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Niederlande:Sklaverei - entschuldigt sich der König?
von Gunnar Krüger
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Vergangenheitsbewältigung auf Niederländisch: 150 Jahre nach dem Ende der Sklaverei erwarten viele Nachfahren eine Entschuldigung des Königs - jetzt wäre dazu die Gelegenheit.
Die Ausstellung "Sklaverei" im Amsterdamer Rijksmuseum in den Niederlanden.
Quelle: dpa
Eine Probebühne in einem Gewerbegebiet bei Utrecht. Die Hauptfigur besteht aus einem schwarzen Handschuh und viel Pappmaché. Es ist die Spinne Anansi, zugleich weise und so frech, dass sie ihrem Schöpfer auf den Kopf steigt.
Iven Cudogham hat diese traditionelle Figur westafrikanischer Mythen erst zur Heldin seiner Kinderbücher gemacht - und schaut nun zu, wie daraus Puppentheater für Kinder wird.
Mythische Geschichten als Akt des Widerstands der Sklaven
Anansi sei genau die richtige Figur, um ihnen Verständnis für andere beizubringen. Denn die Spinne und die Mythen reisten um die Welt - als seine Vorfahren zu Sklaven gemacht wurden.
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"Sie mussten alles zurücklassen und konnten nur ihre Geschichten mitnehmen", sagt Cudogham, der annimmt, dass seine Vorfahren aus dem heutigen Ghana über Barbados nach Surinam verschleppt wurden. Anansi bekam auf solchen Reisen eine neue Funktion:
"Emanzipationsgesetz": Entschädigung nur für die Unterdrücker
Erzählen als Akt des Widerstands in einem grausamen System. Seit dem 16. Jahrhundert schlugen Niederländer geschätzt 600.000 Menschen in Ketten, zwangen sie zur unbezahlten Arbeit, brandmarkten sie buchstäblich als ihren Besitz. Bis zum 1. Juli 1863: Das "Emanzipationsgesetz" beendigte die Sklaverei.
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Die Unterdrücker erhielten eine Entschädigung. Die Unterdrückten erhielten die Auflage, noch zehn Jahre weiterzuarbeiten. So ist der 160. Jahrestag der Abschaffung der Sklaverei in den Kolonien der Niederlande eigentlich nur ein 150. Jahrestag. Die Historikerin Esther Captain gegenüber ZDFheute:
Captain hat erforscht, wie Staat und Sklaverei zusammen hingen, Teil einer Vergangenheitsbewältigung, durch die die Niederlande gerade gehen.
Noitmeer: Royale Entschuldigung von "großem symbolischen Wert"
Ende letzten Jahres bot Mark Rutte seine Entschuldigung an. Der 19. Dezember schien im Kalender dafür gerade zu passen. Der Premierminister der Niederlande versprach 200 Millionen Euro zur Aufarbeitung.
Dagegen ließ König Willem-Alexander gute Gelegenheiten verstreichen - wie im Januar bei seinem Besuch im karibischen Teil des Königreichs. Über die Gründe schweigen König und Regierung. Linda Noitmeer vom Nationalen Institut für Sklavereigeschichte sagt im Sender NOS:
Sie fügt hinzu, dass der König durchaus seine Worte selbst wählen könne - auch wenn er sich dabei mit Rutte absprechen muss.
Millionengewinne des Köngishauses aus Sklaverei
Eine Entschuldigung - mit nicht weniger rechnen viele Niederländer, wenn der König an diesem Samstagnachmittag im Amsterdamer Oosterpark eine Rede hält. Das Festival zum "Ketikoti", dem Tag der gebrochenen Ketten, wäre wieder eine Gelegenheit.
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Das Königshaus hat zum Jahrestag untersuchen lassen, wieviel Gewinn es durch seine direkte Verwicklung in die Sklaverei machte: Nach heutigen Maßstäben wären es nicht weniger als 545 Millionen Euro.
Ungewiss ist noch, ob auf eine Entschuldigung eine Entschädigung folgt. Ein Schuldeingeständnis durch den höchsten Vertreter des Staates könnte Grundlage für Klagen sein.
Entschuldigung oder Entschädigung - oder beides?
Geschichte ließe sich durchaus aufrechnen, so die Historikerin Captain. Die Niederländer seien zu allen Zeiten gute Buchhalter gewesen.
Die Spinne Anansi hat Samstag einen Auftritt beim Keti-Koti, dem Fest der zerbrochenen Ketten - genau wie der König. Iven Cudogham, der Kinderbuchautor, wird dabei sein.
"Die Institution Niederlande soll durch die Entschuldigung des Königs sagen: Ja, das stimmt, das war nicht in Ordnung." Er will keine Entschädigung, sondern eine Basis für das Zusammenleben.
Gunnar Krüger ist Korrespondent im ZDF-Studio Brüssel.