Küste vor Jemen: Bergung von Öltanker steht kurz bevor

    Küste vor Jemen:Bergung von marodem Öltanker steht kurz bevor

    |

    Vor der Küste Jemens liegt seit Jahren ein rostender Öltanker mit gefährlicher Ladung. Eine UN-geführte Aktion zur Bergung des Schiffs steht jetzt kurz vor dem Start.

    Maroder Tanker "Safer" vor Jemen
    In dem maroden Tanker vor der jemenitischen Küste sollen sich etwa 1,1 Million Barrel Öl befinden.
    Quelle: afp

    Die Bundesregierung sieht Fortschritte bei der Mission der Vereinten Nationen (UN) zur Bergung von über einer Million Barrel Rohöl aus einem schrottreifen Tanker vor der Küste des Jemen. "Die technischen Vorprüfungen für das Abpumpen des Öls sind auf sehr gutem Wege und fast abgeschlossen", sagte Heike Potzel, Abteilungsleiterin für Krisenprävention, Stabilisierung, Friedensförderung und Humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt.

    Eine solche Aktion ist ein absolutes Novum für die Vereinten Nationen.

    Heike Potzel, Abteilungsleiterin im Auswärtigen Amt

    Experten hätten bei Untersuchungen festgestellt, "dass die Situation auf dem Schiff zum Glück nicht ganz so kritisch ist, wie wir befürchten mussten".

    UN-Operation soll Ölpest verhindern

    Mit der UN-Operation vor der Küste des Bürgerkriegslands Jemen soll verhindert werden, dass die gut 1,1 Million Barrel Öl in dem maroden Tanker "Safer" unkontrolliert austreten und zu einer Ölpest führen.
    Die "Safer", die unter Kontrolle der Huthi-Rebellen ist, liegt seit Jahren im Roten Meer, etwa neun Kilometer vor der Küste Jemens und droht auseinanderzubrechen. Das würde zu einem gigantischen Ölteppich mit verheerenden ökologischen und wirtschaftlichen Folgen im und am Roten Meer führen. Seit 2015 wurde das 350 Meter lange Schiff wegen des Bürgerkriegs im Jemen nicht mehr gewartet.

    Abpumpen des Öls dauert vermutlich Wochen

    In dem Tanker soll sich fast viermal so viel Öl befinden, wie 1989 vor Alaska aus dem auf Grund gelaufenen Tanker "Exxon Valdez" auslief. Der "Exxon Valdez"-Unfall gilt als eine der größten Umweltkatastrophen der Seeschifffahrt.
    UN-Schätzungen gehen von zwölf Millionen Menschen aus, die von Umwelt- und Gesundheitsschäden direkt betroffen wären. Das Ökosystem könnte durch ein Ölleck auf Jahrzehnte zerstört, der internationale Handel über den Suezkanal empfindlich gestört werden.
    Die Karte zeigt, wo genau der schrottreife Öltanker im Roten Meer liegt:
    Der schrottreife Öl-Tanker vor der Küste des Jemen

    ZDFheute Infografik

    Ein Klick für den Datenschutz
    Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
    In Dschibuti am Horn von Afrika wartet ein von den UN gekauftes zweites Schiff, die "Nautica", um zum Tanker "Safer" zu fahren, damit das Öl umgepumpt werden könne. Die vorbereitenden Arbeiten für das Abpumpen seien im Prinzip abgeschlossen. Das Abpumpen werde vermutlich einige Wochen dauern.
    Trotzdem bleibe ein Restrisiko: Die "Safer" sei ein über 40 Jahre alter Tanker, der roste und über Jahre nicht so habe gewartet werden können, wie es notwendig gewesen wäre.

    Deutschland zahlt 12 Millionen US-Dollar für Bergung

    2022 hatten die UN und die Niederlande auf einer Konferenz Geld für die Operation gesammelt. Die Gesamtkosten wurden auf 144 Millionen Dollar taxiert. Deutschland liegt mit gut 12 Millionen US-Dollar auf Rang drei der Geberländer, hinter Saudi-Arabien (18 Millionen) und den Niederlanden (15 Millionen US-Dollar).
    Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) habe bei ihrer Reise an den Golf Mitte Mai intensiv für eine solche zusätzliche Unterstützung geworben. Potzel sprach von einem wichtigen Zeichen, dass auch aus der Region Verantwortung übernommen werde. Neben Saudi-Arabien beteiligen sich etwa Katar und Kuwait.

    Es zeigt, dass auch die saudischen Partner wissen, welche Auswirkungen eine solche Katastrophe auf sie hätte.

    Heike Potzel, Abteilungsleiterin im Auswärtigen Amt

    Noch immer fehlen 28 Millionen US-Dollar für den Abschluss der Mission - für die letzten beiden Phasen der Operation werde noch zusätzliches Geld gebraucht, sagte Potzel. In Deutschland habe man sich etwa an die Privatwirtschaft gewandt und in einem Brief an 90 Unternehmen und Verbände um zusätzliche Unterstützung geworben.

    Huthi-Rebellen wollen Bergung ermöglichen

    Mit Blick auf den Bürgerkrieg im Jemen hätten die Huthi-Rebellen zugesagt, die Zufahrtswege für die Bergung freizuhalten, sagt Potzel.

    Huthi-Rebellen in Sanaa. Archivbild
    Quelle: Hani Al-Ansi/dpa

    Seit 2014/2015 herrscht im Jemen ein Bürgerkrieg mit internationaler Beteiligung. Die von Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Norden kämpfen gegen eine von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition im Süden. Derzeit gibt es erstmals Anzeichen auf eine friedliche Lösung des Konflikts.

    Quelle: dpa

    Mehr Nachrichten aus dem Jemen