Roboter im Handwerk: Intelligente Technik für Torten-Deko

    Roboter im Handwerk:Intelligente Technik für Torten-Deko

    von Maike von Galen
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    Roboter kennt man vom Fließband in der Autoindustrie. Bald könnten sie auch in Backstuben und Schreinereien stehen. Und damit fehlende Fachkräfte ersetzen.

    Roboter, der Torten dekoriert
    Die Arbeitswelt verändert sich rasant: Fachkräfte fehlen, junge Menschen suchen mehr Erfüllung in ihrem Job. Roboter und künstliche Intelligenz können da zu nützlichen Helfern werden.08.08.2024 | 29:51 min
    In der Backstube von Bäckermeister Tino Gierig in Dresden wird noch fast alles von Hand gemacht: Petit Fours, Torten, Muffins. Mit viel Geduld und Präzision zeichnen er und sein Team Tag für Tag feine Linien aus Schoko- oder Zuckerguss auf das Gebäck.
    Geht es nach Maria Piechnick und ihrem Start-Up Wandelbots, dann könnte genau diese Aufgabe bald ein Roboter übernehmen. Sie hat eine Software entwickelt, die es auch Laien möglich machen soll, einen Roboter zu programmieren: Durch intuitives Vor- und Nachmachen.

    Von intelligenter Kleidung zu Roboter im Handwerk

    Schon in ihrem Studium hatte Maria Piechnick die Idee, "Roboter zu demokratisieren", wie sie es bei Wandelbots nennen. Ihre Doktorarbeit schrieb sie zu intelligenter Kleidung, entwickelte eine Jacke, mit der man einen Roboterarm bewegen konnte.
    Gemeinsam mit ihrem heutigen Mann und fünf weiteren Kommilitonen gründete sie das Unternehmen Wandelbots. Statt intelligenter Kleidung entwickelten sie einen Stift, mit dem auch jeder Handwerker eine Bewegung vormachen und den Roboter dann nachmachen lassen kann.

    Skepsis bei Robotern in kleineren Betrieben

    So zeichnet Konditor Gierig ein von ihm erdachtes Muster auf eine Probetorte - der Roboter erfasst genau diese Bewegung und zeichnet das Muster nach, wieder und wieder.

    Für Betriebe wie unseren, die vielleicht zehn Bleche in der Woche machen, ist das nicht unbedingt nötig.

    Tino Gierig, Konditormeister

    Für Großbäckereien, die täglich hunderte von Torten dekorieren müssen, könnte es dagegen eine echte Erleichterung sein. Denn in vielen Handwerksbetrieben fehlt es an Personal und Nachwuchs - statt eines Menschen könnte Tino Gierig dann bald eine Maschine anlernen.

    Personal für Routinearbeitsplätze schwer zu finden

    Bei der Firma Blocz in Chemnitz ist ein solcher Kollege Roboter schon im Einsatz. Das Unternehmen stellt Kletterelemente für Boulderhallen her: Holzpyramiden in verschiedensten Größen und Formen.
    Was als Idee von vier Kletterbegeisterten begann, ist inzwischen zu einem großen Unternehmen herangewachsen: "Die Nachfrage in diesem Bereich ist riesig", sagt Geschäftsführer André Zwingenberger.

    Ich könnte noch viel mehr Menschen einstellen.

    André Zwingenberger, Geschäftsführer

    Doch die sind nicht so leicht zu finden - vor allem für einfache, sich ständig wiederholende Schleifarbeiten bräuchte Zwingenberger weitere Mitarbeitende. Nun hat er einen ersten Roboter im Unternehmen angeschafft - wie der Tortenroboter wird auch der durch einfaches Vor- und Nachmachen angelernt.

    Hohe Kosten, kurze Einlernzeit

    Natürlich kostet eine solche Maschine viel Geld, aus Zwingenbergers Sicht ist das aber eine rentable Investition: 60 Minuten, so schätzt er, braucht ein Mitarbeiter, um dem Roboter das Schleifen eines Teiles beizubringen. Würde er das Teil selbst schleifen, bräuchte er dafür zehn Minuten - der Robotereinsatz lohnt sich also schon ab dem siebten Teil, das er schleift.

    Plan B
    Quelle: ZDF

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    Während André Zwingenberger von dieser Arbeitserleichterung schon ganz überzeugt ist, ist Bäckermeister Tino Gierig noch eher skeptisch: "Handwerk bleibt Handwerk", sagt er, und:

    Es gibt vieles, was wir mit unseren Händen erspüren, was ein Roboter nicht kann.

    Tino Gierig, Bäckermeister

    André Zwingenberger sieht in der Roboter-Unterstützung dagegen eine große Chance:

    Während der Roboter stupide Tätigkeiten übernimmt, die körperlich belastend sind, haben Mitarbeiter künftig wieder mehr Kapazitäten für kreative Aufgaben.

    André Zwingenberger, Geschäftsführer

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