Elizabeth II hat es schwer in letzter Zeit: Erst der Skandal um Prinz Andrew und jetzt der Rückzug von Harry und Meghan aus der königlichen Familie. Ein Desaster für die Windsors. Ausgerechnet in den angespannten Zeiten des Brexit ist das Königshaus als Hort der Stabilität ins Wanken geraten. Wird es der Queen gelingen, das Haus Windsor wieder in ruhige Fahrwasser zu steuern?
Zunächst kennt die Freude keine Grenzen: Bei der Hochzeit am 19. Mai 2018 bejubeln die Briten ihr neues royales Traumpaar. Prinz Harry, nach der Queen das beliebteste Mitglied des Königshauses, und Meghan Markle, erfolgreiche Hollywood-Schauspielerin, geben sich das Ja-Wort.
Royal: Ganz oder gar nicht
Keine zwei Jahre später dann der Paukenschlag: Der Herzog und die Herzogin von Sussex haben gekündigt. Am 8. Januar teilen sie einer geschockten Öffentlichkeit mit, dass sie sich aus dem Kerngeschäft der royalen Familie zumindest teilweise ins Privatleben zurückziehen wollen. Seitdem sind die Windsors im Ausnahmezustand. Wie viel Freiheit darf sich ein Mitglied der königlichen Familie herausnehmen?
Wie sich mittlerweile herausstellt: Nicht allzu viel - nur ein bisschen royal geht nicht. Das hat die Queen klargemacht: Die Sussexes werden mit ihrem Rückzug nicht mehr als Mitglieder des Königshauses betrachtet und auch nicht mehr von der Öffentlichkeit bezahlt. Ganz oder gar nicht.
Harry und Meghan mögen es unkonventionell
Das Ansehen der einstigen royalen Hoffnungsträger hat mittlerweile arg gelitten. Schon bald nach der Hochzeit treten erste Irritationen auf. Harry und Meghan verlegen ihren Wohnsitz vom Kensington Palast nach Frogmore Cottage. Für die kostspielige Renovierung muss der Steuerzahler aufkommen. Dann schirmen der Herzog und die Herzogin von Sussex ihren erstgeborenen Sohn Archie von der Öffentlichkeit ab und beginnen eine juristische Auseinandersetzung mit den Medien, denen sie Rassismus vorwerfen.
Währenddessen machen Gerüchte über einen Bruch zwischen den Brüdern William und Harry die Runde, bis sie in einem aufsehenerregenden Interview während einer Afrikareise von Prinz Harry indirekt bestätigt werden. Dort beklagt sich auch Meghan über die unfaire Behandlung ihrer Person in den Medien und über die Kälte der sprichwörtlichen "Stiff-upper-lip"-Gesellschaft Großbritanniens.
Diese Skandale beschäftigten das britische Königshaus 2019:
Monarchie: Noch zeitgemäß?
Es ist auch ein Duell zwischen Tradition und Moderne, zwischen den Werten einer Jahrtausende alten Dynastie und den glamourösen Hollywood-Attitüden, die offenbar mit der Ankunft des Fernsehstars Meghan in die königliche Familie Einzug gehalten haben. Ähnliche Kulturkämpfe gab es auch in früheren Beziehungen royaler Prinzen mit unkonventionellen Ehefrauen. Der Buckingham Palast hat einige von ihnen kommen und gehen sehen.
Doch mit dem Rückzug von Harry und Meghan stellt sich immer drängender die Frage: Wieviel Modernität braucht der Palast, wie ist es um die Zukunft der Monarchie in Großbritannien bestellt? Eine Schlüsselrolle könnte nun Thronfolger Charles zukommen. Der 71-Jährige hat offenbar schon länger Pläne, das Königshaus zu verschlanken: Nur noch die Queen, er selbst und sein ältester Sohn William samt Familie sollen als zentrale Repräsentanten auftreten.