FAQ
Böen, hohe Wellen, Überflutungen:Orkantief "Ciarán": Was zu erwarten ist
von Christa Orben
|
Auf dem Nordatlantik entwickelt sich ein Orkantief, das auf Nordwesteuropa zuzieht. Auch in Deutschland wird sich "Ciarán" bemerkbar machen - die wichtigsten Hintergründe.
Das Sturmtief "Ciarán" zieht auf Nordwesteuropa zu.01.11.2023 | 1:24 min
Starke Böen, hohe Wellen und Überschwemmungsgefahr. Über dem Atlantik bildet sich derzeit das Orkantief "Ciarán" - in Deutschland auch "Emir" genannt. In Frankreich bereitet man sich schon auf den aufziehenden Sturm vor. Die wichtigsten Hintergründe im Überblick.
Wo wird es besonders heftig?
Ab Mittwochabend erreicht das stärkste Windfeld die Bretagne und die Westküste Frankreichs. Dann auch Wales und Südengland. Im Laufe der Nacht werden ebenfalls der Ärmelkanal und ganz Nordfrankreich erfasst.
Durchweg stürmisch ist es zudem in der ganzen Biskaya und in Spanien.
Wie heftig?
Auf dem Meer sind Böen um 200 Kilometer pro Stunde möglich. An der Küste der Bretagne und auf den Inseln des Ärmelkanals könnten Windgeschwindigkeiten um 170 Stundenkilometer erreicht werden. Auch im Landesinneren könnte es Böen um 130 Stundenkilometer geben.
Die Grafik zeigt, wie sich Orkantief "Ciarán" entwickeln wird.
Quelle: ZDF
Das alles sind Windgeschwindigkeiten in Orkanstärke, und bedeuten auch für die sturmerprobte Bretagne die höchste Warnstufe. In Brest beispielsweise liegt der aktuelle Rekord bei 148 Kilometern pro Stunde.
Außerdem türmt der Wind über zehn Meter hohe Wellen vor der Westküste Frankreichs auf. Die Ankunft von "Ciarán" fällt hier außerdem mit der Flut zusammen. Küstenstreifen sind dadurch auch durch eine Sturmflut gefährdet. Das kann zu weggespülte Stränden und Überflutungen führen.
Überflutungen und Hochwasser sind auch durch kräftigen Regen möglich. Bis Donnerstagmittag fallen bis zu 50 Liter pro Quadratmeter in Teilen von Irland, den britische Inseln, Westfrankreich und Nordspanien. Bahn-, Flug- und Schiffsverkehr werden beeinträchtigt sein.
Wie sieht die prognostizierte Laufbahn von "Ciarán" aus?
Am Mittwochabend trifft wie bereits erwähnt das stärkste Windfeld auf die Bretagne, auch in Nordspanien wird es schon stürmisch. In der Nacht zum Donnerstag erreicht das Tiefzentrum Südengland und zieht nordostwärts weiter.
Da die stärksten Windgeschwindigkeiten südlich des Zentrums auftreten, ist in der Nacht und Donnerstagfrüh vor allem der Ärmelkanal und Nordfrankreich betroffen.
Im Laufe des Donnerstages zieht "Ciarán" auf die Nordsee zu und liegt am Abend vor der Ostküste Englands. Uns erreicht das Windfeld nur am Rande am Donnerstag.
Welche Auswirkungen machen sich in Deutschland bemerkbar?
Bei uns bringt der Donnerstag kräftigen Südwind. Auf der Nordsee, im Bergland und im Westen bis in tiefe Lagen kann es Sturmböen geben. Auf dem Brocken und dem Feldberg im Schwarzwald auch orkanartige Böen.
Es wird also durchaus ein stürmischer Tag in der Westhälfte des Landes, weshalb auf herabfallende Gegenstände geachtet werden sollte. Alles in allem hat sich "Ciarán" bis dahin aber deutlich abgeschwächt. Auch die Regenmengen, die im Tagesverlauf im Westen des Landes zusammenkommen, sind nicht markant.
Die Wettervorhersage aus der 19 Uhr-heute-Sendung21.12.2024 | 1:12 min
Warum wird "Ciarán" auch ein "Bombenzyklon" genannt?
Der Begriff ist falsch. Richtig müsste Ciarán eine "Bombenzyklone" genannt werden. Zwischen einer Zyklone und einem Zyklon gibt es im deutschen Sprachgebrauch folgenden Unterschied: "Zyklone" ist der meteorologische Fachbegriff für ein Tiefdruckgebiet.
Ein Zyklon ist dagegen ein tropischer Wirbelsturm im Indischen Ozean und im Südwestpazifik. Das Wort "Bombe" leitet sich von einem weiteren Fachbegriff der "Bombogenese" ab. Dieser Prozess beschreibt in der Meteorologie eine besonders schnelle und starke Tiefdruckentwicklung.
Unter einer "Wetterbombe" oder "Bombenzyklone" versteht man also ein Tief, das sich besonders schnell entwickelt und verstärkt. Das ist der Fall wenn der Druck im Tiefzentrum um mehr als 24 Hektopascal (hPa) in 24 Stunden sinkt. "Ciarán" wird wohl von Mittwochmorgen bis Donnerstagfrüh einen Druckfall von 30 hPa verzeichnen - auf zwischen 950 und 955 hPa. Luftdruckrekorde für diese Region liegen bei etwas unter 950 hPa.
Warum ist das Tief so stark?
Der Herbst ist für starke Stürme in Westeuropa bekannt, denn der Temperaturunterschied zwischen noch warmen Süden und schon kaltem Norden ist besonders hoch. Das sorgt für eine Menge Energie. Außerdem werden wohl die hohen Wassertemperaturen im Nordatlantik noch einiges an Energie beigesteuert haben. Der Nordatlantik war über weite Teile der letzten Monate viel zu warm. Und so folgt am Samstag schon das nächste Sturmtief vom Nordatlantik.
Mehr zum Wetter
FAQ