beerdigung seines Vater öffentlich. Er (ver-)schont auch sich selbst nicht.
    • Gibt zu, Kokain genommen zu haben. Ein offenes Geheimnis - war sein Spitzname doch lange der "wilde Windsor". Schildert, wie er mit 17 seine Unschuld an eine ältere Frau verlor, hinter einem Pub im Freien.
    • Wie er mehrmals durch den Pariser Tunnel fuhr, um sein Ur-Trauma zu verstehen, den Tod seiner Mutter Diana bei einem Autounfall 1997.
    • Dass er während seiner Militärzeit als Helikopter-Bordschütze in Afghanistan 25 Taliban getötet habe.
    Ein Werbeplakat für die Biografie von Prinz Harry mit dem Titel "Spare" wird in einer Buchhandlung ausgestellt.
    Wilde Details aus Prinz Harrys Biografie "Spare" schocken das Land.
    Quelle: dpa

    "Schlimmste Krise seit 30 Jahren"

    Diese Enthüllungen machen das Ganze so explosiv, dass britische Medien von der schlimmsten Krise des Königshauses sprechen. Sie sprechen auch davon, dass Harry seine Seele verkauft habe, dass er für immer ein Ausgestoßener bleiben werde? "Schweigen und ertragen", eines der Mottos der royalen Familie. Das tun sie zwar, kein Kommentar aus dem Palast.
    Das Beste, was sie tun können, so fast alle Kommentatoren. Da Harry sich selbst um Kopf und Kragen rede und das verspiele, was ihm früher so viele Sympathien gebracht hatte - seine Glaubwürdigkeit. Auf die Frage eines Interviewers, wie er das seinem Bruder antun könne, nach allem, was die beiden gemeinsam durchgemacht hätten, stammelt Harry.

    Warum tut er das?

    Und null Antwort auf die zentrale Frage: Wie kann er intimste Bereiche, die Privatsphäre seiner Familie, öffentlich ausschlachten? Genau das erklärte er ja seit langem zu einem seiner schwersten Traumata. Der Hauptgrund für die Flucht aus dem Königshaus. Dass die Presse ungehemmt, ohne Grenzen zu kennen, in seine Privatsphäre eingedrungen sei, sein Leben lang.
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    Wie kann er das seinem Bruder oder Vater antun? Bis hin zu der Frau, die ihn entjungfert hat, die nun auf der Most-Wanted-Liste der Boulevardpresse steht, die die Dame fast mit Sicherheit finden wird? Britanniens Kommentatoren sind verstört bis fassungslos. Harry, der Selbstzerstörer.

    Was treibt den Prinzen?

    In weiteren Ausschnitten aus drei großen Interviews, die am Wochenende im britischen und US-Fernsehen ausgestrahlt werden, erklärt Harry, es gehe ihm darum, dass seine Seite der Geschichte gehört werde, er Dinge klarstellen könne. Da der Palast, die Familie, ihn und seine Frau in ein schlechtes Licht gerückt hätten. Falsche Storys an die Presse lanciert hätten, um von Problemen anderer Familienmitglieder abzulenken. Und aus Eifersucht darüber, dass die beiden so beliebt waren.
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    Dafür liefert Harry in seiner Biografie keine Beweise oder Belege. Anders als er selbst es in der sechsteiligen Dokuserie angedeutet hatte, die im Dezember erschienen war.

    Niedere Motive?

    Beliebt ist er nicht mehr, das stand schon vorher fest. Zumindest im Vereinigten Königreich sind er und Meghan schon zuvor zu den unbeliebtesten Royals mutiert. Die meisten Briten nehmen ihnen nicht die Flucht übel, sondern dass sie die seitdem fortwährenden Attacken auf allen Kanälen gegen das Königshaus aussehen lassen wie ein Rachefeldzug. Oder dass sie es wegen der vielen Millionen tun, die die beiden für das "Beschmutzen des Nestes" kassieren. Selbst wenn Harry nichts als die Wahrheit ausplaudert, sei das nicht richtig. Und bigott - bei seiner Vorgeschichte.
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    Und sogar enge Freunde und die, die dem Paar wohlgesonnen scheinen, finden es immer schwerer, sie zu verteidigen. Selbst wenn man Harry zugute hält, wie groß das Trauma über den Verlust der Mutter ist, wie ihn der Boulevard behandelt hat.

    Dienst an der Familie?

    So mancher Kritiker kommt dann auch nicht daran vorbei, dass Harry der Institution, die er so verabscheut, einen großen Gefallen getan hat. Er hat sich in weiten Teilen des Königreichs zum Feindbild gemacht. Das Mitgefühl, dass viele ihm lange entgegengebracht hatten, gilt nun eher seinem Vater, dem König, und seinem Bruder.
    Harry habe die Monarchie gestärkt. Sagen selbst Republikaner, die gehofft hatten, Harrys Biografie werde mehr Klarheit bringen und Belege liefern, etwa für seinen Vorwurf, dass das Königshaus bis in die obersten Etagen rassistisch sei. Etwas, was die Institution in einem multi-ethnischen Land wirklich erschüttert hätte. Und auch einen König, nicht nur in Britannien, sondern immer auch in Ländern wie Jamaika und vielen anderen karibischen Staaten.

    Hat Harry nun alle Munition verschossen?

    Das Buch reißt tiefe Wunden, die Gräben zwischen Harry und der Familie scheinen nun für immer unüberwindbar. Ob er zur Krönung seines Vaters kommen werde im Mai? Vielleicht, vielleicht nicht, erklärt Harry im Interview. Man kann es sich kaum noch vorstellen. Die Familie und auch weite Teile der interessierten Bevölkerung scheinen Harry und Meghans Dauerfeuer leid zu sein. Und mit dem Buch dürfte Harry auch alle seine Munition verschossen haben. 
    Andreas Stamm ist Korrespondent im ZDF-Auslandsstudio London
    Mehr zum britischen Königshaus finden sie hier:

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