Porträt:Charles III.: Ein König fürs Volk?
von Ulrike Grunewald
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Charles Mountbatten-Windsor ist bekannt als Umweltschützer, Biolandwirt und Lobbyist. Aber wie wird er sich als Monarch des Vereinigten Königreichs präsentieren?
König Charles III. spricht mit Gästen bei der Gartenparty im Buckingham Palace, die anlässlich seiner Krönung stattfindet.
Quelle: dpa
König Charles lll. setzt den Ton für seine Regentschaft gleich zu Beginn der Krönungszeremonie.
Ich bin nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen.
König Charles lll.
Das erklärte er am 6. Mai 2023 beim Eintritt in die Westminster Abbey. Es ist die Fortführung des Mottos, das sein Wappen als Prince of Wales zierte: "Ich dien'."
Dieses Bekenntnis zeichnet den Menschen Charles aus, der so lange hinter dem Pomp und den Traditionen dieser tausendjährigen Monarchie verborgen war, an deren Spitze er nach 70 langen Jahren des Wartens nun steht.
Charles, der Öko
König, Biobauer, Umweltaktivist: Charles Einsatz wurde lange belächelt, jetzt ist er anerkannt. Der König ist sich nicht zu schade, selbst anzupacken, wie hier bei einer Aufforstung in Ruanda.
Quelle: ap
Charles: Lange unterschätzt?
Als Thronfolger einer charismatischen Königin, Queen Elizabeth ll., die zeitlebens nie eine dezidierte Meinung zu politischen oder öffentlichen Angelegenheiten kund tat, wurde Charles oft unterschätzt:
Zu weichlich als Kind (ein Urteil, das seinem Vater Prinz Philip zugeschrieben wird), zu desinteressiert an Frau und Kindern (wie Prinzessin Diana in Interviews durchblicken ließ) und vom Volk als zu abgehoben und unkonventionell eingeschätzt, um wirklich ernst genommen zu werden.
Charles: Selbstüberschätzung liegt ihm fern
Lange war er der schräge Typ mit den prägnanten Ohren, der lieber mit Bäumen spricht, als sich in die Erwartungen zu fügen, die die Institution Königshaus und die moderne Gesellschaft von ihrem künftigen Staatsoberhaupt erfüllt sehen wollten.
Ich bin niemand, der mit einer großen Portion Selbstüberschätzung gesegnet ist.
König Charles lll.
Das sagt Charles über sich selbst. Selbstüberschätzung sei eine Eigenschaft, die einen in alle möglichen unangenehmen Situationen bringen könne. Seine Zurückhaltung und sein Interesse an "weichen" Themen wie Philosophie und Aquarellmalerei wurden Charles über lange Zeit hinweg als Schwäche ausgelegt.
Wie wird Charles als König?
Doch nun, sieben Monate nach Amtsantritt, zeigt sich seine Persönlichkeit stärker denn je. "Er wird ein besserer König sein, als alle vermuten", sagt der Historiker Robert Lacey in einem Interview mit dem ZDF.
Auf den Thron warten zu müssen, war die Herausforderung seines Lebens.
Robert Lacey, Historiker
Die lange Zeit der Vorbereitung auf das Amt, das ihm gemäß eines altertümlichen Geburtsrechts nun zufällt, hatte auch Vorteile: Charles III. hat eine wohlüberlegte Agenda, die ihn von seiner übermächtigen Mutter und deren gewichtigem Erbe abhebt und ihn zu einer royalen Leitfigur fürs 21. Jahrhundert werden lassen kann.
Nach Tod der Queen: Charles, der nahbare Thronfolger
Schon am ersten Tag nach dem Tod der Queen mischte sich Charles unter die Trauernden vor dem Buckingham Palast. Der Monarch, der selbst gerade seine Mutter verloren hatte, kam, um seinem Volk Trost zu spenden.
Seitdem bereiste er sein Land und kam zu seinem ersten Staatsbesuch nach Deutschland als eine Version des modernen Bürgerkönigs. Einer der sich anfassen lässt, der Fragen stellt, der sich sogar bückt, um die heruntergefallene Kappe eines Zuschauers aufzuheben – das hinterlässt bei denen, die ihm begegnen, das Gefühl: Hier ist einer, der sich wirklich für uns interessiert.
Seine langjährige Privatsekretärin Elizabeth Buchanan beschreibt ihren ehemaligen Chef so: "Er hat eine außergewöhnliche emotionale Intelligenz, kann Verbindung herstellen und mit wirklich jedermann reden. Er liebt das."
Er muss die Leute nicht umarmen, er strahlt eine natürliche Wärme und Herzlichkeit aus und sie entspannen sich. Und er ist sehr witzig!
Elizabeth Buchanan, langjährige Privatsekretärin
Entspannter dank Camilla?
Wenn man mit Charles unterwegs ist, fällt tatsächlich auf, wie gelöst und entspannt er im Umgang mit Menschen ist. Das sei vor allem seiner Frau Camilla zu verdanken, berichten ihm Nahestehende.
Sie habe aus dem gelegentlich ungeduldigen und mürrischen Thronfolger während ihrer 2005 geschlossenen Ehe einen zufriedenen, in sich ruhenden Menschen gemacht, der sich den Herausforderungen seiner Regentschaft mit einer Selbstsicherheit stellt, die ihm nicht in die Wiege gelegt worden war.
Sehen Sie die ZDFzeit-Sendung "Endlich König! Charles und der Kampf um die Monarchie" am Dienstag, 09.05.2023, um 20.15 Uhr im ZDF - oder jederzeit in der ZDFmediathek.
Den neuen König erwarten viele Herausforderungen
Charles III. muss sich vielerlei Problemen stellen, innerhalb und außerhalb seiner Familie. Kann er das Vereinigte Königreich trotz separatistischer Bewegungen in Schottland und Wales zusammenhalten? Wie wird sich die Zukunft des Commonwealth gestalten, dessen Oberhaupt er ist und wo er in vierzehn Ländern nun auch als König fungiert?
Und weitere Fragen: Kann er dem brisanten Thema der Verantwortung der Krone für die Sklaverei angemessen begegnen – und wie wird er die immer wiederkehrende Provokation durch unzufriedene Familienmitglieder wie Harry und Andrew in den Griff bekommen? Davon hängt nicht mehr und nicht weniger ab, als der Fortbestand der britischen Monarchie.
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Ulrike Grunewald ist Redakteurin der Redaktion Zeitgeschichte.
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