Studie: Regelmäßig Gewalt in Pflegeheimen

    Befragung von Heim-Personal:Studie: Regelmäßig Gewalt in Pflegeheimen

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    In Alten- und Pflegeheimen kommt es regelmäßig zu Gewalt gegen Patienten, so eine Studie. Dazu gehören auch sexualisierte Gewalt und Vernachlässigung.

    Archiv: Eine Rrau geht in einem Altenheim mit ihrem Rollator in ihr Zimmer
    Ein Studie besagt, dass pflegebedürftige Menschen in Heimen immer wieder Opfer von Gewalt werden.
    Quelle: dpa

    In deutschen Alten- und Pflegeheimen sind aggressives Verhalten und Gewalt keine Einzelfälle. Eine am Mittwoch in Berlin veröffentlichte Umfrage der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) zeigt, dass pflegebedürftige Menschen immer wieder Opfer von körperlichen Übergriffen bis zu sexualisierter Gewalt, Freiheitsbeschränkungen oder psychischer Gewalt werden.

    Die Ergebnisse der Studie:

    • 69 Prozent der in der Untersuchung befragten über 1.000 Leitungspersonen in Pflegeheimen gaben an, mindestens einen Vorfall von Gewalt gegen Bewohnerinnen oder Bewohner in der Einrichtung im zurückliegenden Jahr im Gedächtnis behalten zu haben.
    • Über ein Drittel (37 Prozent) der Befragten berichtet, dass aggressives und gewaltsames Verhalten gegen Bewohnerinnen und Bewohner ihre Einrichtung vor merkliche Herausforderungen stelle.
    • Mit Abstand am häufigsten wurde dabei von Gewaltverhalten innerhalb der Gruppe der gepflegten Personen berichtet: 63 Prozent der Leitungspersonen erinnerten sich an eine derartige Situation.
    • Zudem gab knapp ein Fünftel (19 Prozent) Gewalthandlungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber Bewohnerinnen oder Bewohnern an.
    • 19 Prozent erinnerten sich an aggressives Verhalten von Angehörigen oder Gästen der Einrichtung.

    Auch Vernachlässigung durch Pfleger bedeutet Gewalt

    Der Vorstandsvorsitzende des ZQP, Ralf Suhr, sagte dazu, Gewalt zu erfahren, bedeute für die oft hochaltrigen pflegebedürftigen Menschen zum Beispiel, dass sie beschimpft würden oder körperliche und teilweise auch sexualisierte Übergriffe erlebten.
    Andere Gewaltformen sind etwa pflegerische Vernachlässigung oder die Missachtung des Selbstbestimmungsrechts von Bewohnerinnen und Bewohnern. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz betonte, das Thema Gewalt in der Pflege sei sehr umfassend.

    Denn Fixierungen, das Sitzenlassen auf der Toilette oder Beschimpfungen und Demütigungen gibt es auch zu Hause tagtäglich.

    Eugen Brysch, Deutsche Stiftung Patientenschutz

    Brysch fordert eine "offene Fehlerkultur"

    In Pflegeheimen sei zudem die Ruhigstellung mit Psychopharmaka ein großes Problem.
    "Somit geschieht vieles unentdeckt." Notwendig sei eine Kultur des Hinschauens, forderte Brysch.
    "Nur so gelingt es, Fehler und auch Gewalttaten gegenüber Hilfsbedürftigen früh zu erkennen und zu stoppen." Eine offene Fehlerkultur schaffe Vertrauen, stärke den kollegialen Zusammenhalt und schütze die Pflegebedürftigen.

    Ebenso sollte jede Pflegeeinrichtung eine unabhängige und externe Anlaufstelle für anonyme Hinweisgeber haben. Dies darf nicht die Hausleitung sein, sondern beispielsweise ein Anwalt oder Seelsorger.

    Eugen Brysch, Deutsche Stiftung Pantientenschutz

    Für die Pflege stellt Fachkräftemangel in großes Problem dar

    Der Vorstandsvoritzende Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP), Suhr, forderte eine verstärkte Prävention gegen Gewalt.
    Dafür müssten sich die Einrichtungen auf genügend qualifiziertes und motiviertes Personal stützen können. Doch scheint es für die weitaus meisten Einrichtungen nicht einfach, genügend für sie passende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Dies geben knapp drei Viertel (73 Prozent) der Leitungspersonen an.
    Quelle: KNA

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