Krank nach der Corona-Infektion:Wie eine Post-Covid-Ambulanz weiterhilft
von Annette Kanis
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Die Corona-Infektion liegt Monate zurück, doch gesund fühlen sich viele Betroffene noch lange nicht. In speziellen Ambulanzen versucht man, Patienten mit Langzeitfolgen zu helfen.
Rehabilitationsmaßnahmen spielen bei Post Covid eine wichtige Rolle. Sie können ambulant oder stationär durchgeführt werden. (Symbolbild)
Quelle: Reuters
Die einen sind ständig erschöpft oder müde, bei anderen kommt der Geruchs- und Geschmackssinn nicht zurück. Wieder andere sind kurzatmig und verspüren ein ständiges Druckgefühl auf der Brust. Manche werden von Kopfschmerzen geplagt, können sich nicht mehr konzentrieren, haben Gedächtnisstörungen oder Muskelschmerzen.
Mindestens jeder Zehnte kämpft nach einer Corona-Infektion mit langfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Ob körperlich, neurologisch oder psychisch: Post-Covid hat viele Gesichter. Meist treten mehrere Symptome gleichzeitig auf. Trotz intensiver wissenschaftlicher Bemühungen gibt es bislang noch viele offene Fragen zu Diagnose und Behandlung.
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In den Spezialambulanzen, wie sie bundesweit an verschiedenen Kliniken eingerichtet wurden, ist man dem Post-Covid-Syndrom auf der Spur. "Wir versuchen das komplette Konzept anzubieten, das heißt, Patienten, die mit einer erfolgten Sars-CoV-2-Infektion sich hier vorstellen und entsprechende Symptomatik haben, [...] denen dann eben internistisch die Ausschlussdiagnostik aller möglichen anderen Erkrankungen anzubieten", erklärt Dr. Phil-Robin Tepasse, Leiter der Post-Covid-Ambulanz am Universitätsklinikum Münster.
Ausschlussdiagnose ist das Stichwort, das heißt andere Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik müssen ausgeschlossen werden, um die Diagnose Post-Covid-Syndrom zu stellen. Dabei können haus- und fachärztliche Praxen eine gewisse Vorarbeit leisten.
Auch hier sind beispielsweise Blutuntersuchungen, Ultraschall, EKG, Lungenfunktionstest oder ein neurologischer Check-up möglich. Ein Vorteil in der Spezialambulanz: hier ist alles unter einem Dach, was die Zusammenarbeit der verschiedenen Fachdisziplinen erleichtert.
Auch Menschen, die während der akuten Corona-Infektion nur wenige oder gar keine Beschwerden hatten, können Post-Covid-Symptome entwickeln. Wie es dazu kommt, ist noch nicht eindeutig geklärt. Erklärungsansätze sind u.a.
eine anhaltende Entzündung einzelner Organe durch das Virus selbst,
ein verminderter Blut-Sauerstoffgehalt und daher ggf. höhere Erschöpfbarkeit und längerer Heilungsprozess,
eine anhaltende überschießende Reaktion des Immunsystems auf die Virusinfektion,
eine zu schwache oder fehlende Abwehr des Virus durch das Immunsystem,
eine anhaltende Infektion mit SARS-CoV-2,
körperliche Folgen und psychische Belastungen durch einen schweren Krankheitsverlauf mit Krankenhausaufenthalt und/oder Intensivmedizin,
ein Trainingsmangel bzw. ein Rückgang der körperlichen Gesundheit nach einer längeren Zeit der Bettruhe und Inaktivität,
eine Verschlimmerung vorbestehender Erkrankungen,
die Folgen von Erlebnissen im Zusammenhang mit der Erkrankung und dem gesellschaftlichen Lockdown.
Quelle: AWMF, S1-Leitlinie Long-/Post-COVID
Post-Covid-Syndrom: Mit Studien Klarheit schaffen
Noch ist das Post-Covid-Syndrom wenig erforscht, die Studienlage uneinheitlich. Viele der Spezialambulanzen sind deshalb an Studien beteiligt. Vor allem Therapiemöglichkeiten mit wissenschaftlich nachgewiesener Wirksamkeit sind bislang rar.
Wozu es keine abgeschlossenen Studien gibt, davor warne ich auch grundsätzlich in den Ambulanz-Gesprächen
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Dr. Phil-Robin Tepasse
Derzeit können nur einzelne Symptome behandelt werden. Bei Geruchs- und Geschmacksstörungen kann ein Training, zum Beispiel in einer HNO-Praxis, helfen. Spezielle Atemübungen sind sinnvoll, wenn Lungenprobleme im Vordergrund stehen.
Insgesamt spielen Rehabilitationsmaßnahmen bei Post-Covid eine wichtige Rolle. Sie können ambulant oder stationär durchgeführt werden. Manchmal kann ein psychosomatisch orientierter Therapieansatz hilfreich sein: die Beschwerden akzeptieren und ins Leben integrieren – das ist nicht einfach für Betroffene, es kann aber mit professioneller Unterstützung ebenfalls ein Weg sein, um Alltags- und Berufsleben mit Post-Covid besser zu bewältigen.
Post-Covid-Spezialambulanzen: Mehr Bedarf als Angebot
Obwohl in Deutschland bereits viele Spezialambulanzen und Anlaufstellen für Post-Covid-Betroffene eingerichtet wurden, sind die Plätze begrenzt und die Wartezeiten für einen Termin oft lang.
Der Bedarf wird in Zukunft noch steigen und die Versorgung der betroffenen Patienten muss geklärt sein.
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Prof. Dr. Jonel Trebicka, Klinikleiter für Innere Medizin am Universitätsklinikum Münster
"Bislang zahlt die Krankenkasse ein Bruchteil dessen, was wir eigentlich abrechnen müssten. Auch Maßnahmen der Rehabilitation und der Wiedereingliederung ins Berufsleben müssten ausgebaut werden", fordert Prof. Dr. Jonel Trebicka, Klinikleiter für Innere Medizin am Universitätsklinikum Münster, in der die Post-Covid-Ambulanz angesiedelt ist.
Mehr und besser abgestimmte Versorgungsmöglichkeiten forderten jüngst auch Fachleute auf dem ersten Kongress des Ärzte- und Ärztinnenverbandes Long-Covid in Jena. Sinnvoll seien unter anderem regionale Netzwerke zwischen spezialisierten Ambulanzen und niedergelassenen Ärzten.
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