Nach Bootsunglück im Mittelmeer:Neun mutmaßliche Schleuser festgenommen
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Trägodie auf dem Mittelmeer: Ein Fischerboot kentert, möglicherweise sind dabei Hunderte Migranten ums Leben gekommen. Nun wurden mehrere mutmaßliche Schleuser festgenommen.
Festnahme eines Schleusers nach Bootsunglück vor Kalamata, Griechenland.
Quelle: epa
Einen Tag nach dem schweren Bootsunglück im Mittelmeer mit mindestens 78 Toten hat die griechische Küstenwache neun Überlebende festgenommen. Sie sollen als Schleuser agiert haben. Die griechische Nachrichtenagentur ANA meldete, die neun Verdächtigen ägyptischer Nationalität seien in der auf der Peloponnes liegenden Hafenstadt Kalamata festgenommen worden. Nach Angaben der Hafenbehörden befindet sich darunter auch der Kapitän des Bootes.
Das Fischerboot war am frühen Mittwochmorgen westlich der Peloponnes gekentert. Nach Angaben aus Kreisen der Hafenbehörden war das Schiff in Ägypten gestartet, hatte in der libyschen Hafenstadt Tobruk die Migranten an Bord genommen und dann Kurs Richtung Italien genommen.
Bis zu 750 Menschen wurden an Bord vermutet
78 Leichen wurden nach Angaben der Küstenwache bis Donnerstagabend geborgen, sie wurden zur Autopsie nach Athen gebracht. Es wird jedoch mit deutlich mehr Todesopfern gerechnet. Griechische Rettungskräfte haben ihre Suche nach hunderten Vermissten fortgesetzt. Zwei Patrouillenboote, eine Fregatte der griechischen Marine, drei Helikopter und neun weitere Schiffe suchten am Donnerstag in dem besonders tiefen Seegebiet westlich der Halbinsel Peloponnes das Mittelmeer ab.
Nach dem schweren Bootsunglück vor Griechenland sind bisher 78 Tote und 104 Überlebende geborgen worden.15.06.2023 | 2:00 min
Regierungssprecher Ilias Siakanataris zufolge gibt es Berichte darüber, dass sich bis zu 750 Menschen an Bord befanden. Das Fischerboot sei "25 bis 30 Meter lang" gewesen, sagte der Sprecher der Küstenwache, Nikolaos Alexiou, dem staatlichen Sender ERT. Das Deck sei voll mit Menschen gewesen. "Wir gehen davon aus, dass der Innenraum genauso voll war", ergänzte Alexiou.
Bisher 104 Menschen gerettet
Daniel Govevan, Anwalt bei der Hilfsorganisation Save the Children, befürchtet, dass sich "100 Kinder im Frachtraum befanden".
104 Menschen konnten nach offiziellen Angaben gerettet werden: 47 Syrer, 43 Ägypter, zwölf Pakistaner und zwei Palästinenser, ausschließlich Männer. Etwa 30 der Überlebenden befanden sich im Krankenhaus von Kalamata. Sie litten "vor allem an Lungenentzündung, Dehydrierung und Unterkühlung", sagte der Leiter der zuständigen Abteilung einem Radiosender. Die anderen Überlebenden wurden vorübergehend in einer Lagerhalle im Hafen von Kalamata untergebracht.
Eines der schlimmsten Schiffsunglücke Griechenlands
Das überladene Fischerboot war nach Angaben griechischer Behörden am Mittwochmorgen an einer der tiefsten Stellen des Mittelmeers gekentert, nachdem zuvor der Motor ausgefallen war. Regierungssprecher Siakantaris erklärte, das Boot sei innerhalb von nur zehn bis 15 Minuten gesunken.
Die griechische Regierung rief eine dreitägige Staatstrauer aus. Das oberste Gericht Griechenlands ordnete eine Untersuchung zur Ursache des Unglücks an. Schon jetzt ist die Zahl der Todesopfer die höchste bei einem Schiffsunglück in Griechenland seit vielen Jahren. Nach von der AFP erhobenen Daten ereignete sich das schlimmste Flüchtlingsunglück in Griechenland am 3. Juni 2016, als 320 Menschen starben oder als vermisst gemeldet wurden.
Scholz: Brauchen europäisches, solidarisches System
Griechenland ist neben Italien und Spanien eines der Hauptankunftsländer für zehntausende Menschen aus Afrika und dem Nahen Osten, die nach Europa wollen.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nannte das Flüchtlingsunglück "bedrückend". Es rufe "uns allemal mehr dazu auf, alles dafür zu tun, dass das vermieden wird", sagte Scholz am Rande der Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin. Menschen dürften diese "gefährlichen Fluchtrouten" nicht mehr wählen. Um das zu schaffen, müsse Europa ein "gemeinsames und solidarisches System des Umgangs mit der Fluchtmigration" entwickeln.
Quelle: AFP, dpa
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